Was für ein Finale! Auf den allerletzten Kilometern schiebt sich Sébastien Ogier noch an Elfyn Evans vorbei und gewinnt die Rallye Kroatien mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,6 Sekunden.
Ogier sichert sich die volle Punkteausbeute (25 Punkte für den Sieg, fünf Punkte für die Bestzeit in der Power Stage) und übernimmt die Führung in der Weltmeisterschaft von Kalle Rovanperä, der Freitagmorgen nach einem Unfall ausgeschieden war.
Dabei war der Tag denkbar schlecht gestartet für Ogier. Auf dem Weg zur ersten Wertungsprüfung kollidierte er mit einem Verkehrsteilnehmer, dabei wurde die rechte Seite seines Toyota beschädigt. "Es war doch ein heftiger Einschlag, aber zum Glück war keiner verletzt und es war nur ein leichter Schaden am Auto", erklärte Ogier bei der Online-Pressekonferenz nach der Rallye.
"Natürlich war die Aerodynamik danach nicht mehr optimal, aber ich glaube das Auto war nicht wirklich langsamer. Es war eher psychologisch ein Schreck und ich musste mich erstmal davon erholen." Auf der Strecke ließ Ogier dann auch ein paar Sekunden liegen und gab die Spitze ab an Evans, der Sonntagmorgen zwei Bestzeiten fuhr.
In der Power Stage schlug Ogier dann aber zurück, fuhr die Bestzeit und war 4,5 Sekunden schneller als Evans, der kurz vor dem Ziel leicht aus der Ideallinie rutschte. Ogier gewann mit 0,6 Sekunden Vorsprung, einem der knappsten Ergebnisse in der Geschichte der Weltmeisterschaft.
Neuville wieder auf dem Treppchen
Auch Thierry Neuville griff auf den letzten Kilometern noch einmal an und rutschte an einer Abzweigung geradeaus. "Das hat sicher drei Sekunden gekostet, aber wir haben es versucht. Ich war absolut am Limit", sagte Neuville im Ziel. Er beendet die Rallye mit 8,1 Sekunden Rückstand auf Platz drei und der drittschnellsten Zeit bei der Power Stage.
"Dieses Wochenende war eine echte Achterbahnfahrt. Wir sind ein paar fantastische Wertungsprüfungen gefahren, aber es gab auch große Enttäuschungen", erklärte Neuville bei der Online-Pressekonferenz in Anspielung auf unter anderem die falsche Reifenwahl am Samstagmorgen. "Wir waren nah dran am Sieg und müssen jetzt analysieren, wie solche Fehler geschehen können. Damit wir sie in Zukunft vermeiden können."
"Andererseits habe ich dieses Wochenende alles aus dem Auto herausgeholt und war der Einzige, der mit Seb und Elfyn mithalten konnte. Ich war immer am Limit und manchmal sogar ein bisschen drüber. Unterm Strich ist dabei wieder ein Podiumsplatz herausgesprungen."
Neuville und sein neuer Beifahrer Martijn Wydaeghe stehen zum dritten Mal in dieser Saison auf dem dritten Platz. In der WM-Wertung bleibt Neuville mit 53 Punkten Zweiter. Ogier hat nun 61 Punkte und übernimmt die WM-Führung. Evans liegt mit 51 Punkten auf Platz drei.
Ott Tänak, der in Kroatien auf den vierten Platz fuhr, belegt im WM-Stand den vierten Platz (40 Punkte) vor Kalle Rovanperä (39). Der Franzose Adrien Fourmaux (mit Beifahrer Renaud Jamoul aus Hannut) beendete sein WM-Debüt auf einem starken fünften Platz.
Der Tag zum Nachlesen
WP20: Sébastien Ogier gewinnt die Power Stage - und auch die Rallye! Er schiebt sich um 0,6 Sekunden an Elfyn Evans vorbei und übernimmt dadurch auch die WM-Führung. Thierry Neuville beendet die Rallye auf Platz drei mit 8,1 Sekunden Rückstand.
WP19: Die vorletzte Bestzeit der Rallye geht an Thierry Neuville, der einen Hauch schneller ist als Elfyn Evans (+0,4 Sekunden) und Sébastien Ogier (+1,5). Neuville verringert seinen Rückstand auf Ogier und den zweiten Platz auf 4,1 Sekunden. Zwischen Spitzenreiter Evans und Ogier liegen nun 3,9 Sekunden.
Toyota-Teamchef Jari-Matti Latvala erklärt, was passiert ist: "Sébastien ist auf dem Weg zur ersten Wertungsprüfung mit einem Straßenfahrzeug kollidiert. Man sieht den Schaden, aber das Auto läuft und es geht allen gut", sagt Latvala dem WRC-Fernsehen.
Die Beifahrer-Tür schließt nicht mehr richtig, deshalb hat Julien Ingrassia eine Schutzbrille auf. "Technisch gesehen ist alles in Ordnung. Aber die Aerodynamik ist natürlich beeinträchtigt. Allerdings ist es schwer einzuschätzen, wie viele Sekunden das kostet."
WP18: Elfyn Evans fährt auch die zweite Tages-Bestzeit und übernimmt die Führung von Sébastien Ogier, der die nächsten Sekunden verliert (+7,0). An Ogiers Toyota ist die rechte Seite beschädigt.
Evans führt nun mit 2,8 Sekunden Vorsprung vor Ogier. Thierry Neuville fährt die zweitschnellste Zeit (+3,5) und liegt weiter auf dem dritten Platz, 8,4 Sekunden hinter Evans und 5,6 Sekunden hinter Ogier.
Adrien Fourmaux landet im Graben, der Fiesta muss von Zuschauern herausgedrückt werden. Fourmaux verliert fast eine Minute, bleibt aber auf Platz fünf. Gus Greensmith verliert den sechsten Platz wegen eines Hydraulik-Defekts an Takamoto Katsuta.
WP17: Die Bestzeit geht an Elfyn Evans, der Thierry Neuville 1,4 Sekunden abnimmt und den Vorsprung auf den dritten Platz auf 4,9 Sekunden ausbaut. Spitzenreiter Sébastien Ogier ist 2,7 Sekunden langsamer als Evans. Dadurch schmilzt seine Führung auf 4,2 Sekunden. Neuville liegt nun 9,1 Sekunden entfernt von der Spitze.
Auf den Plätzen hinter dem Treppchen sind keine großen Veränderungen mehr zu erwarten. Ott Tänak ist Vierter mit 51,4 Sekunden Rückstand. Adrien Fourmaux ist bei seinem WM-Debüt auf Top-fünf-Kurs (+1:41,8). Dahinter folgen Gus Greensmith, Takamoto Katsuta und Craig Breen.
wrc/km
Kroatien ist ein wunderschoenes Land. Die Menschen sind gastfreundlich, insbesondere wenn man Deutsch spricht, die Meeresküste herrlich und weitab vom Malle- und Knokke-Massentourismus, die tiefen urigen Wälder mit ihren wohltuenden Düften eine willkommene Abkühlung in der trockenen und klaren Sommerluft.
Wer eine harte Abkühlung sucht findet sie in den klirrend kalten Seen zwischen den Wäldern und Karstfelsen.