"Kevin der Erlöser", titelt Gazet van Antwerpen. "King Kev", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg. "König der Belgier", schreibt auch Het Laatste Nieuws.
Viele Zeitungen haben heute nur Augen für Kevin De Bruyne. Denn der hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Roten Teufel ihr EM-Spiel gegen Dänemark noch drehen konnten. Nach einer ziemlich schlechten ersten Halbzeit und einem frühen Gegentor war der Mittelfeldspieler zur Halbzeit eingewechselt worden. Und dann ging es sichtbar bergauf. Das erste belgische Tor hat er genial vorbereitet. Den Siegtreffer hat er dann selbst erzielt. Le Soir nennt das den "De Bruyne-Effekt". "Match-Gewinner", schreibt Het Nieuwsblad. Zu sehen ist ein riesiges Foto von Kevin De Bruyne, aber auch ein Bild von Romelu Lukaku. Der Stürmer hat ebenfalls maßgeblich zum belgischen Sieg beigetragen. La Dernière Heure hat vier Schlüsselspieler ausgemacht, die "Vier Asse", wie die Zeitung es formuliert: Romelu Lukaku und Kevin De Bruyne natürlich, aber auch Torwart Thibaut Courtois und Mittelfeld-Genie Eden Hazard, der auch nach einigen Verletzungen wieder zur alten Form zurückfindet. Das Fazit von La Libre Belgique: "Die Rückkehr von Kevin De Bruyne beschert den Roten Teufeln die Qualifikation fürs Achtelfinale". "Die Roten Teufel nehmen Kurs auf das Achtelfinale", schreibt auch das GrenzEcho.
PFOS-Skandal: Peinlich für die zuständigen Politiker
In Flandern sorgt derweil der PFOS-Skandal weiter für Schlagzeilen. Grob gerafft: Eine Niederlassung des amerikanischen Konzerns 3M hat in Zwijndrecht bei Antwerpen ein riesiges Gebiet verseucht; mit PFOS, einer gesundheitsgefährdenden Chemikalie. "Die Warnung über PFOS wurde nie verschickt", schreibt De Morgen. "Das Pressekommuniqué war fertig, aber es wurde nie herausgegeben", präzisiert De Standaard. Denn es ist so: Die flämischen Behörden wussten seit 2017 von der Kontamination. Man hat die Bevölkerung aber nicht gewarnt. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss muss die Versäumnisse nun klären.
Je mehr Einzelheiten über den PFOS-Skandal ans Licht kommen, desto peinlicher wird die Geschichte für die zuständigen Politiker, meint De Standaard in seinem Leitartikel. Dass ein Pressekommuniqué schon vorbereitet war, dann aber nicht verschickt wurde, ist aus heutiger Sicht schlichtweg nicht nachvollziehbar. Klar: Politiker sagen nicht gerne "Ich weiß es nicht", wenn sie mit drängenden Fragen konfrontiert werden. Dass man angesichts einer unklaren Informationslage lieber gar nicht kommuniziert, mag verständlich sein. Verständlich vielleicht, aber trotzdem falsch. "Ich weiß es nicht", eine solche Antwort kann man nämlich perfekt verkaufen, wenn man gleich ein Sätzchen dranhängt wie: "Ich bin auf der Suche nach Antworten und halte Sie auf dem Laufenden". So hätte man am Ende vielleicht noch punkten können. Kurz und knapp: Es ist besser, zu viel zu kommunizieren als zu wenig.
Das Paradoxe ist, dass anfänglich niemand wirklich die Absicht hatte, den Umweltskandal zu vertuschen, analysiert Het Laatste Nieuws. Wochenlang, so zeigt sich heute, war es der erklärte Plan, über die Kontamination zu kommunizieren. Denn jeder Politiker mit mehr als einer Gehirnhälfte weiß, dass irgendwann der Teppich hochgehoben wird und die Dinge ans Licht kommen und dass ihm die Geschichte dann in der Hand explodiert. Und doch ist die Warnung am Ende nicht herausgegangen. Und gleich wer die Verantwortung dafür trägt, gleich welche Gründe es dafür geben mag: Dafür gibt es keine Entschuldigung! Das ist unverzeihlich!
"Und wo ist 3M in dem Ganzen?", fragt sich Gazet van Antwerpen. Der Chemiekonzern schweigt in allen Sprachen. Während Politiker verzweifelt ihre Verteidigung vor dem Untersuchungsausschuss vorbereiten, scheint der Hauptakteur in dieser Geschichte keine Rolle zu spielen. Es ist mit Sicherheit richtig, dass man versucht zu ermitteln, wer warum nicht kommuniziert hat. Doch darf man bei alledem nicht vergessen, den Verursacher der Verseuchung für die erforderliche Sanierung zur Kasse zu bitten.
Dreifaches Versagen der Brüsseler Regierung im Kopftuchstreit
Einige frankophone Blätter beschäftigen sich mit dem vorläufigen Schlusspunkt im Brüsseler Kopftuchstreit. Die Brüsseler Nahverkehrsgesellschaft Stib war wegen Diskriminierung verurteilt worden, nachdem sie die Bewerbung einer jungen Frau abgelehnt hatte - und das ausdrücklich, weil die Kandidatin ein Kopftuch trägt. Die Brüsseler Regionalregierung hat entschieden, gegen dieses Urteil keine Berufung einzulegen.
Das ist ein schwerer Fehler, wettert La Libre Belgique. Im Grunde sehen wir hier ein dreifaches Versagen. Zunächst politisch: Die Brüsseler Regionalregierung hat sich schlichtweg unfähig gezeigt, brennende gesellschaftspolitische Probleme anzupacken. Juristisch betrachtet ist das Ganze ebenfalls ein unglückliches Signal, da das Urteil laut Rechtsexperten klar einem Richterspruch in höherer Instanz widerspricht. Und drittens ist es ein Management-Desaster: Man hätte die Stib selbst entscheiden lassen sollen, statt die Akte an sich zu reißen, um dann doch nichts zu tun.
Le Soir sieht das ähnlich: Ja, die Brüsseler Regierung hat den Kopftuchstreit überlebt, aber zu welchem Preis! Die Stib wurde entmündigt, die Rechtsprechung wurde durcheinandergebracht und die Politik hat sich einmal mehr diskreditiert. Es ist ein fauler Kompromiss, der Frieden ist auf Sand gebaut. Es ist schade, dass wichtige gesellschaftspolitische Debatten am Ende nicht geführt werden, um eine politische Krise zu verhindern.
Tomorrowland: eine mutige Entscheidung der Bürgermeister
Het Nieuwsblad schließlich beschäftigt sich mit der kurzfristigen Absage des Tomorrowland-Festivals. Die Bürgermeister der beiden Gemeinden im Großraum Antwerpen, auf deren Territorium das Techno-Festival stattfindet, haben gestern ein Verbot ausgesprochen. "Richtig so!", urteilt Het Nieuwsblad. Denn bei allem Respekt: Was für eine bekloppte Idee! 75.000 Jugendliche sollen im August tagelang auf einer Festivalwiese zusammengepfercht werden? Wie soll das gehen? Wie soll man da die Abstandsregeln einhalten? Wer soll die Tests vornehmen? Dass man das dennoch akzeptiert hat, zeigt die Macht der Lobbygruppen. Um es mal so auszudrücken: Der nationale Curling-Verband hätte bis zum Sankt Nimmerleinstag auf eine Genehmigung warten können. Die beiden Bürgermeister tun das, was sich die flämischen und die föderalen Entscheidungsträger nicht getraut haben: Schlicht und einfach Nein zu sagen. Die lokalen Behörden übernehmen ihre Verantwortung und das sogar trotz der Tatsache, dass ihnen dadurch viel Geld durch die Lappen geht. In Hasselt, wo ja das Pukkelpop-Festival stattfinden soll, sollte man sich ein Beispiel nehmen an dieser vielleicht unpopulären, aber doch mutigen Haltung!
Roger Pint