"Und einer, und zwei, und drei Siege", jubelt La Dernière Heure auf Seite eins. "Belgischer Hattrick bei der Tour de France", titelt das GrenzEcho. "Alle Erwartungen getoppt", so die Schlagzeile von Het Belang van Limburg.
Radsport-Belgien steht Kopf. Am Montag hat Wout van Aert den bereits dritten belgischen Etappen-Sieg bei der Tour de France eingefahren. Und vor allem die Art und Weise war überzeugend. "Wout van Aert schlägt die Weltspitze", titelt Gazet van Antwerpen. "Wout sticht die Sprinter aus", bemerkt De Morgen. "Van Aert sprintet der Weltspitze davon", schreibt Het Laatste Nieuws. Denn, in der Tat: Der 24-Jährige ließ bei der Zielankunft in Albi die Sprintstars hinter sich. "Er überrascht uns immer wieder", freut sich Het Nieuwsblad.
Sind taktische Atombomben heutzutage noch zeitgemäß?
Es gibt aber am Dienstag auch noch ernstere Themen. "Die Nato gibt es zu: Es lagern Atombomben in Limburg", so etwa die Aufmachergeschichte von De Morgen. Auch La Libre Belgique bringt die Info im Innenteil. "Ein Nato-Bericht bestätigt die Präsenz von Kernwaffen in Belgien", schreibt das Blatt. Einige Grünen-Politiker sind auf ein offizielles Nato-Dokument gestoßen. In dem als Entwurf gekennzeichneten Bericht werden auch die Standorte aufgelistet, an denen die insgesamt 150 amerikanischen Atombomben gelagert werden. Und darunter ist eben die Nato-Air-Base im limburgischen Kleine Brogel. Es ist das erste Mal, das es dafür eine offizielle Bestätigung gibt. Die entsprechende Passage ist aber inzwischen wieder aus dem Bericht verschwunden.
"Hört auf mit der Geheimniskrämerei!", fordert De Morgen sinngemäß in seinem Leitartikel. Warum tut man immer noch so, als wären die Atombomben von Kleine Brogel ein Staatsgeheimnis? Glauben wir ernsthaft, dass die Russen nicht googeln können? Schlagworte: "Kleine Brogel" und "B61". Wenn wir endlich offen mit diesem Thema umgehen würden, dann könnte man auch mal nüchtern über die Thematik debattieren. Etwa über die Frage, ob taktische Atombomben noch in unsere heutige Verteidigungsstrategie passen. In jedem Fall ist hier Transparenz vonnöten.
Von der Leyen hält die Rede ihres Lebens…
Alle Blicke richten sich am Dienstag aber auch auf Straßburg. "Das EU-Parlament entscheidet heute über Ursula von der Leyen", bemerkt etwa Het Nieuwsblad. Le Soir spricht von der "Stunde der Wahrheit für von der Leyen". Denn: Dass die deutsche Politikerin tatsächlich zur neuen EU-Kommissionspräsidentin gewählt wird, dass ist alles andere als sicher. "Das wird eine knappe Kiste", notieren sinngemäß Gazet van Antwerpen und L'Echo. Von der Leyen wird am Dienstag vor dem Straßburger Parlamentsplenum eine mit Spannung erwartete Rede halten. "Ein letztes Plädoyer um die Abgeordneten zu überzeugen", so nennen es La Libre Belgique und De Tijd.
"Es wird die Rede ihres Lebens", glaubt Het Belang van Limburg. Und von der Leyen wird am Dienstag noch viele Zweifler überreden müssen. Denn: Zweifel sind durchaus erlaubt. So ganz konnte von der Leyen nämlich nicht überzeugen. Im EU-Parlament überwiegt zudem noch der Frust darüber, dass sich die Staats- und Regierungschefs über das Prinzip der Spitzenkandidaten hinweggesetzt haben. Es ist definitiv nicht auszuschließen, dass man das Personalpuzzle am Ende nochmal neu machen muss.
… und muss sich lernfähig zeigen
"Aber das wäre keine gute Neuigkeit", warnt De Tijd. Natürlich gab es Kandidaten, die auf dem ersten Blick geeigneter wirkten für den Posten des oder der Kommissionspräsidentin. Doch, ob man es will oder nicht: Das ist nur die halbe Wahrheit. Man muss der Realität ins Auge sehen. Hier geht es um die Suche nach Gleichgewichten. Bei solchen Personalien liegen sehr viele Faktoren in der Waagschale: Geografie, Geschlecht, politische Couleur. Es wäre schon seltsam, wenn das EU-Parlament diese Erwägungen ignorieren würde.
Von der Leyen wird schlichtweg beweisen müssen, dass sie lernfähig ist, meint Le Soir. Bei ihren ersten Anhörungen im Parlament hat von der Leyen gleich mehrmals für lange Gesichter gesorgt, weil sie durch Unkenntnis geglänzt hat. Und niemand würde wohl ernsthaft behaupten, dass die 60-Jährige die Kragenweite besitzt, um wirklich eine große Kommissionspräsidentin zu werden. Eine erste Herausforderung wird es sein, das zu erreichen, was sie sich fest vorgenommen hat: Gleich viele männliche und weibliche Kommissare. Wenn sie das schafft: Respekt!
Noch mehr Frauen in der Politik
In den USA hat derweil Präsident Donald Trump für eine neue Polemik gesorgt. Per Twitter rief er vier Parlamentarierinnen mit Migrationshintergrund dazu auf, "in ihr Land zurückzukehren". Dabei sind drei von ihnen in den USA geboren. "Jemanden auf seine Herkunft zu reduzieren, das nennt man Rassismus", wettert Gazet van Antwerpen. Es ist, als würde Premier Charles Michel Politikerinnen wie Zuhal Demir oder Meyrem Almaci empfehlen, in die Türkei zurückzukehren. Absolut unannehmbar! Was müssen wir uns denn noch antun mit diesem Donald Trump?
Für Het Nieuwsblad geht es hier noch um etwas anderes. "Das Ziel heißt: Frau", meint das Blatt. Es ist auffällig, dass Rechtsextreme so ein bisschen überall die Frau als Feindbild für sich entdeckt haben, erst recht, wenn sie "nicht weiß" ist. Unterschwellig ist das die Mär vom "Komplott gegen den Weißen Mann". Solche Tendenzen sieht man auch beim Vlaams Belang. Generell kann man behaupten, dass Frauen in Verantwortungspositionen schneller und giftigere Kritik einstecken müssen. Dagegen kann man was tun. Wir brauchen noch mehr Frauen in der Politik.
Roger Pint