"Vertrauen wiederhergestellt", titelt Het Nieuwsblad. "So geht 'Vertrauen tanken'", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Voll Vertrauen zur EM", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg.
Die Roten Teufel haben am Abend dann doch überzeugen können. Im letzten Vorbereitungsspiel vor der EM besiegte die Fußballnationalmannschaft Vizeweltmeister Kroatien mit 1:0. Die Mannschaft von Trainer Roberto Martinez trat nach dem mageren Unentschieden gegen Griechenland vom vergangenen Donnerstag diesmal souverän auf. "Die Roten Teufel haben die Dinge eindrucksvoll geradegerückt", so denn auch die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Lukaku überzeugt; Belgien ist bereit", schreibt L'Avenir auf Seite eins. "Die EM kann kommen", meint auch das GrenzEcho.
Vorsichtige Zuversicht aber auch Kritik vor der EM
"Die Generalprobe ist gelungen", analysiert L'Avenir in seinem Leitartikel. Wie schon vor den beiden letzten großen Turnieren haben die Roten Teufel ihr letztes Testspiel gewonnen. Das schürt Optimismus und könnte jetzt endlich auch bei den Fans für die ersehnte Vorfreude sorgen. Aber man darf jetzt nicht glauben, dass damit alle Fragen vom Tisch wären. Werden die Stars wie Eden Hazard, Kevin De Bruyne oder auch Axel Witsel einsatzbereit sein, wenn wir sie brauchen? Und dann natürlich die leidige Frage aller leidigen Fragen: Wie steht es um die Abwehr? Wird sie auf einem Niveau spielen, das einer EM gerecht würde? Hier sind nach wie vor Zweifel erlaubt. Die wichtigsten Abwehrspieler blicken nicht gerade auf eine gute Saison zurück. Es gibt also keinen Grund für uneingeschränkten Optimismus.
Die Roten Teufel sorgen heute aber auch für nicht so positive Schlagzeilen: "Das Personal des VIP-Flugzeuges der Roten Teufel muss für einen Hungerlohn arbeiten", so die Aufmachergeschichte von La Libre Belgique. Demnach werden die Roten Teufel bei der EM eine Boeing der litauischen Fluggesellschaft KlasJet nutzen. Das Bordpersonal bezieht Gehälter, die weit unter den belgischen Standards liegen.
"Die Mehrheit der Belgier ist für eine Impfpflicht", so derweil die Schlagzeile auf Seite eins von Le Soir. Das gilt in erster Linie für Flandern und auch noch für Brüssel. Nur die Wallonen lehnen eine Impfpflicht ab. Das jedenfalls geht aus dem jüngsten Politbarometer hervor, dass Le Soir zusammen mit Het Laatste Nieuws und auch den privaten Fernsehsendern RTL-TVI und VTM veröffentlicht.
Mindeststeuer für Großkonzerne: Auftakt für die Welt danach?
"G7-Steuerabkommen: Historisch, unzureichend, aber vielversprechend", titelt seinerseits De Standaard. Die sieben größten Industriestaaten haben sich auf eine Mindeststeuer von 15 Prozent für multinationale Unternehmen geeinigt. "Das sind schlechte Neuigkeiten für alle Steuerparadiese", fügt die Zeitung hinzu. Denn diese Steuer würde für alle gelten, und zwar unabhängig davon, wo sie ihren Sitz haben. "Die Riesen sollen zahlen", schreibt denn auch das GrenzEcho.
Vielleicht ist das der Auftakt für "die Welt danach", meint Le Soir in seinem Leitartikel. Und das gleich in dreifachem Sinne. Erstens: Die Welt nach Trump. Denn offensichtlich ist "America First" Geschichte; jetzt geht es um "Jobs first". Zweitens: Der Anfang der Welt nach der Pandemie. Und das auch aus einer Notlage heraus: Die Überbrückungshilfen und Wiederbelebungspläne kosten Geld; und wohl nur deshalb hat man sich auf die Mindeststeuer einigen können. Und schließlich: Die Welt nach den LuxLeaks-, den Panama- und den Paradise-Papers, all diesen Skandalen um Steuervermeidung, die das internationale Journalistenkonsortium aufgedeckt hatte. Was die G7 jetzt beschlossen haben, das könnte in jedem Fall der Beginn von mehr Steuergerechtigkeit sein. Klar: Der Weg ist lang. Aber, immerhin hat man ihn eingeschlagen.
"Es ist der historische Start eines Hindernisparcours", so formuliert es De Standaard. Es wird wohl noch Jahre dauern, bis die G7-Einigung tatsächlich auch die erhofften Milliarden generiert. Zahllose Hürden müssen erst noch genommen werden. Und doch ist das Abkommen historisch. Denn es soll dafür sorgen, dass die Staaten damit aufhören, sich gegenseitig zu unterbieten was die Unternehmensbesteuerung angeht. Zu viele Steuern töten das Wachstum, zu niedrige Abgaben sind aber eine Beleidigung für die Bevölkerung und verursachen zudem unlauteren Wettbewerb. Schon vor der Pandemie hatten die Bürger wenig Verständnis dafür, dass der fiskale Hokuspokus immer noch legal war. Jetzt, da die Wirtschaft wieder Fahrt aufnehmen muss und Milliarden an Schmierstoff dafür fließen, jetzt ist die bisher praktizierte Steuervermeidung aber regelrecht revoltierend. Jetzt wollen die Staaten also doch wieder die Zügel in die Hand nehmen, auf Kosten der Multinationals.
Es ist ein guter Anfang, aber auch nicht mehr als das, findet Het Belang van Limburg. Okay, das Wort "historisch" ist wohl angebracht. Endlich sollen auch die großen multinationalen Konzerne zur Kasse gebeten und damit buchstäblich zur Verantwortung gezogen werden. Denn um die Folgen der Corona-Krise abzufedern, müssen auch die großen Unternehmen ihren Beitrag leisten. Ob die jetzt aber deswegen gleich nervös werden, das darf bezweifelt werden. Dafür legen die G7 die Latte zu niedrig. Eine Mindeststeuer von 15 Prozent? In Europa ist das Niveau nur in Luxemburg und in Irland niedriger. Um wirklich was zu bewegen, wäre ein Steuersatz von mindestens 25 Prozent nötig, sagen Ökonomen. Vielleicht bimmelt hier und da ein Alarmglöckchen; eine Sirene ist aber wohl noch nicht losgegangen.
CD&V: Tiefflug in den Umfragen
Het Nieuwsblad schließlich sorgt sich um die Zukunft der CD&V. Die zweite Umfrage in Folge sieht die flämischen Christdemokraten bei rund zehn Prozent. Selbst wenn man die Fehlerspanne berücksichtigt, wäre das immer noch ein historischer Tiefpunkt. Von der einst allmächtigen Volkspartei CD&V ist nicht mehr viel übriggeblieben. Das größte Problem ist wohl, dass die Partei keine Themen mehr für sich beanspruchen kann; sie schafft es nicht, auf dem Markt der Ideen zu existieren.
Verschiedene Quellen berichten schon von Lokalsektionen, die bei den nächsten Kommunalwahlen das Siegel CD&V ablegen und unter eigener Flagge auftreten wollen. Für eine Partei, die bislang zumindest immer noch auf ihre starke lokale Verankerung verweisen konnte, ist diese Meldung wie der Kanarienvogel in der Kohlemine. Wenn der schrill zu piepen beginnt, dann steht die Katastrophe kurz bevor.
Roger Pint