Was typische Rennstrecken-Gerüche wie Benzindämpfe und verbranntes Gummi angeht, muss das Autoworld-Museum leider passen, aber quietschende Reifen, aufheulende Motoren und Durchsagen von der Rennleitung sorgen zumindest geräuschtechnisch für die richtige Atmosphäre für diese Ausstellung zum "24-Stunden-Rennen" von Le Mans.
Eine Ausstellung, auf die Autoworld-Generaldirektor Sébastien de Baere sehr stolz ist. Zunächst einmal wegen der historischen Bedeutung, ein hundertjähriges Jubiläum gibt es schließlich nicht alle Tage zu feiern. Und dann ist "Le Mans" natürlich auch einfach ein Mythos. Le Mans sei vielleicht das bekannteste Ausdauerrennen der Welt, so de Baere, selbst Menschen, die sich nicht mit Rennen auskennen, haben schon von den "24 Stunden von Le Mans" gehört.
Legendärer Ruf
Wie legendär der Ruf des Rennens beziehungsweise das Prestige ist, das mit einem Sieg dort verbunden ist, sehe man beispielsweise auch am wohl bekanntesten belgischen Rennfahrer, Jacky Ickx. Ickx sei in Belgien durch seine mehrfachen Siege ja noch immer unter dem Beinamen "Monsier Le Mans" bekannt. Es sei einfach so etwas wie die Champions League des Rennsports.
Es ist aber auch gerade dieser legendäre Status, der eine Herausforderung war für die Organisatoren. Denn in so einem großen Jubiläumsjahr wollen natürlich alle Le-Mans-Ausstellungen machen, ist die Konkurrenz um Exponate also besonders groß, wie de Baere hervorhob.
Man habe regelrecht um die Autos kämpfen müssen, die nun in Brüssel zu sehen seien. Aber dank guter Kontakte, unter anderem nach Frankreich und zu Sammlern, sei es gelungen, eine sehr repräsentative und relevante Sammlung zusammenzubekommen.
17 Fahrzeuge sind nun also im Rahmen der "Le Mans"-Sonderausstellung zu bewundern: Man habe wirklich versucht, jedes Jahrzehnt des Rennens abzudecken.
Das sind wohlgemerkt nur die eigentlichen Fahrzeuge, hinzu kommen noch zahlreiche Boliden als Modelle und andere Ausstellungsstücke. Vom Rest des weitläufigen Museums und den dort ausgestellten Autos mal ganz abgesehen. So könnten selbst Menschen die unglaubliche Evolution des Automobils der letzten hundert Jahre nachverfolgen, die sich nicht mit seiner Geschichte auskennen.
Ford GT40 aus "Le Mans 66" als Highlight
Aber trotz dieses historischen Rundumschlags gibt es für de Baere ein Highlight in der Sonderausstellung: einen Ford GT40 von 1966, der unter anderem von Bruce McLaren gesteuert wurde. Also das Auto, das im Film "Le Mans 66", Originaltitel "Ford v Ferrari", die Hauptrolle spielt.
Die ersten drei Plätze habe Ford damals mit seinen GT40 geholt – und damit Ferrari da gedemütigt, wo es weh getan habe, eben in den 24 Stunden von Le Mans.
In Brüssel zu sehen ist dabei das GT40-Testfahrzeug (und Reservewagen), mit dem alles optimiert wurde für den eigentlichen Wettkampf. Das mache diesen GT40 fast noch wichtiger als die Wagen, die letztlich über die Ziellinie gerollt seien, so de Baere.
Wer im Jubiläumsjahr 2023 als Sieger über die Ziellinie von Le Mans rollen wird, wird man erst am 11. Juni sehen. Interessierte beziehungsweise Passionierte können ihren ersten Hunger noch bis kurz vorher, nämlich bis zum 28. Mai, aber ja schon mal im Autoworld in Brüssel stillen, so der Generaldirektor, ein perfektes Timing also.
Weitere Informationen zur Ausstellung "Die 24 Stunden von Le Mans - 100 Jahre Renngeschichte" finden Sie auf der Webseite des Autoworld-Museums in Brüssel.
Boris Schmidt