Die Comic-Reihe "Quest" könnte man als eine moderne Fassung der König-Artus-Sage bezeichnen. Sie spielt im Hier und Jetzt, weist aber viele lose Bezüge ins Mittelalter auf, zur Sagenwelt sowie zu Figuren und Thematiken der Artus-Legende.
Band zwei der Reihe setzt das Abenteuer aus Band eins fort. Der Held ist weiter der Teenager Pellinor, ein Nachkomme von König Pellinore aus der Artus-Sage.
Auf der Suche nach der Bestie
In Begleitung der "Dame vom See", die er im ersten Band getroffen hat, ist er weiter auf der Suche nach einer Bestie, der Bestie, der seit König Pellinore alle Nachkommen dieses Königs nachjagen müssen - so will es die Dramaturgie des Comics.
Die Handlung von Teil zwei spielt mal in einem Wald, mal in der Stadt, auf einer alten Burg oder auch auf einem Protestcamp. Immer wieder vermischt sich dabei die moderne Welt mit phantastischen Elementen der Sagen- und Phantasiewelt. Autos, Handy, ein Motorroller und DJ-Mischpulte tauchen ebenso auf wie Ritter, Feen, ein Einhorn und Änliches mehr.
Leicht-locker und auch zum Vorlesen geeignet
Das Szenario hat der Franzose Frédéric Maupomé erdacht, die Zeichnungen kommen vom flämischen Comicautor Wauter Mannaert, der durch seine Yasmina-Reihe auch deutschsprachigen Comiclesern bekannt sein könnte.
Ergebnis dieser franko-belgischen Co-Produktion ist ein leicht-locker, teilweise auch lustig zu lesender Comic, der sicher schon kleinen Kindern Spaß machen könnte und sich auch zum Vorlesen eignet, da die Bilder schön bunt, lebendig und detailreich sind.
Zu Fuß durch den Wald
Beim zweiten Comic mit dem Titel "Elch" geht es um das Thema Mobbing in der Schule.
Held ist auch hier ein Teenager, Joe mit Namen. Statt morgens mit dem Schulbus zur Schule zu fahren geht er lieber zu Fuß durch den Wald, weil schon im Bus der Mitschüler auf ihn wartet, der ihn immer hänselt, piesackt, unterdrückt - eben auf ziemlich krasse weise wirklich mobbt.
Ein Elch tritt auf
Im Wald nun trifft Joe eines Morgens auf einen Elch. Der spielt im Folgenden eine ziemlich bedeutende Rolle - und wohl auch deshalb hat der deutsche Verlag Reprodukt den Titel "Elch" für den Comic gewählt. Im französischen Original heißt der Comic schlicht "Original".
Gezeichnet und erdacht ist "Elch" vom Brüsseler Comicautor Max de Radiguès. Dabei verzichtet de Radiguès auf explizites Moralisieren. Im Comic wird nie gesagt: Mobbing ist schlimm und schlecht. Das muss der Leser selbst aus der Geschichte verstehen.
Blicke, Gefühle, wenige Worte
Der Protagonist Joe steht dabei die ganze Zeit im Zentrum. Man folgt dem, was er erlebt, was er macht, was er sieht, auch wie er bestimmte Dinge sieht. Nichts wird dramatisiert, sondern das läuft subtiler ab über Gefühle, Blicke, Worte, Dialoge. Wobei viele Worte im Comic nicht gesprochen werden. Viele der Bilder kommen ganz ohne Worte aus und sagen trotzdem viel aus.
Die Zeichnungen von de Ragiguès sind dabei eher schlicht, breitflächig und in gedeckten Farben gehalten. Dieser Stil ohne großen Schnickschnack wird dem Thema des Comics gerecht und wirkt gleichzeitig angenehm ästhetisch.
Angaben zu den Comics
- Frédéric Maupomé, Wauter Mannaers "Quest 2: Der Protest des Fischerkönigs", Berlin 2025, Verlag Reprodukt, ab acht Jahren, 120 Seiten, 20 Euro.
- Max de Radiguès, "Elch", Berlin 2025, Verlag Reprodukt, ab zwölf Jahren, 160 Seiten, 20 Euro.
Kay Wagner