Drei Rennen werden an den WTCR-Wochenenden gefahren. Für Frédéric Vervisch sprangen dieses Wochenende zwei zweite Plätze und ein fünfter Platz raus. Damit klettert er in der Meisterschaft von Platz elf auf fünf. "Es war ein Super-Wochenende, das hatten wir nicht erwartet", sagt der Fahrer vom Team Comtoyou. "Im ersten freien Training haben wir gesehen, dass wir zu langsam waren. Dass es am Ende dann so ein Resultat wird, kommt wirklich unerwartet."
Im Training musste Vervisch erstmal einen Schreck verdauen. Bei Regen rutschte der Audi von der Strecke und schlug heftig in die Leitplanke ein. "Das war hart. Wir checken regelmäßig meinen Rücken. Der Einschlag war bei etwa 120 Stundenkilometern. Aber bei Aquaplaning kannst du nicht viel machen. Das ist eben die grüne Hölle."
Im ersten Rennen kam Vervisch auf den fünften Platz. Dabei war er auch in den Dreikampf des Wochenendes verwickelt. "Ich war ein 'sitting duck' - eine lahme Ente. Wir hatten ein Problem am Wagen und uns fehlte einfach das Tempo. Ich habe probiert, aus dem Windschatten heraus zu überholen. Deswegen sah das so dramatisch aus. Wir versuchen immer, uns nicht zu berühren, aber durch die Wind-Turbulenzen kann es doch mal sein, dass man sich berührt."
Im zweiten und dritten Rennen gelang Vervisch jeweils der Sprung auf Platz zwei. Im dritten Rennen startete er von Platz sieben, nach der ersten Kurve hatte er sich schon auf den dritten Rang nach vorne geschoben. "Der Start war jedes Mal sehr gut. Und ich konnte mich in den ersten beiden Kurven immer gut platzieren. Natürlich gerät man da mal aneinander. Im letzten Rennen gab es einen etwas heftigeren Kontakt, aber zum Glück hat alles gehalten."
Das Wochenende ist für Vervisch aber noch längst nicht zu Ende. Denn nach den drei Sprint-Rennen der WTCR fährt er auch noch das 24-Stunden-Rennen. "Ich bin jetzt schon etwas müde, mental und physisch. Jetzt versuche ich, mich ein bisschen zu entspannen. Ich habe extra darum gebeten, den Start nicht fahren zu müssen."
Bei den 24 Stunden steuert Vervisch einen Audi R8 LMS der Top-Kategorie. Da ist erstmal umgewöhnen angesagt. "Es ist nicht einfach. Die Geschwindigkeit ist komplett anders, gerade die Kurvengeschwindigkeit ist viel höher. Ich bin gestern das Qualifying für die 24 Stunden gefahren. Und in der ersten Runde bin ich in einer Kurve ins Gras gerutscht." In der zweiten Runde war die Umstellung aber vollzogen, und Vervisch setzte den Audi #4 auf den vierten Startplatz.
"Das kam sehr unverhofft. Aber das ist unsere maximale Geschwindigkeit. Vom puren Tempo her können wir hier nicht gewinnen. Natürlich sind es 24 Stunden, da kann immer viel passieren. Und unser Startplatz ist gut, also haben wir eine Chance. Ein Podium wäre schon ein Erfolg."
Zwei Premierensiege
Bei den drei WTCR-Rennen stand jeweils ein anderer Fahrer ganz oben auf dem Treppchen. Im ersten Rennen am Freitag gewann Norbert Michelisz aus Ungarn im Hyundai i30 N TCR. Am Samstag feierten dann zwei Fahrer ihren ersten WM-Sieg. Erst Johann Kristofferson, der zweifache Rallycross-Weltmeister aus Schweden, im Volkswagen Golf GTI TCR.
Das dritte Rennen gewann sein Teamkollege, Lokalmatador Benjamin Leuchter. "Unbeschreiblich. Mein ganzes Leben ist mit dieser Strecke verbunden. Und jetzt hier ein WM-Rennen gegen diese ganzen starken Fahrer zu gewinnen, das bedeutet mit unglaublich viel. Ich bin überglücklich."
Katrin Margraff