"Abschied von Firdaous", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Drogenmafia wird immer dreister", notiert De Tijd auf ihrer Titelseite. "Gebt Antwerpen 50 Millionen Euro und wir bewachen selbst den Hafen", zitiert Gazet van Antwerpen den Bürgermeister der Stadt Bart De Wever.
Nach dem Tod der elfjährigen Firdaous während einer Schießerei im Antwerpener Drogenmilieu beschäftigen sich die Zeitungen in ihren Leitartikeln auch weiterhin mit der Frage, wie der Kampf gegen die Drogenmafia am besten geführt werden soll. Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever hatte vorgeschlagen, die Armee einzusetzen. Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder hatte dies zurückgewiesen.
La Libre Belgique findet das richtig und meint: Auch die Armee könnte keine besseren Erfolge erzielen als die Polizei. Unsere Soldaten sind für den Kampf gegen die Drogenmafia nicht ausgebildet. Der einzige Weg, um das Drogenproblem in Antwerpen erfolgreich zu bekämpfen, sind massive Investitionen in die Polizeiarbeit. Das dadurch Erfolge erzielt werden können, hat die Entschlüsselung des Nachrichtensystems SkyECC gezeigt. Auch da wurde viel Geld investiert. Außerdem muss natürlich auch die Gesellschaft daran erinnern werden, dass sie durch den Konsum von Drogen ein Teil des Problems ist, erinnert La Libre Belgique.
Drogenkonsum – das Beispiel Portugal
L'Avenir notiert: Der Konsum von Drogen ist eine gesellschaftliche Herausforderung, ähnlich wie der Alkoholkonsum. Das Verbot von Drogen führt zur Entstehung der kriminellen Milieus, unter denen die Gesellschaft zu leiden hat. Portugal hat alle Drogen legalisiert und fährt damit gut. Aber natürlich braucht man für so eine Entscheidung Mut, unterstreicht L'Avenir.
Het Nieuwsblad bedauert: Leider ist die Einberufung des Nationalen Sicherheitsrats abgelehnt worden. Das war neben dem Einsatz des Militärs eine weitere Forderung von De Wever. Und diese Forderung macht durchaus Sinn. Denn in den vergangenen sechs Monaten hat sich schon Einiges getan im Kampf gegen die Drogenmafia. Weil die Gewalt in Antwerpen zugenommen hat, wurden politische und bürokratische Gräben überwunden, hat man sich zusammengerauft und Allianzen geschmiedet, um gemeinsam das Drogenproblem zu bekämpfen. Diese Bündnisse sind zerbrechlich. Es wäre gut gewesen, diese guten Ansätze durch eine übergeordnete Instanz wie den Nationalen Sicherheitsrat zusammenzuhalten, ist Het Nieuwsblad überzeugt.
Keine Transparenz
La Dernière Heure kommt auf die Einigung zur Laufzeitverlängerung der Atommeiler Doel 4 und Tihange 3 zurück: Zwei Probleme gibt es mit dieser so genannten Einigung. Zum einen ist Engie nicht wirklich verpflichtet, im Winter 2025/26 die Atommeiler weiter zu betreiben. Engie soll sich nur darum bemühen. Zum anderen werden die Steuerzahler im Unklaren gelassen, ob sie letztlich nicht doch zur Kasse gebeten werden. Eine Offenlegung der Einigung würde für mehr Klarheit sorgen. Doch diese Transparenz bleibt die Regierung den Bürgern schuldig, kritisiert La Dernière Heure.
De Morgen kommentiert zum Abschied der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair vom Brüsseler Flughafen Zaventem: Es ist gut, dass der Flughafen standhaft geblieben ist und sich nicht darauf eingelassen hat, Ryanair Sonderbedingungen einzuräumen. Ryanair-Boss Michael O'Leary will nicht akzeptieren, dass Fluggesellschaften pro Ticket eine Steuer erheben müssen. Damit soll ein Beitrag geleistet werden für die Umweltbelastung durch den Flugverkehr. Diese Steuer ist nur zu begrüßen, wenn man es ernst meint mit dem Versuch, etwas gegen die Klimaerwärmung zu tun, betont De Morgen.
Böses Spiel
Le Soir beschäftigt sich mit dem Schicksal des belgischen Entwicklungshelfers Olivier Vandecasteele im Iran: Immer deutlicher wird es, dass Vandecasteele nur ein Spielball, ein Pfand in den Händen des Irans ist. Das herrschende Regime dort will mit aller Macht die Freilassung des in Belgien inhaftierten Diplomaten erreichen, der wegen terroristischer Umtriebe verurteilt wurde. Dass das Regime in Teheran keine Skrupel besitzt, haben gerade erst die öffentlichen Hinrichtungen von jungen Männern gezeigt, die an den aktuellen Demonstrationen im Iran teilgenommen hatten. Es ist ein böses Spiel, dem Vandecasteele zum Opfer fällt, beklagt Le Soir.
De Standaard schreibt zur Lage in der Ukraine: Die unterschiedlichen Meldungen darüber, ob die Stadt Soledar von der russischen Söldnertruppe Wagner eingenommen worden ist oder nicht, zeigt die Risse, die es in der Kreml-Mauer in Moskau gibt. Wagner-Chef Prigoschin will sich als starken Mann und fähiger darstellen als Verteidigungsminister Schoigu. Dass der Kreml gestern selbst die Einnahme von Soledar dementiert hat, muss Prigoschin wie ein Dolchstoß in seinen Rücken empfinden. Es brodelt im Kreml, stellt De Standaard fest.
Kay Wagner