Thierry, herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet dir dieser Heimsieg?
Wir sind überglücklich, dass die Rallye jetzt zu Ende ist. Es war ein spannendes, heißes Wochenende für uns. Wir hatten das Rennen eigentlich die ganze Zeit unter Kontrolle und fühlten uns wohl im Fahrzeug. Aber die gewisse Angst, dass wir uns einen Plattfuß einfangen könnten, war dennoch da. Man hat gesehen, dass viele andere Probleme damit hatten und ich habe das ganze Wochenende über versucht, die Reifen zu schonen und um die spitzen Ecken herum zu fahren. Aber man weiß nie, was wirklich passieren kann. In einer WP liegen so viele Steine rum und da hat man schnell mal irgendwas erwischt, auch wenn man mit den vier Rädern auf der Strecke bleibt. Wir haben wirklich versucht, das Ganze zu umgehen. Es hat geklappt. Wir sind dafür belohnt worden.
War es das perfekte Wochenende für euch und für das Team?
Ich denke schon, mit zwei Fahrzeugen auf dem Podium. Es ist schade, dass wir dann Ott Tänak durch einen Plattfuß verloren haben, sonst hätte das 1-2-3 sein können. Das wäre natürlich noch toller gewesen, zum ersten Mal ein reines Hyundai-Podium. Aber das ist halt die Rallye. Am Ende haben wir einen guten Schritt nach vorne gemacht, in der Fahrer- sowie in der Hersteller-Wertung. Und das war das Wichtigste für das gesamte Team.
Du hast den Rückstand auf Ogier und auch auf Evans deutlich verkürzt. Wie siehst du deine Chancen dieses Jahr?
Gut, es bleibt immer noch schwierig. Ogier hat jetzt 38 Punkte Vorsprung. Es wird schwierig, diese in den letzten Rennen noch einzuholen. Aber man weiß nie. Bis jetzt hatte er viele fehlerfreie Rennen und wenig technische Probleme. Im Gegensatz zu uns. Deswegen denke ich, dass irgendwann das Pech auch ihn treffen wird. Und dann müssen wir natürlich punkten.
Wie hat dir die erste "Rallye Belgien" gefallen, mit der Kombination Ypern und Spa-Francorchamps?
Im Großen und Ganzen war die Rallye ganz spannend. Ich denke, wir haben eine tolle Show geboten und am Ende hier in Spa auf das erste Treppchen zu klettern vor so vielen Zuschauern und Fans, die da waren, hat natürlich Spaß gemacht. Die WP in Ypern waren auch sehr schön. Ich habe das Wochenende genossen und bin froh, dass wir auf Platz eins gelandet sind.
Hast du hier in unserer Gegend auch etwas an der Strecke mitbekommen, von Zuschauern?
Relativ wenig. Ich habe versucht, konzentriert bei der Sache zu bleiben und wirklich nur auf die Straße zu schauen. Es war klar, dass man zwischen den WPs viele Leute sehen konnte, die vor Ort waren und zu den Zuschauerpunkten wanderten. Ich schaue mir die Bilder jetzt mal nach der Rallye gemütlich an und lasse mir das Ganze nochmal durch den Kopf gehen.
Das ist der erste WM-Sieg für Martijn. Was hast du ihm gesagt?
Ich habe ihm gratuliert und es war sicherlich verdient. Ich denke, wir hätten eigentlich schon Kenia auf dem ersten Treppchen stehen sollen. Die Enttäuschung war natürlich groß für uns, aber vor allem für ihn, damals den ersten Sieg so knapp vor Ziel zu verlieren. Aber ich denke, es hätte schlussendlich für ihn nicht besser kommen können, als diesen ersten Sieg jetzt hier einzufahren. Das Szenario hätte nicht besser sein können.
Martijn Wydaeghe sprachlos
"Es ist fantastisch. Eigentlich bin ich immer gut in Interviews (Hier der Beweis …) aber jetzt bin ich doch ein bisschen sprachlos", meint Martijn Wydaeghe im Ziel. "Die Anspannung fällt gerade so langsam von mir ab, die Emotionen kommen durch, dieser Sieg tut so gut."
"Alles war perfekt: das Team, das Auto, Thierry und ich haben keinen einzigen Fehler gemacht, immer das richtige Setup und die richtigen Reifen gewählt. Kein Risiko, keine Plattfüße. Und dann der Abschluss hier mit dem ganzen Publikum. Das hätte ich mir nicht schöner erträumen können."
Zitterpartie für Alain Neuville
"Fantastisch! Was soll ich sagen": Vater Alain Neuville hat noch Tränen in den Augen. "Die letzten zwei WPs waren ... naja, ich habe am Ende nicht mehr schauen können. Ich war so am zittern. Die anderen standen alle am Bildschirm, ich bin raus auf die Terrasse gegangen, habe hier zugeschaut und gefilmt. Und dann gewartet, bis sie drinnen schrien. Im letzten Moment bin ich rein."
"Ich freue mich so für die beiden. Nochmal ein tolles Ergebnis und auch für Martijn ist das wunderbar. Und das zu Hause bei unserer Heimrallye. Was wollen wir mehr?"
Adamo: Nicht nur Krach
"Nach vielen Rallyes mit Problemen tut das echt gut", sagt Teamchef Andrea Adamo. "Wir standen ziemlich unter Druck. Ich habe versucht, das Team das nicht spüren zu lassen, damit sie ihre Arbeit machen können. Ich habe großes Vertrauen in meinen Fahrer. Aber es war echt hart. Das größte Risiko war, zu viel Druck aufzubauen und dadurch alles kaputt zu machen. Aber jetzt geht es mir gut."
"Es war wirklich toll, hierher zu kommen. Heute Morgen habe ich wirklich viele Zuschauer gesehen, da ist mir das Herz aufgegangen. Thierry hat den Menschen hier, die durch schwierige Zeiten gegangen sind, Kraft und Mut gegeben, dass es aufwärts gehen wird. Ich glaube, unser Job ist es nicht nur, Krach zu machen, sondern den Menschen Freude und Hoffnung zu bringen."
Katrin Margraff