Dieses Auto ist ein Hingucker. Natürlich ist die Farbe Pink bewusst gewählt für das Team, in dem ausschließlich Frauen am Steuer sind. Es ist ein Augenzwinkern und vor allem ist es ein Statement, sagt Sarah Bovy. "Wir wollen zeigen, dass wir da sind. Wir versuchen nicht, uns zu verstecken."
"Wir haben uns unseren Platz im Feld erkämpft und werden von allen anderen als echtes Rennteam wahrgenommen. Deshalb haben wir auch kein Problem damit, ein rosa Auto zu fahren. Dadurch sieht man es gut. Das pinke Auto gefällt den Fans, es gefällt uns, und das ist ja auch wichtig."
Außerdem hat es den netten Nebeneffekt, dass die Konkurrenz gewarnt ist, fügt Teamkollegin Rahel Frey hinzu. "Unsere männlichen Kollegen, die wissen genau: Okay, da ist das Iron-Dames-Auto. Wir sind absolut respektiert - weil wir sind schnell und immer, wenn man einen guten Job macht, dann ist auch der Respekt auf jeden Fall gesichert."
Rahel Frey ist schon seit 20 Jahren Rennfahrerin, seit fünf Jahren zählt sie zu den Iron Dames. "Es ist ein Projekt, das Frauen im Motorsport fördern will. Wir versuchen, Plätze zu schaffen, Möglichkeiten zu schaffen, um mehr Frauen im Sport zu engagieren - nicht nur als Fahrerin, sondern auch als Mechanikerin, auf der technischen Seite, auf der Managing-Seite. Wir haben viele im Marketing, in der Kommunikation. Wir haben Team-Managerinnen. Also wirklich, da gibt es viele Möglichkeiten."
"Wir fahren mit diesem pinken Auto, mit pinken Rennoveralls. Auch das soll nochmal diese Message weiter in die Welt hinaustragen. Wir haben bewusst so ein Aufsehen geschaffen, um wirklich schneller an unser Ziel zu kommen: noch mehr Frauen engagieren zu können."
Die Arbeit der letzten Jahre trägt Früchte. Die Damen landen immer öfter auf dem Treppchen. Beim Rennen in Monza in der Langstrecken-WM (WEC) ist Sarah Bovy die erste weibliche Pole Position in der Klasse gelungen. Die Iron Dames fuhren auf Platz zwei und sorgten für das erste reine Frauenteam auf dem WM-Treppchen.
Auch in der Rennserie, zu der die 24h von Spa gehören, läuft es. "Beim letzten Rennen der GT World Challenge sind wir auf dem zweiten Platz in unserer Klasse gelandet. Aber die 24h von Spa sind nochmal eine andere Hausnummer - ein sehr langes Rennen und es ist sehr kompliziert, da ohne Schwierigkeiten durchzukommen. Es kann so viel passieren und der kleinste Fehler kann viele Plätze kosten. Also werden wir versuchen, nicht in die Falle zu tappen und ja, wenn wir ein sauberes Rennen fahren, glaube ich, dass wir um das Klassenpodium mitkämpfen können", ist Sarah Bovy zuversichtlich.
"Wir wissen, dass Spa sehr kompliziert sein kann", sagt auch Rahel Frey. "Sehr wechselhafte Wetterbedingungen, unglaublich viele Autos auf der Strecke, sehr viel Verkehr, 66 Autos, alles GT3-Autos. Es ist ein sehr schwieriges Rennen, körperlich anspruchsvoll. Wir wollen wirklich ins Ziel kommen."
"Natürlich versuchen wir, keine Fehler zu machen. Und natürlich träumen wir davon, auch hier wieder ein Podium zu erreichen. Ich glaube, das wird dieses Wochenende, wenn wir realistisch sind, schwierig für uns. Nichtsdestotrotz: fehlerfrei durchkommen und dann die Erfahrung mitnehmen, um nächstes Jahr noch stärker zurückzukommen."
Und nächstes Jahr wird dann der Sieg angepeilt. Den Männern würde es nichts ausmachen, von Frauen geschlagen zu werden, sagt Sarah Bovy. "Es ist kein Problem mehr heutzutage, wenn wir Iron Dames vorne landen. Dadurch entstehen keine Spannungen."
"Im Gegenteil: Wenn wir den Helm aufsetzen, sind wir einfach nur Rennfahrer wie alle anderen. Das ist es, was zählt. Die Mentalität hat sich geändert. Es gibt nicht mehr dieses ‚Ich will nicht von einer Frau geschlagen werden‘. Nein, wir sind alle Rennfahrer. Das Geschlecht spielt keine Rolle."
Katrin Margraff