"Krise: Jedes dritte KMU in der Existenz bedroht – nicht genug Reserven, um Energie- und Lohnschock zu überleben", schlägt das GrenzEcho Alarm. "Drei von zehn Kleinen und Mittleren Unternehmen bedroht, obwohl sie vor einem Jahr noch gesund waren", stellt L'Echo auf Seite eins fest. "Auf dem Zahnfleisch: Eins von drei KMU mit finanziellen Reserven durch", schreibt De Tijd, Gazet van Antwerpen formuliert es fast gleich.
Die belgischen Arbeitgeber warnen, dass sie nun vor einer echten Zerreißprobe stehen, kommentiert De Standaard. Denn Ende dieses Monats muss eine letzte große Gruppe Arbeitnehmer kompensiert werden für all die Preissteigerungen des letzten Jahres. Das zehrt an der Wettbewerbsfähigkeit und kostet letzten Endes Jobs. Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Staat ringen zäh miteinander, wer den größten Teil dieser Belastung schultern soll. Die Arbeitgeber wollen dazu bei den Löhnen auf die Bremse treten, die Arbeitnehmer ihrerseits verweisen auf die hohen Gewinne der Firmen. Und der Staat – und damit letztlich natürlich wir Steuerzahler – kann zwar einspringen, aber das geht dann natürlich zulasten des Haushalts. Sie alle müssen sich gemeinsam an den Tisch setzen und eine Lösung finden. Denn nicht alle Arbeitnehmer haben eine Lohnkompensation nötig oder zumindest doch keine vollständige. Gleichzeitig ist es aber sich auch nicht so, dass alle Firmen Schutz bräuchten. Der Staat seinerseits könnte mit seinen Unterstützungsmaßnahmen deutlich zielgerichteter sein, damit wir ohne finanzielles Drama aus dieser Krise kommen, empfiehlt De Standaard.
Keine Schwarz-Weiß-Diskussion
Es ist höchste Zeit, eine offene Diskussion über die automatische Indexanpassung der Löhne zu führen, findet auch Gazet van Antwerpen. Denn Menschen mit hohem Einkommen brauchen sie eigentlich nicht. Menschen mit geringen Einkommen hingegen schon. Allerdings ist letzteren auch nicht wirklich geholfen, wenn ihr Arbeitgeber durch die Lohnerhöhungen pleitegeht und sie so ihren Job verlieren. Im Gegensatz zu den hohen Energiepreisen kann die Föderalregierung bei der Lohnbildung auch aktiv werden, um dabei zu helfen, gegen die bereits sehr hohen und schnell weiter steigenden Lohnkosten in Belgien vorzugehen. Um ganz deutlich zu sein: Das ist kein Plädoyer für eine Abschaffung der Indexierung. Über einen so wichtigen Mechanismus darf keine Schwarz-Weiß-Diskussion geführt werden. Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was Sinn und Zweck des Mechanismus ist, nämlich den Wohlstand im Land zu steigern. Unter den heutigen Bedingungen kann die Indexanpassung in gewissen Fällen aber zu weniger Wohlstand führen. Und das kann ja wohl niemand ernsthaft wollen, mahnt Gazet van Antwerpen.
Abschreckende Beispiele und nicht nachvollziehbare Empörung
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit der Lage in den belgischen Krankenhäusern: Das neue Jahr ist erst einige Tage alt und doch fühlt es sich schon wieder an wie zu Anfang 2022, 2021 oder 2020. Nicht dringend notwendige Behandlungen müssen verschoben werden, etwa am Universitätskrankenhaus Löwen. Dieses Mal aber nicht, weil wir von einer Covid-Welle überspült werden. Es ist eine Mischung aus Grippe, RS-Virus und Corona, die das Gesundheitssystem gerade lahmlegt. Wenn so etwas im Prinzip jeden Winter passiert, dann läuft offenbar etwas organisatorisch schief in den Krankenhäusern. Und dann muss auch etwas passieren. Ideen gibt es genug. Und auch abschreckende Beispiele, was uns bevorstehen könnte, wenn nichts unternommen wird, siehe Großbritannien. Dort haben Personalmangel und Unterfinanzierung schon zu menschenunwürdigen Zuständen und selbst Todesopfern geführt, warnt Het Laatste Nieuws.
La Dernière Heure blickt im Corona-Kontext nach China: Nicht einmal dort kann noch jemand das komplette Versagen beim lokalen Umgang mit Covid leugnen. Drei Jahre lang hat sich das Land der "Null-Covid"-Fata Morgana hingegeben. Mit ihren Exzessen hat die chinesische Regierung letztlich das Volk auf die Barrikaden getrieben. Woraufhin einfach hopplahopp alle Schutzmaßnahmen abgeschafft wurden. Jetzt empört sich das Land, in dem die globale Pandemie ja ihren Anfang genommen hatte, weil der Westen seinerseits Schutzmaßnahmen gegen Reisende aus China ergreift. Aber kann man dem Westen wirklich verdenken, dass er versucht, sich gegen ein neues Virus-Trauma zu schützen? Nein, kann man nicht. Nicht angesichts der Undurchsichtigkeit Chinas. Nicht angesichts der drastischen Quarantänemaßnahmen, denen sich Menschen in den letzten drei Jahren bei ihrer Einreise nach China unterziehen mussten. Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt am europäischen Vorgehen, dann, dass es nicht klarer und entschlossener ist, meint La Dernière Heure.
Rechte dürfen nicht missbraucht werden
Het Belang van Limburg kommt auf die Polemik um die "Nackt-Durchsuchungen" der Angeklagten im Brüsseler Terror-Prozess zurück: Wut und Unverständnis – das sind die vorherrschenden Gefühle einen Monat nach Beginn des Prozesses. Dass es noch immer kaum um den Kern der Angelegenheit ging, nämlich die Attentate, hat zu sichtbarem Frust geführt – bei der Vorsitzenden Richterin, bei den Anwälten, aber vor allem auch bei den Opfern und ihren Angehörigen. Natürlich haben auch Terrorverdächtige Rechte, egal wie schwer die Vorwürfe gegen sie sind. Genau das ist es schließlich, was ein demokratisches Land wie unseres ausmacht. Diese Rechte dürfen allerdings nicht missbraucht werden, um den Prozess aus dem nichtigsten Anlass wieder und wieder zum Stocken zu bringen. Aber genau das scheint das Ziel zu sein, ein Hinhaltemanöver folgt auf das nächste. Die Angeklagten nutzen jeden erdenklichen Vorwand, um den Menschen nicht in die Augen blicken zu müssen, deren Leben sie zerstört haben. Dafür gibt es nur einen Ausdruck: Feigheit, donnert Het Belang van Limburg.
Boris Schmidt