"Das Wochenende der Wahrheit", titelt Het Belang van Limburg. "An diesem Wochenende heißt es Daumendrücken für Nina Derwael und Emma Plasschaert", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. "Gewinnt Nina Derwael am Sonntag Gold?", fragt sich erwartungsvoll De Standaard. Die Blicke richten sich tatsächlich vor allem auf die Turnerin Nina Derwael. Am Sonntag tritt sie in ihrer Paradedisziplin an, dem Stufenbarren. Da gehört sie zum engen Kreis der Favoritinnen.
Ebenfalls am Sonntag geht es vielleicht auch für die Seglerin Emma Plasschaert um eine Medaille. Het Nieuwsblad spricht denn auch vom "Supersonntag". La Dernière Heure hebt noch andere Medaillenhoffnungen hervor, vor allem die Red Lions, also die Feldhockeymannschaft. "Die Red Lions sind haushohe Favoriten", ist das Blatt überzeugt.
Einige Zeitungen bringen aber auch wieder Reportagen aus den Katastrophengebieten im Osten des Landes. "Wir hätten alle sterben können", sagt eine Familie auf Seite eins von Het Laatste Nieuws. Die Menschen stehen offensichtlich immer noch unter Schock.
Ambitionen und Entschlossenheit
Le Soir und L'Echo veröffentlichen derweil Interviews mit dem wallonischen Ministerpräsidenten Elio Di Rupo. "Jeder wird sich reinknien müssen", zitiert L'Echo den PS-Politiker. "Wir werden wirklich alles tun, um den Betroffenen zu helfen", verspricht er in Le Soir.
Die Wallonische Region wiederaufzurichten, das wird kompliziert, langwierig und teuer. Das bezweifelt niemand, meint L'Echo in seinem Leitartikel. Nur wäre es jetzt an der Zeit, dass die Wallonie und ihre Verantwortlichen auch mal wirklich Ehrgeiz und Ambition zeigen. Da gilt es in erster Linie, alle Kräfte zu bündeln.
Zum Beispiel darf man davon ausgehen, dass auch die Unternehmen eine Rolle zu spielen haben. Viele Firmen sind dazu auch bereit. Die politisch Verantwortlichen vermitteln ihrerseits mitunter den Eindruck, dass sie mit der Situation überfordert sind. Von ihnen würde man sich jetzt erst recht demonstrative Entschlossenheit wünschen und hier geht es nicht nur darum, möglichst viele Hilfsgelder loszueisen. Vielmehr sollten wirklich alle wallonischen Kräfte mobilisiert werden.
De Standaard kann auf seiner Titelseite nur feststellen, dass sich Naturkatastrophen in letzter Zeit extrem häufen. Dieser Sommer ist vor allem durch verheerende Waldbrände und zerstörerische Überschwemmungen geprägt. "Und das Ganze findet inzwischen auch vor unserer Haustür statt", betont das Blatt auf seiner Titelseite. "Und dieses extreme Wetter ist erst der Anfang", so die Einschätzung des Leiters der europäischen Umweltagentur in Het Nieuwsblad, der seine dunkelsten Prognosen bestätigt sieht.
Wendepunkt und Weckruf
"Mit welchen Belanglosigkeiten beschäftigen wir uns doch manchmal?", meint nachdenklich Het Nieuwsblad. Dieses Gefühl hat man jedenfalls, wenn man die Einschätzungen und Warnungen der Klimaexperten liest und hört. Natürlich ist die Klimaproblematik nicht neu. Nur wird die Krise inzwischen sehr konkret, quasi greifbar. Gerade in diesem Sommer konnten wir eine Häufung extremer Wetterphänomene beobachten und das ja sogar buchstäblich in unserem Vorgarten.
Vielleicht hat das zumindest einen positiven Aspekt: 2021 könnte zum Jahr des Wendepunkts werden, in dem das Klimabewusstsein sich bahngebrochen hat. Das allerdings muss sich jetzt auch in Taten zeigen. Das müssen nicht immer pharaonische Projekte sein. Es würde schon reichen, wenn sich die Städte und Ortschaften sichtbar vergrünen würden. Worauf warten die Bürgermeister noch?
Lockerungen daheim, Urlaub im Roten
Belgien lockert seine Corona-Beschränkungen, während der Rest der Welt die Schrauben wieder anzieht, konstatiert derweil L'Avenir auf seiner Titelseite. Gestern ist ja Phase 3 des sogenannten Sommerplans in Kraft getreten. Die neuen Lockerungen betreffen im Wesentlichen den Event-Sektor.
Währenddessen färbt sich die europäische Landkarte wieder rot, bemerkt besorgt Het Belang van Limburg. Südfrankreich, Spanien, Portugal, Süditalien... Ein bisschen überall scheinen sich die Zahlen wieder in die falsche Richtung zu bewegen. Und nicht vergessen: Viele Landsleute sind derzeit genau in diesen Regionen im Urlaub. Letztlich hängt immer noch viel von unserem individuellen Verhalten ab. Durch die schnelle und effiziente Impfkampagne haben wir uns einen Vorsprung verschafft. Den sollten wir jetzt nicht durch Nonchalance und Unvorsichtigkeit wieder verspielen.
Das GrenzEcho mahnt da aber zur Besonnenheit. Es gibt jetzt immer noch keinen Grund, gleich Panik zu schüren. Erstens: Ein Blick auf die Erstimpfungen zeigt, dass Belgien bald in Richtung 85% vollständig geimpfter Erwachsener schreiten wird. Zweitens: Unter anderem in Belgien stellt man fest, dass die Zahl der Neuinfektionen von den Zahlen der Hospitalisierungen und der schweren, leider manchmal noch tödlichen Verläufe abgekoppelt ist. Sich nur auf Inzidenzen zu konzentrieren ist also wenig hilfreich und auch eine Debatte über eine mögliche Impfpflicht ist unnötig, wäre sogar eher kontraproduktiv.
Überzeugungsarbeit statt Zwang
Auch De Morgen warnt vor allzu drastischen Maßnahmen, um die Impfquote insbesondere in Brüssel zu erhöhen. Klar, dass die Faktenlage allein manchmal durchaus problematisch ist. In Molenbeek etwa haben sich nur 35 Prozent der Bürger impfen lassen. Dafür gibt es die verschiedensten Gründe. Oft sind die Menschen schlecht oder falsch informiert. Es sind meist keine prinzipiellen Impfgegner.
Wenn man allzu sehr auf Instrumente wie ein Covidsafe-Ticket oder andere Beschränkungen für Nicht-Geimpfte setzt, dann würde man diese Menschen noch mehr ins Abseits drängen. Statt Zwangsmaßnahmen in Erwägung zu ziehen, sollte man vielmehr auf Überzeugungsarbeit setzen.
Solidarität hat aber Grenzen, ist L'Avenir überzeugt. Der Tag wird kommen, am dem jeder ein Impfangebot erhalten hat. Und dann gibt es definitiv keinen Grund mehr, die Freiheiten einzuschränken.
Aber doch mal Ehre, wem Ehre gebührt, meint lobend La Dernière Heure. Nach einem holprigen Start ist die Impfkampagne hierzulande am Ende doch sehr erfolgreich verlaufen. Sieben von zehn Erwachsenen sind inzwischen vollständig geimpft. Nicht viele Länder stehen besser da. Natürlich sollte man nicht übermütig werden, zumal angesichts der Delta-Variante. Außerdem kann einem die Impfquote in Brüssel Sorgen bereiten. Nichtsdestotrotz: Für einen angeblich gescheiterten Staat hat Belgien hier doch eine gute Figur gemacht.
Roger Pint