"Der Kampf gegen die Drogen zeigt keine Wirkung", zitiert De Standaard Antwerpens Schöffen Tom Meeuws auf Seite eins. "Was kann die öffentliche Hand noch gegen die Drogengewalt in Antwerpen ausrichten?", fragt sich De Morgen auf seiner Titelseite. "Kampf gegen die Drogen pfeift in Antwerpen aus den letzten Löchern", so die Schlagzeile von Le Soir.
Die anhaltende Gewalt im Drogenmilieu von Antwerpen beschäftigt die Zeitungen auch in ihren Leitartikeln. De Morgen notiert: Die Operation Sky hat gezeigt, wie es gehen kann. Mit vereinten Kräften und modernster Technik hat die Föderalpolizei eindrucksvolle Erfolge zu verbuchen, aber wenn man so etwas in großem Stil für den Kampf gegen die Drogenmafia in Antwerpen einsetzen will, braucht man dafür Geld, spezialisiertes Personal und eine funktionierende Zusammenarbeit unterschiedlicher Ebenen. All das ist keine Selbstverständlichkeit und es ist eher fraglich, ob das eines Tages Wirklichkeit wird, bleibt De Morgen pessimistisch.
Drogen = abgehackte Finger
De Standaard weiß: Niemand kann behaupten, die Zauberformel zu besitzen, um den internationalen Drogenhandel in Antwerpen zu sprengen. Eine große Hafenstadt wie Antwerpen ist das perfekte Einfallstor für Drogenschmuggler aus aller Welt. Natürlich müssen Politik und Polizei alles dafür tun, den illegalen Handel einzuschränken. Aber auch die Bürger müssen dabei helfen. Drogen zu konsumieren, ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden. Sich am Samstagabend in geselliger Runde mit Freunden eine Linie zu ziehen - wer kann da schon nein sagen? Hier kommt die Regel von Angebot und Nachfrage ins Spiel. Wenn keiner mehr Drogen will, würde auch der Handel nachlassen, erinnert De Standaard.
Het Laatste Nieuws kommentiert ähnlich: Fast jeden Tag sorgt in diesem Sommer eine Explosion oder Schießerei im Antwerpener Drogenmilieu für Aufsehen. Aber eine Gruppe wird bei diesem Drogenkrieg bislang nicht beachtet: Was kann getan werden, damit sich auch die Drogen-Konsumenten für den gesellschaftlichen Krebs, den sie durch ihren Kokaingebrauch verursachen, verantwortlich fühlen? Wo bleibt die Kampagne, um Kokain das Image zu verpassen, das es verdient: Nicht das von coolen Diskonächten und Partys, sondern das von abgehackten Fingern und tausenden Toten weltweit?, fragt Het Laatste Nieuws.
Lehrer sollen länger unterrichten
Der Leiter des flämischen Schulwesens, Koen Pelleriaux, hat sich mit Ideen zu Wort gemeldet, wie der Lehrermangel in Flandern zu bekämpfen sei. Mehrere flämische Zeitungen berichten dazu schon auf ihrer Titelseite. Het Nieuwsblad kommentiert: Jede Krise hat ihre Chance. Das ist ein abgelutschtes Klischee, aber deshalb nicht weniger wahr. Die Lehrerknappheit droht unser Schulwesen in eine tiefe Krise zu stürzen. Da sind frische Ideen immer willkommen und warum nicht: Pelleriaux schlägt vor, dass Lehrer mehr zusammenarbeiten sollen, sich dadurch gegenseitig entlasten können, und so ein oder zwei Stunden mehr Zeit für Unterricht hätten. Oder: Klassen von bis zu 60 Schülern, die nach einer allgemeinen Einführung für alle, in Kleingruppen weiterarbeiten. Auch mehr Freiheiten für einzelne Schulen, den Unterricht selbst zu organisieren, schlägt der Mann vor. Eines ist klar: Es muss sich etwas ändern, unterstreicht Het Nieuwsblad.
Het Belang van Limburg freut sich: Pelleriaux bringt neue Ideen ins Spiel und genau das ist es, was das Schulwesen braucht. Der Lehrermangel ist erschreckend groß. Mit Pelleriaux Ideen sollte man sich auf jeden Fall auseinandersetzen. Denn wenn man von Vornherein sagt, dass das unmöglich sei, predigt man Stillstand. Und damit Rückschritt, warnt Het Belang van Limburg.
Die Ukraine nicht vergessen!
Gazet van Antwerpen beschäftigt sich mit den chaotischen Zuständen vor dem Brüsseler Asylzentrum Petit Château und führt aus: Abgesehen von dem Krieg in der Ukraine gibt es gerade keinen großen Konfliktherd, der einen großen Zustrom von Asylbewerbern verursachen könnte. Trotzdem sind die belgischen Behörden gerade wieder überfordert. Das liegt am unterschiedlichen Umgang mit Flüchtlingen in Europa: Einige Länder schotten sich komplett ab, wie Dänemark, Norwegen und Ungarn. Andere lassen Asylbewerber einfach in die Länder weiterziehen, in die sie am liebsten wollen. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen müssen endlich aufhören. Europa braucht dringend eine einheitliche Asylpolitik, einen Asyldeal, fordert Gazet van Antwerpen.
L'Echo erinnert an den Ausbruch des Kriegs in der Ukraine vor fast sechs Monaten und mahnt: Immer noch wird gekämpft in der Ukraine und ein Ende ist nicht in Sicht. Das ist ein Grund mehr, diesen Konflikt nicht zu vergessen. Die Solidarität des Westens mit der Ukraine darf nicht aufhören. Die Initiativen der ersten Wochen und Monate dürfen nicht nachlassen. Jeden Tag leiden die Menschen in der Ukraine unter der russischen Aggression. Deshalb ist unsere weitere Unterstützung für die Ukraine keine Option, sondern eine Pflicht, findet L'Echo.
Kay Wagner