"Die Ära Tedesco beginnt mit einem Hattrick von Lukaku", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Lukaku schießt die Teufel zum Sieg", titelt das GrenzEcho. "Ein Hattrick von Lukaku verschafft Tedesco ein Traumdebüt", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Die Roten Teufel haben am Freitagabend ihr Auftaktspiel in der EM-Qualifikation gegen Schweden mit 3:0 gewonnen. Romelu Lukaku war der Held des Abends. Der Stürmer schoss gleich alle drei Tore. Und nach der doch verkorksten WM melden sich die Roten Teufel damit unter ihrem neuen Trainer Domenico Tedesco eindrucksvoll zurück. So formuliert es auch Het Nieuwsblad: "Zurück auf der ganzen Linie", so die Schlagzeile. Das Fazit von La Dernière Heure: "Es ist eine Premiere, die Gutes verheißt".
Krise im Bankensektor - Kein Grund zur Besorgnis?
Einige Zeitungen blicken aber auch besorgt auf die Finanzmärkte: "Die Banken beben", so die Aufmachergeschichte von De Standaard. "Die Deutsche Bank lässt die Märkte zittern", präzisieren Le Soir und De Tijd.
Nach der Pleite der Silicon Valley Bank und den Turbulenzen um die Crédit Suisse ist am Freitag die Deutsche Bank an den Finanzmärkten unter Druck geraten. "Erleben wir nun doch ein Szenario wie 2008?", fragt sich schon besorgt La Libre Belgique.
"Die Finanzkrise von 2008 ist nach wie vor ein wirkliches Trauma", analysiert De Tijd in ihrem Leitartikel. Und der beste Beweis, das ist die Reaktion der Märkte auf die Ereignisse der letzten 14 Tage. Im Moment herrscht eine merkliche Unruhe, das Vertrauen bröckelt. Und jeder weiß: Panik schürt Panik. Das ist umso gefährlicher in einer Welt, in der Onlinebanking die Regel ist und jeder Kunde mit ein paar Mausklicks sein Konto leerräumen kann. Das kann nochmal wie ein zusätzlicher Brandbeschleuniger wirken. Doch sollte man sich zwischendurch auch mal die Mühe machen, sich die Fakten anzuschauen. Den Fehler, den die Amerikaner gemacht haben, als sie die Liquiditätsvorgaben für kleinere und mittlere Banken gelockert haben, diesen Fehler hat man in Europa nicht gemacht. Und wenn man sich die belgischen Banken anschaut: Die weisen überdurchschnittlich hohe Liquiditäts- und Kapitalpuffer auf. Es besteht also wirklich kein Grund zur Besorgnis. Und auch neue Regeln, die den Sektor zusätzlich an die Leine nehmen würden, sind nicht nötig, sondern wären sogar gesamtwirtschaftlich kontraproduktiv.
Verbitterung nach dem Aus für Legoland-Park in Charleroi
Vor allem die frankophonen Zeitungen beschäftigen sich ihrerseits mit dem Aus für den Legoland-Freizeitpark in Charleroi. "Der Rückzug von Legoland ist ein herber Schlag für die Wallonie", titelt etwa L'Echo. Eigentlich sollte auf dem früheren Caterpillar-Gelände ein Legoland-Vergnügungspark entstehen; die Betreibergesellschaft hat sich aber am Freitag aus dem Projekt zurückgezogen.
"Adieu die rund 1.600 neuen Jobs, Adieu die erhofften 1,5 Millionen Besucher, Adieu die Umwandlung einer 100 Hektar großen Industriebrache", meint dazu leicht verbittert Le Soir. Das ehemalige Caterpillar-Gelände scheint fast schon verflucht zu sein. Einen wirklichen Schuldigen kann man hier nicht ausmachen. Einfach nur "dumm gelaufen", könnte man sagen, denn der Rückzug erklärt sich wohl vor allem durch interne Veränderungen bei der Betreiberfirma und das allgemeine wirtschaftliche Klima. Ein Fehler war es allerdings, die Pläne so früh öffentlich zu machen. Hier hat man offensichtlich das Fell des Bären verteilt, bevor er erlegt war.
L'Avenir sieht das exakt genauso. Den idealen Sündenbock, den wird man hier nicht finden. Denn jeder weiß um den schwierigen wirtschaftlichen Kontext. Die Kommunikation der politisch Verantwortlichen wirft allerdings Fragen auf. Eine letztlich unverbindliche Absichtserklärung der Legoland-Betreibergesellschaft so hoch zu hängen, das hat sich als falsch erwiesen. Das ist ein politischer Fehler, der sich noch rächen wird. Aber, immerhin: In dieser Geschichte gibt es kein neues soziales Blutbad zu beklagen.
Eine Chance für etwas Neues?
L'Echo teilt die Enttäuschung, glaubt aber im Rückzug von Legoland auch eine Chance zu erkennen. "Wer weiß? Vielleicht kommt dieser Rückschlag genau zum richtigen Zeitpunkt", meint das Blatt. Gerade jetzt stehen die Zeichen in der EU schließlich auf Reindustrialisierung. In der EU soll die Herstellung von Computerchips und Lithiumbatterien gefördert werden, will man auf Wasserstoff und die Produktion eigener Technologien mit Blick auf die Energiewende setzen. Diese Gelegenheit muss die Wallonie beim Schopf packen, man muss sich jetzt entschlossen und proaktiv auf die Suche nach den Akteuren der Zukunft machen. Und im Gegensatz zu Legoland wären das zudem Projekte mit wirklich hoher Wertschöpfung.
La Libre Belgique, La Dernière Heure und L'Avenir bringen heute ein bemerkenswertes Interview mit dem Generalsekretär des Wallonischen Parlaments, Frédéric Janssens. Der ist im Moment vom Dienst suspendiert. Ihm werden, grob gesagt, die Verschwendung öffentlicher Mittel und auch seine Amtsführung zur Last gelegt. Janssens äußert sich zum ersten Mal zu den Vorwürfen. "Ich bin unschuldig, ich habe mir nichts vorzuwerfen", so seine Kernaussage in den Interviews.
Sozialkonflikt bei Delhaize - Wie wäre es mit anders denken?
De Morgen blickt noch einmal auf den Sozialkonflikt bei der Supermarktkette Delhaize. Vor allem in Flandern ist überwiegend scharfe Kritik an den Gewerkschaften zu hören. Nach dem Motto: "Die wollen Delhaize doch kaputtstreiken". Man sollte sich aber mal die Mühe machen, sich in die betroffenen Delhaize-Mitarbeiter zu versetzen, empfiehlt das Blatt. Die wissen ziemlich genau, was sie erwartet: Mehr Arbeit für weniger Geld und weniger Rechte. Damit das klar ist: Hier geht es nicht darum, selbstständige Supermarktbetreiber zu Ausbeutern und Sklaventreibern zu stempeln. Ihr Sektor ist ganz einfach so gestrickt, das liegt quasi in der Natur der Sache.
Man kann es den Mitarbeitern aber auch nicht verdenken, wenn sie sich verteidigen und ihre erworbenen Rechte weitgehend bewahren wollen. Statt von der Seitenlinie reflexartig auf die angeblich rückwärtsgewandten Gewerkschaften einzuprügeln, sollte man vielleicht auch schonmal Verständnis für die Mitarbeiter aufbringen.
Roger Pint