"Belgien – Portugal – Achtelfinale – Sonntag 21 Uhr – Seid Helden!", fordert La Dernière Heure unter einer Fotomontage der Stars der Roten Teufel als Superhelden, die gegen Cristiano Ronaldo antreten. Für das GrenzEcho geht es um "Alles oder Nichts für die Teufel". "Und jetzt zeigen, dass wir die Nummer eins sind", gibt sich Het Laatste Nieuws siegessicher.
Die hypothetischen zukünftigen Gegner bei dieser Fußball-Europameisterschaft haben für die belgische Nationalmannschaft schon fast etwas von einer "Liste des Todes", kommentiert L'Avenir.
Um Meister zu werden, müssen Eden Hazard und seine Mannschaftskollegen – zumindest, wenn es nach der Logik geht – zuerst Portugal ausschalten, dann im Viertelfinale Italien, im Halbfinale Frankreich, um schließlich im Finale auf England, Deutschland oder die Niederlande zu treffen. Das ist ein gigantisches Menü, das da auf dem Tisch der Roten Teufel steht, eines, das seinesgleichen sucht.
Das ist natürlich alles noch weit weg, das Endspiel ist ja erst am 11. Juli und Roberto Martinez wird erst einmal froh sein, wenn er Cristiano Ronaldo abhaken kann. Aber wenn sich die Belgier berechtigterweise fragen müssen, wie sie Ronaldo stoppen wollen, gilt das umgekehrt für die Portugiesen bezüglich Lukaku, De Bruyne und je nachdem auch Hazard. Die belgische Offensivkraft ist ihr größter Trumpf, um ans Ziel zu gelangen, unterstreicht L'Avenir.
Gleiche Regeln für alle!
Het Laatste Nieuws blickt ins spanische Sevilla, den Austragungsort des Spiels der Roten Teufel gegen Portugal: Sevilla liegt in einer "roten" Corona-Zone, von Reisen dorthin wird abgeraten, erinnert die Zeitung. Wie leicht das schief gehen kann, hat man in Sankt Petersburg gesehen, wo sich hundert finnische Fans mit dem Virus angesteckt haben.
Diese Europameisterschaft ist ein virologisches Experiment. Und ausgerechnet drei epidemiologisch gerade besonders heiße Länder spielen eine Schlüsselrolle bei dem Turnier: Spanien, Portugal und natürlich Großbritannien.
Kein Mensch weiß, wie das ausgehen wird. Und daran ist auch die UEFA schuld, die eindeutig andere Prioritäten hat als die Volksgesundheit. Die UEFA hat Großbritannien schlicht erpresst, um mehr Zuschauer zu den Turnieren zuzulassen und die Corona-Regeln für 2.500 ihrer VIPs auszusetzen.
Damit macht die UEFA aus dem angeblichen "Fest der Freiheit" ein Fest der Ungleichheit. Gleiche Regeln für alle! Auf dem Fußballfeld und darüber hinaus!, fordert giftig Het Laatste Nieuws.
Europameister Belgien
De Standaard sieht Belgien derweil schon als Europameister – im Impfen! 72,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist einmal geimpft, 40,5 Prozent sogar vollständig.
Man darf sich gar nicht vorstellen, was gerade los wäre, wenn die britische oder die Delta-Variante ohne unseren Impfpuffer zugeschlagen hätten. Und wir sollten uns daran erinnern, wie sehr wir anfangs mit der belgischen Herangehensweise gehadert haben. Gerade im Vergleich zu den so organisierten Deutschen, die schon die Impfzentren bereit hatten. Oder zu den Briten, die auch ohne grünes Licht der Europäischen Arzneimittel-Agentur mit Astrazeneca auf das Gaspedal traten.
Hätten wir uns nicht an ihnen ein Beispiel nehmen sollen? Nein, wie sich herausgestellt hat. Astrazeneca hat sich als nicht vertrauenswürdiger Partner entpuppt. Und der zeitliche Abstand zwischen den beiden Dosen dieses Vakzins hätte den Damm gegen die britische und die Delta-Varianten geschwächt.
Zugegeben, perfekt ist unsere Impfkampagne nicht gelaufen. Aber lasst uns dieses Mal Lehren aus dem ziehen, was gut gelaufen ist, anstatt über das zu nörgeln, was schiefgelaufen ist, wünscht sich De Standaard.
Für viele Schlagzeilen und Kommentare sorgt aber auch die Entscheidung der Region Brüssel-Hauptstadt, bis 2030 beziehungsweise 2035 Autos mit Verbrennungsmotoren aus ihrer Umweltzone zu verbannen. Das ist angesichts der klimatischen, umwelttechnischen und gesundheitlichen Herausforderungen ein lobenswertes Ziel, räumt La Libre Belgique ein.
Rein historisch betrachtet ist das eine ermutigende und notwendige Perspektive. Aber man muss sich schon fragen, warum Brüssel hier mal wieder alleine vorpreschen muss, obwohl jeden Tag Hunderttausende Fahrzeuge in die Stadt hinein- und wieder herausfahren. Diese Pendler machen die Hälfte der Arbeitsplätze in Brüssel aus und tragen entscheidend zur Wirtschaftsleistung bei.
Zuerst einmal müsste man die Anreize vervielfachen, für konkrete Mobilitätsalternativen im ganzen Land sorgen, für Entlastungsparkplätze, für ein viel besseres öffentliches Nahverkehrsnetz und für eine ausreichende Infrastruktur für E-Autos.
Anstatt die Autos auszusperren, müsste Brüssel sich mit den anderen Regionen und mit dem Föderalstaat koordinieren, um glaubwürdige Lösungen zu schaffen. Stattdessen betreibt Brüssel eine Politik der vollendeten Tatsachen, kritisiert La Libre Belgique.
Vorteile nicht verspielen und sich ein Beispiel nehmen
Le Soir nimmt in seinem Leitartikel die Argumente der Gegenseite auseinander: Wir reden hier von neun beziehungsweise 14 Jahren, genug Zeit für enorme Fortschritte in der betreffenden Mobilitätstechnologie.
Erdacht worden ist der Plan von einer Regierungskoalition ohne die Grünen. Umgesetzt wird sie jetzt gemeinsam von Sozialisten, Grünen, flämischen Liberalen und DéFI. Verschiedene europäische Großstädte wie London, Rom, Paris und Amsterdam sind den gleichen Weg gegangen und haben teils noch radikalere Entscheidungen getroffen.
Immer mehr große Autokonzerne setzen immer mehr auf elektrische Fahrzeuge. E-Autos werden nicht die elitären Spielzeuge reicher Menschen bleiben. All das sollte man bedenken, wenn man sich über die angebliche "Ausnahmeentscheidung" Brüssels aufregt.
Natürlich muss das Ganze von begleitenden Maßnahmen eingerahmt werden. Die Vorteile des Aus' für die Verbrennungsmotoren sind unbestreitbar. Umso dümmer wäre es, sie zu verspielen, indem man versäumt, das richtig zu organisieren, mahnt Le Soir.
Dieses Mal kann jedenfalls keiner behaupten, er sei nicht rechtzeitig vorgewarnt worden, schreibt La Dernière Heure. Durch ihren langfristigen und detaillierten Kalender gibt die Brüsseler Regierung allen mehr als genug Zeit, sich vorzubereiten.
Diese natürlich höchst ideologische Ankündigung bettet sich ein in ein ganzes Maßnahmenpaket. Das hat vor allem zum Ziel, die Lebensqualität der Brüsseler zu verbessern.
Anstatt sich über die Art und Weise zu empören, wie Brüssel dieses Ziel erreichen möchte, anstatt die aktuelle Situation zu beklagen, sollten die anderen großen Städte des Landes sich lieber ein Beispiel nehmen an der Region Brüssel-Hauptstadt. Denn wenn eine belgische Stadt einen Sinn für Geschichte hat, dann ist es Brüssel, findet La Dernière Heure.
Boris Schmidt