Der Rallye-Weltmeister 2019 heißt Ott Tänak. Selbst mit dem Sieg in Spanien konnte Thierry Neuville das nicht verhindern. Denn Tänak hatte schon vorher einen ordentlichen Vorsprung und fuhr bei der Rallye Spanien auf Platz zwei. Damit kann er beim letzten Saisonlauf in Australien nun nicht mehr eingeholt werden.
Der neue Weltmeister war einfach nur erleichtert. "Weltmeister zu werden war mein Traum, mein Lebensziel. Ich wusste, dass es nicht einfach wird. Aber jetzt ist es geschafft", sagte Tänak im Ziel der Rallye Spanien. Der Toyota-Fahrer aus Estland hat diese Saison sechs Siege eingefahren und im Schnitt bei jeder Rallye 20 Punkte gesammelt.
Verdienter Weltmeister
"Der WM-Titel ist verdient", sagt der entthronte Weltmeister Sébastien Ogier. "Er war schneller als jeder andere und konstanter. Er hat es absolut verdient, Weltmeister zu werden." Neuville fügt hinzu: "Verdient hat er es auf jeden Fall. Dieses Jahr hätten drei Fahrer den Titel verdient gehabt, am Ende kann es aber nur einer sein. Tänak hat sicherlich das bessere Auto gehabt und das gut ausgenutzt, um hier die Meisterschaft klar zu machen."
Thierry Neuville wird dieses Jahr also nicht Weltmeister. Das war aber eigentlich schon vor Spanien klar, denn seine Chance auf den Titel war minimal. Und mehr als gewinnen geht ja sowieso nicht. "Für uns war es ein perfektes Wochenende. Wir konnten nicht mehr machen, haben das ganze Wochenende unsere Leistung abgeliefert und sind sehr zufrieden mit dem Resultat."
"Wir sind vorne weggefahren und haben Samstagmorgen dann auch unseren Teamkollegen Sébastien Loeb überholt und uns abgesetzt. Alleine das ist schon eine hervorragende Leistung. Wir haben die Rallye dominiert und gewonnen. Mehr war nicht drin."
Hersteller-Titel im Fokus
Von Neuvilles Chef, Andrea Adamo, gab es im Ziel eine feste Umarmung und ein dickes Lob. "Thierry hat ein erstaunliches Rennen gezeigt", sagt Adamo. "Er war schnell auf Schotter und auf Asphalt. Das gilt auch für unser Auto und deshalb war es ein tolles Wochenende für Hyundai. Nun gut, eigentlich wäre auch der Doppelsieg drin gewesen. Aber wenn du gegen solche Kerle kämpfst wie gegen den, der jetzt der neue Weltmeister ist, darfst du auch keine Wunder erwarten."
Der Doppelsieg ist es nicht geworden, am Ende standen aber zwei Hyundai auf dem Treppchen. Denn Dani Sordo kam auf Platz drei, mit nur 0,4 Sekunden Rückstand auf Ott Tänak. Damit hat Hyundai die besten Karten, um beim Saisonfinale in Australien in drei Wochen zumindest Marken-Weltmeister zu werden. Denn das Team baut den Vorsprung auf Toyota um zehn Punkte auf 18 Punkte aus.
Neuville schiebt sich in der WM-Wertung der Fahrer wieder an Sébastien Ogier vorbei, liegt jetzt zehn Punkte vor ihm und kann in Australien zum fünften Mal Vize-Weltmeister werden. "Ach, ob Zweiter oder Dritter, das macht eigentlich keinen Unterschied. Jetzt zählt nur noch der Hersteller-Titel."
Tänak 2020 im Toyota oder Hyundai?
Spannend ist aber erstmal die Frage, für welches Team der neue Weltmeister nächstes Jahr fährt. Bleibt Tänak bei Toyota oder wechselt er zu Hyundai, wie dieses Wochenende gemunkelt wurde? "Alles ist möglich", grinst Tänak, "wir werden es sehen."
Thierry Neuville hätte jedenfalls nichts gegen Tänak als neuen Teamkollegen. "Ich denke, für uns wäre das gut. Einerseits zeigt es die Ambitionen von Hyundai in der Weltmeisterschaft. Andererseits würde Tänak viele technische Informationen von Toyota mitbringen, die helfen könnten, das Auto weiter zu verbessern. Und ich muss sagen, ich kämpfe dann doch lieber gegen Tänak im Hyundai, im gleichen Auto wie ich, als gegen Tänak im Toyota."
Thierry Neuville gewinnt Rallye Spanien - Ott Tänak ist neuer Weltmeister
Katrin Margraff