"2035 stoppt der Verkauf von Autos mit Diesel- oder Benzinmotor", titelt Het Nieuwsblad. "Der Weg für das Elektroauto ist geebnet", bemerkt Le Soir auf Seite eins.
Das EU-Parlament hat gestern das Verbrenner-Aus endgültig besiegelt. Ab 2035 dürfen keine Neuwagen mehr verkauft werden, die Treibhausgase ausstoßen. Parallel dazu hat die EU-Kommission auch ihren Vorschlag für neue Klimaschutzziele für Busse und LKWs vorgelegt. Deren CO2-Ausstoß muss demnach bis 2040 um 90 Prozent sinken.
"Ist dieses Ziel ehrgeizig genug? Warum muss das nochmal so lange dauern?", fragt sich De Standaard in seinem Leitartikel. Nun, man muss zugeben, dass insbesondere für den Schwerlastverkehr der Umstieg auf Elektromobilität noch einmal eine ganz andere Herausforderung ist. Andererseits hat sich in diesem Bereich in den letzten Jahren aber doch schon erstaunlich viel getan. Hier hat man sich wohl für einen betont realistischen Weg entschieden: Zu ehrgeizige Ziele, bei denen man von vornherein davon ausgehen kann, dass sie unerreichbar sind, wirken demotivierend und sind damit letztlich kontraproduktiv. Leider hat die EU-Kommission aber einen entscheidenden Punkt vergessen: Der sauberste Kilometer ist der, der nicht zurückgelegt wird. Der Zukunftsvision der EU-Kommission fehlt es an Kreativität und Einfallsreichtum.
Kürzere Wartezeiten für Generika
Apropos EU: "Europa will den Patentschutz von Medikamenten gegen Generika verkürzen", titelt L'Echo. Die Schlagzeile von De Tijd ist griffiger: "Die EU will schneller billigere Medikamente." Im Moment dauert es zehn Jahre, bis von einem Präparat auch Generika, also Nachahmer-Produkte angeboten werden dürfen. Diese enthalten denselben Wirkstoff, sind aber oft kostengünstiger als das Original. Die EU-Kommission will diese Wartezeit von zehn auf acht Jahre verkürzen.
Das ist ein schmaler Grat, meint nachdenklich De Tijd. Die Pharmaindustrie genießt gewissermaßen ein zweischneidiges Image: Mal sind es die Helden, die Krankheiten heilen und Leben retten; dann sind es wieder die Bösewichte, die sich auf dem Rücken der Gesundheitsfürsorge eine goldene Nase verdienen. Beide Wahrnehmungen gehen manchmal nahtlos ineinander über. Jüngstes Beispiel ist die Corona-Krise: Dem einhelligen Lob über die schnellen Impfungen folgte die Empörung über die astronomischen Gewinne, die die Konzerne damit gemacht haben.
Aber genau hier liegt die Krux: Forschung und Entwicklung muss sich lohnen, ansonsten gerät der Innovationsmotor ins Stottern. Am Patentrecht herumzuschrauben, ist also ein heikles Unterfangen. So richtig es ist, nach einem gesünderen Gleichgewicht zwischen Innovationsanreizen und Bezahlbarkeit zu suchen, es ist und bleibt ein Balanceakt.
Energie: Belgien und Deutschland weisen den Weg
"De Croo und Scholz schließen Energiepakt", schreibt derweil das GrenzEcho auf Seite eins. "Belgien und Deutschland wollen ihre Wasserstoffnetze verknüpfen", so die Schlagzeile von L'Echo. Premierminister Alexander De Croo und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz haben gestern bei einem deutsch-belgischen Energie-Gipfel in Zeebrugge eine neue Partnerschaft besiegelt. Grob gesagt ging es darum, die verschiedenen Energienetze noch besser miteinander zu verbinden.
Belgien ist sich inzwischen seiner einzigartigen geostrategischen Position im Herzen Westeuropas bewusst und spielt diese Karte jetzt voll aus, lobt L'Echo in seinem Leitartikel. Buchstäblich im Schatten der Windräder des Hafens von Seebrügge schlossen De Croo und Scholz ein Abkommen über den Transport von Wasserstoff zwischen beiden Ländern. Belgien und Deutschland weisen hier den Weg: Die Europäischen Staaten müssen der Industrie neue Infrastruktur bereitstellen, damit die Energiewende auch wirtschaftlich zum Erfolg führt.
L'Avenir sieht das ähnlich. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen stellt insbesondere die EU vor enorme Herausforderungen. Ob der belgisch-deutsche Energiepakt wirklich ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in eine CO2-freie Zukunft ist, muss sich noch zeigen. In jedem Fall wäre es gut, wenn auch in Belgien nach einem endlosen energiepolitischen Schleuderkurs endlich die Weichen entschlossen Richtung Zukunft gestellt würden.
"Die Welt im Bann der Ballons"
Einige Leitartikler beschäftigen sich weiterhin mit der Aufregung um chinesische Spionage-Ballons und diverse andere "unbekannte Flugobjekte". Das Ganze sorgt inzwischen für globale Turbulenzen, kann das GrenzEcho nur feststellen. Das ging sogar so weit, dass sich die US-Regierung dazu genötigt sah, klarzustellen, dass es sich nicht um außerirdische Aktivitäten handele.
Eins zeigen die Vorkommnisse jedenfalls in aller Deutlichkeit: Angesichts der Spannungen zwischen den USA und China sollten alle diplomatischen Mittel ausgeschöpft werden, um eine Normalisierung der Beziehungen zu erreichen. Die Alternative sind weitaus größere Turbulenzen, an denen weder die USA noch China Interesse haben können.
"Die Welt ist im Bann der Ballons", konstatiert auch Het Belang van Limburg. Doch während alle Welt noch über die Herkunft der Flugobjekte spekuliert, bleibt die vielleicht noch interessantere Frage unbeantwortet: Warum sorgen diese fliegenden Fremdkörper erst jetzt für solche Schlagzeilen? Allein in den USA gab es in den letzten Jahren mindestens vier vergleichbare Vorfälle. Damals blieb das geheim. Jetzt offensichtlich nicht mehr. Das mag auch damit zusammenhängen, dass sich die Spannungen zwischen den USA und China immer weiter hochschaukeln. In Washington sieht man die immer entschlossener vorangetriebenen globalen Ambitionen Chinas zunehmend mit Sorge. Es ist also ein zunehmend bedeckter Himmel, durch den diese auf den ersten Blick vielleicht unschuldigen Ballons gleiten.
Roger Pint