Thierry Neuville, wie ist die Gemütslage vor dem Start der Rallye Japan?
Wir haben lange auf dieses Wochenende gewartet und sind jetzt froh, hier zu sein, und dass es endlich losgeht. Der Plan ist wie bei den letzten Rallyes auch zu versuchen, gut durchzukommen, auf einem schönen Rhythmus, mit dem wir uns wohlfühlen, und das Auto sicher ins Ziel zu bringen.
Was ist wichtiger für das ganze Hyundai-Team: der Fahrer- oder der Herstellertitel?
Das Ziel ist es ganz klar, dieses Wochenende hier beide Titel einzufahren. Dennoch ist speziell für Martijn und mich der Fokus auf dem Fahrertitel und meine Teamkollegen [Ott Tänak und Andreas Mikkelsen] werden sicherlich alles geben, um den Titel für das Team zu sichern. Dennoch wollen wir auch dem Team helfen, wenn wir können. Wir werden versuchen, deswegen in einem konstanten Rhythmus durch die Rallye zu fahren und unsere Pace je nach Bedingungen und Verlauf der Rallye anzupassen - vor allem zählt, wie das Rennen für die anderen verläuft. Sollte Ott ein Problem haben, müssen wir seine Rolle im Kampf um den Hersteller-Titel übernehmen. Wir wüssten dann auch, dass wir dann bereits die Champions wären und könnten dann etwas mehr attackieren. Aber generell denke ich, dass wir zu Beginn der Rallye etwas vorsichtiger sein können und dann je nach Bedingungen unseren Speed anpassen.
Stehst du unter Druck?
Ein gewisser Druck ist schon da, ganz klar. Wir haben so hart gearbeitet über die letzten Jahre, aber vor allem auch dieses Jahr, um in Führung der Meisterschaft zu bleiben und hier mit einem großen Vorsprung anzureisen. Und das wollen wir natürlich jetzt nicht alles verlieren durch irgendeinen Fehler oder ein anderes Problem. Deswegen ist schon etwas Druck da. Man weiß auch, dass im Rallyesport immer viel passieren kann und dass es erst zu Ende ist, wenn man wirklich über die Ziellinie fährt. Deswegen ist der Druck da. Aber es tut gut, dass das Wochenende jetzt begonnen hat, wir in unserem Rhythmus und beschäftigt sind. Dadurch gibt es dann halt weniger Zeit, an den ganzen Rest zu denken.
Wie würdest du den Charakter der Rallye beschreiben?
Es ist eine schwierige Rallye. Man hat gesehen, in den letzten Jahren hier gab es viele Vorfälle. Es sind ganz enge Strecken mit enorm vielen Kurven, generell sehr technisch. Das macht es natürlich auch schwierig für die Copiloten, zeitig die Pace Notes abzuliefern. Wir müssen den Rhythmus finden, der uns die nötige Konzentration gibt, die man hier haben muss, ohne jegliches Risiko einzugehen.
Wird das Wetter eine Rolle spielen wie letztes Jahr?
Die Wetterbedingungen sollten eigentlich relativ stabil übers Wochenende sein. Es ist kein Regen mehr erwartet, aber es gab Regen während dem Recce und das hat die Stages ziemlich rutschig gemacht. Ich denke, vor allem am Freitag wird es etwas schwieriger werden, besonders im ersten Durchgang. Aber wir müssen wirklich kein Risiko nehmen und nur versuchen, auf einem guten Rhythmus durchzukommen, um sicher zu sein, dass das hier alles gut verläuft am Wochenende.
Die Taktik lautet also: Null Risiko?
Wir wollen, wie bei den letzten Rallyes schon, unseren Vorsprung managen und uns dann je nach Situation und Verlauf der Rallye anpassen. Sollte es sein, dass wir für Ott oder Andreas einspringen müssten, dann könnten wir sicherlich etwas schneller fahren. Aber zu Beginn der Rallye werden wir versuchen, es etwas ruhiger anzugehen.
Shakedown
Bei den Einstellungsfahrten am Donnerstagmorgen ist Ott Tänak die schnellste Zeit gefahren. Die Toyota-Fahrer Sébastien Ogier und Takamoto Katsuta waren 0,2 und 0,3 Sekunden langsamer. Thierry Neuville war Viertschnellster, 0,7 Sekunden hinter Teamkollege Tänak.
Die Rallye Japan startet mit der WP1 'Toyota Stadium' am Donnerstag um 19:05 Uhr japanischer Zeit (11:05 Uhr in Belgien).
Im Sinne der Transparenz weisen wir darauf hin, dass die Reise zur Rallye Japan von Hyundai Belgien unterstützt wurde.
Katrin Margraff