"Grünes Licht für die kleinsten Spritzen", titelt Het Nieuwsblad. Mit dieser blumigen Schlagzeile meint das Blatt die Empfehlung des Hohen Gesundheitsrates, der nun auch der Impfung der Fünf- bis Elfjährigen zugestimmt hat. Die Gesundheitsminister des Landes müssen diese Empfehlung jetzt noch bestätigen und ausformulieren; das wird höchstwahrscheinlich am Montag passieren.
"Ein Booster für den Booster", schreibt derweil Gazet van Antwerpen auf Seite eins. De Morgen wird konkreter: "Auf dem Weg hin zu 800.000 Impfungen pro Woche". Dieses Ziel hat sich die flämische Regierung gesetzt. 800.000 Impfungen pro Woche in Flandern: Das wäre Rekord. Dies wird auch möglich, weil die Wartezeit von sechs auf vier Monate verkürzt wurde.
Auch bei der Omikron-Variante gilt: testen, testen, testen
"Omikron schränkt das Reisen in Europa ein", so die Aufmachergeschichte von De Standaard. Das ist wohl eine der Schlussfolgerungen nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Denn einige Länder haben eigenmächtig Reisebeschränkungen erlassen; und sie wollen sich auch nicht davon abbringen lassen...
"Geht das schon wieder los!", seufzt De Tijd in ihrem Leitartikel. Da poppen plötzlich wieder genau die Diskussionen auf, von denen wir gehofft hatten, dass sie ein für alle Mal ins vermaledeite Jahr 2020 gehören. Frankreich etwa lässt Reisende aus Großbritannien nur noch ins Land, wenn diese nachweisen können, dass ihr Aufenthalt absolut notwendig ist. Wir wissen doch längst, dass das nichts bringt! Die Omikron-Variante kann man damit nicht aufhalten, sie ist doch schon da! Grenzen zu schließen, das läuft darauf hinaus, dass man so tut, als täte man was, wobei man damit kein Problem löst.
Anders verhält sich das mit der Auflage, an der Grenze einen negativen Test vorweisen zu müssen. Wir wissen derzeit nicht, wie gefährlich Omikron wirklich ist. Da kann man eigentlich nicht genug testen. Und ein negativer Test, das ist auch ein transparentes und eindeutiges Kriterium. Im Gegensatz zu der Frage, was denn nun eine essentielle Reise ist und was nicht...
Überflüssiger Konzertierungsausschuss?
Het Nieuwsblad blickt in seinem Kommentar schon auf den Konzertierungsausschuss vom nächsten Mittwoch. "Lasst es, wie es ist", appelliert die Zeitung an die Vertreter aller Regierungen des Landes. Zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens sind nicht nötig; im Grunde ist die Sitzung des Konzertierungsausschusses überflüssig. Denn sehr viele Menschen verhalten sich jetzt schon vorsichtiger, als es die Corona-Regeln von ihnen verlangen.
Die Regierungen des Landes können dem Himmel danken, dass in diesem Land der gesunde Menschenverstand regiert. Spätestens seit dem Vormarsch der Omikron-Variante gilt für viele Menschen das Vorbeugeprinzip. Deswegen, verehrte Mitglieder des Konzertierungsausschusses: Ziehen Sie die Schrauben nicht weiter an! Sorgen Sie allenfalls dafür, dass der versprochene Boost für die Booster-Impfungen auch wirklich kommt!
Verpflichteter Arbeitsdienst – eine harte Zwangsmaßnahme
Viele Zeitungen beschäftigen sich heute auch mit den Plänen der flämischen Regierung zur Einführung eines verpflichteten Arbeitsdienstes für Langzeitarbeitslose. Ab 2023 sollen die zu gemeinnütziger Arbeit gezwungen werden.
"Zwangsarbeit oder Wundermittel?", fragt sich dazu Gazet van Antwerpen. Nun, die Frage, ob Menschen, die vom Staat eine finanzielle Beihilfe bekommen, nicht auch eine Gegenleistung dafür erbringen sollten, diese Frage ist erstmal berechtigt. Das Problem ist das Zerrbild, das sich hier in den Köpfen eingebrannt hat. Das Bild vom fröhlichen Profiteur, der in aller Ruhe abkassiert. Dieses Bild ist falsch. In Einzelfällen mag das vielleicht zutreffen, aber die meisten Langzeitarbeitslosen sind nicht glücklich mit ihrer Situation. Oft geht es um Menschen, die wegen ernster psychischer Probleme oder Drogenabhängigkeit aus der Bahn geraten sind. Ob ein Arbeitsdienst diese Leute wieder in die Spur bringen kann, das sei dahingestellt. Das Ganze ist also komplexer, als es auf den ersten Blick aussehen mag. Die flämische Arbeitsministerin Hilde Crevits hat aber auch recht, wenn sie sagt, dass man auch nicht einfach die Hände in den Schoß legen kann...
De Morgen stellt den Nutzen eines Arbeitsdienstes grundsätzlich infrage. In der Wissenschaft sind längst nicht alle davon überzeugt, dass eine solche Maßnahme wirklich dazu führt, dass man Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt integriert. Studien aus Großbritannien zeigen, dass das eher nicht so ist. Man sollte das Kind denn auch beim Namen nennen: Hier handelt es sich um eine harte Zwangsmaßnahme. Was nicht heißt, dass sie dafür falsch wäre. Ein solches System kann die Solidarität zwischen Arbeitenden und Nicht-Arbeitenden erhöhen. Es ist nicht mehr, aber auch nicht weniger, als eine Gegenleistung an die Gesellschaft.
Ergebnisorientiertes Handeln statt politischer Profilierung
De Standaard sieht das ähnlich. "Schluss mit dem Profitieren", das allein scheint hier die Maxime zu sein. Es gibt hier nun einmal die weitverbreiteten Vorurteile. Und, zugegeben: Die Mehrheit der Bürger sieht es eben genau so, ist also der Meinung, dass Langzeitarbeitslose letztlich Profiteure sind. Das macht aus einer Maßnahme wie dem verpflichteten Arbeitsdienst ein Juwel mit Blick auf die politische Profilierung. Ob das Ganze nun Ergebnisse liefert, ob es dazu führt, dass diese Menschen wieder ins Arbeitsleben zurückfinden, das ist da fast schon nebensächlich. Man muss das Ganze eher als Strafe verstehen, um dem Willen des Volkes gerecht zu werden. Nur sollten die Verantwortlichen das auch bitte genau so sagen und den Menschen in aller Ehrlichkeit reinen Wein einschenken.
In dieser Frage sollte man möglichst ergebnisorientiert bleiben, empfiehlt salomonisch L'Echo; auch an die Adresse der frankophonen Entscheidungsträger. Denn letztlich sollte es doch in erster Linie darum gehen, die Beschäftigungsrate zu erhöhen. Der flämische Arbeitsdienst, das kann Teil der Lösung sein. Man kann's zumindest mal ausprobieren. Nur sollte man am Ende die Bilanz auf der Grundlage von Fakten ziehen, ohne ideologische Scheuklappen. Ja, man sollte wirklich nichts unversucht lassen, um Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei ist einzig das Resultat wichtig; für Dogmatismus sollte hier kein Platz sein...
Roger Pint