"Marokkanischer Stunt kostet Spanien den Kopf", vermeldet Het Belang van Limburg den Fußball-WM-Sieg der "Löwen vom Atlas" über "La Roja". "Spanien scheitert überraschend im Elfmeterschießen – Marokko und Portugal weiter", so das GrenzEcho. "Marokko, der Überraschungsgast des Viertelfinales", schreibt Le Soir. "Feiern, als ob Marokko schon Weltmeister wäre", lautet die Überschrift bei De Standaard. "Vor allem Feiern, aber auch wieder Ausschreitungen", liest man bei Het Laatste Nieuws.
Die Feier des marokkanischen Siegs über Spanien in Katar war vor allem ein warmes und ausgelassenes Volksfest, kommentiert Gazet van Antwerpen. Das ist insbesondere den echten marokkanischen Fußballfans zu verdanken, den Jugendarbeitern in Brüssel und Antwerpen, den marokkanischen Vätern und Händlern, die Verantwortung übernommen haben und auch der Polizei. Nach den heftigen vorherigen Ausschreitungen waren die Wut und Enttäuschung über die Randalierer innerhalb der marokkanischen Gemeinschaft groß. Marokkanisch-stämmige Prominente verurteilten die Ausschreitungen und riefen zu Ruhe auf. Ein Aufruf, der danach größtenteils befolgt worden ist. Um diese außer Kontrolle geratenen und frustrierten Jugendlichen wieder auf die richtige Bahn zu bekommen, müssen alle zusammenarbeiten. So wie es gestern geschehen ist, als die Anwohner deutlich zeigten, dass sie ihre Viertel nicht von Krawallmachern terrorisieren lassen wollen. Das löst natürlich nicht alle Probleme. Aber wir haben eine Dynamik zu Gesicht bekommen, auf der wir hoffentlich in Zukunft aufbauen können, so Gazet van Antwerpen.
Danke!
Auch gestern haben sich wieder Bekloppte unter die Feiernden gemischt, deren Verhalten weder etwas mit Fußball noch mit Feiern zu tun hatte, schreibt La Dernière Heure. Schon vor dem Spiel war in den sozialen Medien zu Plünderungen und Angriffen auf die Polizei aufgerufen worden. Das muss hart bestrafen werden. Aber wir sollten andere Bilder zurückbehalten: Die Menschenketten aus älteren Mitgliedern der maghrebinischen Gemeinschaft, die wir schon beim Spiel Marokko gegen Kanada gesehen hatten und die die jugendlichen Heißsporne von den Sicherheitskräften ferngehalten haben. Es waren vor allem diese Bürger, die verhindert haben, dass die Situation außer Kontrolle geraten ist. Bedanken wir uns bei diesen Menschen. Denn das ist das Belgien, das wir seit 30 Jahren lieben, betont La Dernière Heure.
Nukleare Scheuklappen abnehmen!
La Libre Belgique befasst sich mit dem neuesten Kapitel der belgischen "Nuklearsaga": Ein neuer Bericht des Stromnetzbetreibers Elia und des Gasverteilers Fluxys warnt vor möglichen Stromengpässen in künftigen Wintern. Deshalb muss die Föderalregierung ab heute über eine mögliche Anpassung ihrer Pläne für die belgischen Atomreaktoren sprechen. Die Regierung wird sich immer stärker bewusst, dass es nicht reichen wird, nur die Laufzeit von Doel 4 und Tihange 3 zu verlängern, schreibt die Zeitung. Aber abgesehen von der Bewegung, die das in die Parteilinien - sicher nicht zuletzt der Grünen - bringt, stellen sich grundsätzlichere Fragen: Ist sich unser Land wirklich der energetischen Herausforderungen bewusst, die uns bevorstehen? Sind wir bereit, unsere internationalen Verpflichtungen zu respektieren, was die Reduzierung des CO2-Ausstoßes angeht, um gegen die Klimaerwärmung zu kämpfen? Werden wir in der Lage sein, den Bedarf an dekarbonisierter Energie zu decken, der in Zukunft explodieren wird? Die Laufzeit von mehr Reaktoren zu verlängern, wie es die MR fordert, wäre zwar sehr kompliziert, aber nicht unmöglich. Die Regierung muss den Bedarf identifizieren und pragmatisch und realistisch handeln. Ohne ideologische Scheuklappen – also anders als bisher so oft in diesem Dossier, fordert La Libre Belgique.
Grüne, die vorschlagen, die Laufzeit einiger Kernzentralen zu verlängern?, fragt Het Belang van Limburg. Rüttelt das nicht an grünen Kernprinzipien? Die Wahrheit ist aber nun mal, dass es Probleme mit der Energieversorgungssicherheit gibt. Schuld daran sind ironischerweise Kernkraftwerke – nicht unsere, sondern die in Frankreich. Indem die Grünen jetzt selbst den Kurs vorgeben, versuchen sie, ihren Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen, analysiert Het Belang van Limburg.
Mangel an Weitsicht
Es wäre zu einfach, die Schuld an der Misere der belgischen Energiepolitik einer Partei, in diesem Fall den Grünen, in die Schuhe schieben zu wollen, warnt De Morgen. Vieles ist auf enttäuschende Politik und einen unzulänglichen Regierungsstil zurückzuführen. Belgien hangelt sich von temporären Lösungen zu mangelhaften Kompromissen. Jahrzehntelang hat das den sozialen Frieden und den Wohlstand in unserem Land gesichert. Aber dieser Mangel an Weitsicht droht uns langsam zum Verhängnis zu werden, nicht nur in Sachen Energiepolitik, beklagt De Morgen.
De Tijd blickt auf die Verhandlungen zwischen der Föderalregierung und dem französischen Energiekonzern Engie, seines Zeichens Betreiber der belgischen Kernzentralen. Engie sagt schon lange, dass eigentlich keine Zeit mehr für die technischen Maßnahmen, mit denen die Reaktoren für eine Laufzeitverlängerung fit gemacht werden müssten, bleibt. Währenddessen scheint man in der Rue de Loi alle Zeit der Welt zu haben. Sorgen bereitet auch, dass die Föderalregierung noch immer nicht mit einer Stimme spricht. Engie verhandelt in einem der komplexesten Dossiers dieser Legislatur mit einem Gegenüber, das intern zerstritten ist – während die Uhr des technisch Machbaren gnadenlos tickt, kritisiert De Tijd.
Opfern nicht noch mehr Leid zufügen!
Het Nieuwsblad kommt auf den Prozess um die Terroranschläge von Brüssel zurück: Die Angeklagten beklagen sich – wegen der übertrieben strengen Maßnahmen während der Transporte, über die laute Musik, die Leibesvisitationen. Die Terroristen haben mit ihrem Doppelanschlag ein furchtbares Blutbad angerichtet und Opfern und Angehörigen großes Leid zugefügt. Es ist also wirklich nachvollziehbar, wenn jetzt für die Gerichtsverhandlung extreme Sicherheitsvorkehrungen ergriffen werden. Wer sich selbst zum Staatsfeind Nummer eins gebombt hat, sollte echt nicht darüber jammern. Proteste gegen angeblich menschenunwürdige Behandlungen bei Hochsicherheitsprozessen hat es schon immer gegeben, egal, ob es nun um Drogenbarone, iranische Spione oder Schwerkriminelle ging. Die Angeklagten des Terrorprozesses werden also entsprechend der Regeln behandelt, die schon seit Jahrzehnten gelten. Dass sie nun behaupten, aufgrund ihrer Religion bewusst erniedrigt zu werden, zeigt vor allem, dass sich ihre kranke Ideologie nicht verändert hat, dass sie noch immer keine Reue darüber empfinden, im Namen ihrer Religion ein Massaker angerichtet zu haben. Damit machen sie allen Betroffenen das Leben nur noch schwerer. Das sollten auch ihre Anwälte begreifen. Ja, die Angeklagten müssen verteidigt werden. Aber die Opfer dürfen dadurch nicht noch mehr leiden als ohnehin schon, wettert Het Nieuwsblad.
Boris Schmidt