"Politik erwägt Impfpflicht für Gesundheitspersonal", schreibt Het Laatste Nieuws. Und De Standaard stellt fest: "Auch bei uns reift allmählich der Gedanke an eine verpflichtende Impfung im Gesundheitssektor."
Nachdem Frankreichs Präsident Macron am Montag eine Impfpflicht für das Personal im Gesundheits- und Pflegesektor angekündigt hat, werden sich die Gesundheitsminister des Landes auf ihrer Interministeriellen Konferenz heute ebenfalls des Themas annehmen. Dabei gibt es in Belgien, was den Impfgrad angeht, große Unterschiede. Vor allem in Brüssel ist der besonders niedrig.
Impfpflicht: Gesundheitspersonal ist für Patienten verantwortlich
Dazu schreibt De Tijd: "Es ist ein bisschen peinlich, dass diese Diskussion geführt werden muss." Von Menschen in der Gesundheitsversorgung darf man erwarten, dass sie auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse arbeiten. Man darf auch erwarten, dass sie gut informiert sind und die körperlichen Schäden kennen, die das Coronavirus anrichtet. Und man darf erwarten, dass sie alles tun, was nötig ist, um Kranken und den am meisten Verletzlichen zu helfen.
Diese Kombination - wissenschaftliche Kenntnisse und Schutz - sollte in der DNA und im Berufsethos jedes Beschäftigten im Gesundheitssektor stecken. Doch das scheint nicht der Fall.
Impfungen wirken!
Het Nieuwsblad schreibt dazu: "Weil das Gesundheitspersonal gleich zu Beginn der Kampagne geimpft wurde, kann man gewisse Zweifel noch verstehen." Die Impfstoffe waren neu und im Eiltempo entwickelt worden. Das Gefühl, Versuchskaninchen zu sein, war nicht völlig unbegründet. Aber nach Millionen Impfungen weltweit ist deutlich geworden, dass das besonders kleine Risiko gegenüber dem enorm großen Vorteil nicht überwiegt. Impfgegner wird man niemals überzeugen können, aber wer seine Augen offenhält, sieht, dass Impfungen wirken. Mehr noch: Sie sind eine absolute Erfolgsgeschichte der medizinischen Entwicklungen des vorigen Jahrhunderts.
Am Ende ist es auch eine Frage von Solidarität und Verantwortung. Solidarität mit einer Gesellschaft, die nur mit einem hohen Impfgrad ihre komplette Freiheit zurückgewinnen kann. Und Verantwortung gegenüber den Patienten, für die ein unnötiges Risiko nicht zu verantworten ist. Es ist, mit anderen Worten, Teil ihres Jobs.
Het Belang van Limburg fasst zusammen: "Die Debatte trifft den Kern der Medizin und ihrer jahrhundertealten Weisheit: Zuallererst nicht schaden!" Wenn das Gesundheitspersonal keine Vorsichtsmaßnahmen trifft, dann verursacht sie Schäden. Ein vermeidbares Risiko. Für Hepatitis B und Tetanus ist eine Impfung aus genau diesen Gründen schon verpflichtend. Warum können wir da eine Impfung gegen das Coronavirus nicht hinzufügen? Oder wollen wir wirklich ohne Not verletzbare Menschen in Gefahr bringen?
Klimaziele: EU muss Bevölkerung mitnehmen
De Morgen beschäftigt sich mit dem Klimapaket, das die Europäische Kommission heute vorstellen will. Darin enthalten sind 14 Vorschläge, wie Europa den CO2-Ausstoß bis 2030 deutlich reduzieren will, um bis 2050 komplett klimaneutral zu sein. Dazu schreibt die Zeitung: "Nicht nur Politiker, sondern auch immer mehr Bürger, finden, dass jetzt mal echt etwas passieren muss gegen die Klimaerwärmung." Und doch muss man feststellen, dass, wenn es darauf ankommt und die konkreten Folgen einer Klimapolitik deutlich werden, auch der Widerstand wächst. Nicht nur bei den sozial benachteiligten Menschen, die zurecht höhere Kosten befürchten, sondern auch in der Mittelschicht.
Menschen mögen nun einmal keine Veränderungen. Das Alte, darin fühlt man sich sicher. Das Neue, so gut es für das Klima auch sein mag, fühlt sich bedrohlich an. Damit wird deutlich, dass Europa vor einer enormen Herausforderung steht, die eigene Bevölkerung mitzunehmen in der geplanten Grünen Revolution. Klima ist ein Thema, das Europa neue Glaubwürdigkeit verschaffen kann. Es ist glasklar, dass die Mitgliedsstaaten gemeinsam besser gewappnet sind, dieses weltweite Problem anzupacken. Auf der anderen Seite hat das Klima-Thema auch das Potenzial, die wachsende Kluft innerhalb der EU zu vergrößern. Nicht zufällig drücken vor allem die Mitgliedsstaaten im Osten auf die Bremse. Jetzt liegt es an den Männern und Frauen in Brüssel, in den kommenden Jahren ihr politisches Talent unter Beweis zu stellen. Das wird nötig sein, um zu zeigen, dass Europa am Ende immer wieder eine Lösung findet.
Zum selben Thema stellt De Standaard fest: "Der europäische Green Deal legt die Latte besonders hoch." Bis 2030 muss der CO2-Ausstoß 55 Prozent niedriger sein als 1990. Es bleiben gerade mal neun Jahre und die Hälfte der Arbeit muss noch erledigt werden. Fundamentale Veränderungen auf den Weg zu bringen, fordert vor allem Willen. Wo kein Wille, da kein Weg. Politisch ist der Wille da, das ist wichtig. Für Europa ist das eine Chance, aber auch eine erdrückende Verantwortung.
Volker Krings