Thierry, wie geht es nach dem heftigen Unfall in Chile?
Mir geht’s ganz gut. Nach dem Unfall sind mehr als zwei Wochen vergangen. Das war genügend Zeit, um uns wieder fit zu machen und um hier in Portugal an den Start zu gehen.
Wie schwer ist die Verletzung?
Im Prinzip ist es keine große Verletzung, es wurden ein paar Stiche am Fuß gesetzt. Die Bänder am Außengelenk des linken Fußes sind durch, werden aber wieder schön zusammenwachsen.
Hat der Unfall Auswirkungen auf das anstehende Wochenende?
Nein, es gibt keine Konsequenzen. Die Schmerzen sind relativ gering. Für das, wofür ich den Fuß brauche, reicht es vollkommen.
Also Glück gehabt, dass es der linke Fuß ist und nicht der rechte?
Nur mit Gas geben kommen wir natürlich auch nicht weit, aber die Kupplung brauchen wir nicht und das Bremspedal können wir so einstellen, dass es an jeden Fahrer angepasst wird. Sollte es etwas schwieriger sein, können wir es weicher anstellen, dann geht’s.
Du hast kurz nach dem Unfall für Testfahrten wieder im Auto gesessen. Hat das geholfen? Wie hast du dich gefühlt?
Es war ja nicht das erste Mal, dass wir kopfüber irgendwo im Graben liegen. Das ist schon des öfteren passiert und wird wohl auch wieder vorkommen. Natürlich will man es lieber vermeiden, aber es ist unser Job und das Risiko besteht. Bei Rallyes kann schnell etwas schiefgehen. Aber die Tests waren gut, das Gefühl im Auto ist gut. Wir sind froh, hier zu sein.
Du hast die WM-Spitze abgegeben, bist nun Dritter und hast nun also eine bessere Startposition als deine beiden Titelrivalen Sébastien Ogier und Ott Tänak. Das scheint bei den Strecken hier ein deutlicher Vorteil zu sein.
Ich denke schon. Von dem, was wir bei der Streckenbesichtigung gesehen haben, scheint der Straßenkehreffekt relativ groß zu sein. Das müssen wir ausnutzen und dann versuchen, vorne mitzukämpfen. Und ganz besonders unsere beiden Hauptkonkurrenten hinter uns zu lassen.
Die Strecken sollen aber auch sehr staubig sein? Gibt es vielleicht Probleme mit der Sicht?
Es ist sehr staubig, das ist wahr. Aber der Organisator hat bekanntgegeben, dass wir wahrscheinlich vier Minuten Zeitabstand zwischen den Fahrzeugen bekommen werden. Somit dürfte der Staub dann kein Problem mehr sein.
Wie würdest du den Charakter dieser Rallye beschreiben?
Dieses Jahr sind die Strecken relativ sandig. Der Organisator hat versucht, die Strecken von letztem Jahr so gut es ging zu reparieren, und viel Sand in die Wertungsprüfungen reingefahren. Beim zweiten Durchgang könnte es dadurch doch viele Spurrillen geben. Es ist relativ rutschig und es gibt wenig Grip. Es wird eine spannende Rallye.
Worauf kommt es hier an? Was kann den Unterschied machen?
Speed. Das Auto muss gut funktionieren bei solchen Gripverhältnissen. Wenn das Setup stimmt und das Gefühl gut ist, sollten wir gut mit dabei sein.
Bei den letzten Rallyes sah es so aus, als hätte das Auto sich im Vergleich zum letzten Jahr deutlich verbessert.
Ja, das Auto funktioniert gut. Bei jedem Test versuchen wir, uns immer weiter zu verbessern. Es gibt auch mal Schritte nach hinten, aber im Großen und Ganzen sind wir mit der Entwicklung zufrieden.
Was hat sich geändert?
Es gibt nicht viele veränderte Teile, aber man kann eine Menge an den Mappings vom Motor und den Differenzialen arbeiten, an der Getriebeabstimmung und der Abstimmung der Dämpfer. Generell am Setup des Fahrzeugs, an der Gewichtsverteilung und Gewichtsersparnis. Das sind alles so Sachen, an denen man grenzenlos arbeiten kann. Man findet nie viel, das sind hier und da mal 200 oder 300 Gramm. Aber das summiert sich.
Mit welchem Ergebnis wärst du dieses Wochenende zufrieden?
Mal schauen. Wenn wir die Möglichkeit haben, vorne mitzufahren, was doch relativ schwierig wird durch den Freitag, dann wäre es schön, wenn wir um den Sieg mitkämpfen. Und ansonsten wünsche ich mir eine problemlose Rallye. Denn es warten doch viele Schwierigkeiten auf uns. Beim zweiten Durchgang sind die Strecken relativ rau. Deshalb müssen wir hoffen, dass das Fahrzeug gut funktioniert und dass wir keinerlei Probleme haben.
Neuville gewinnt Shakedown
Thierry Neuville legte die 4,6 Kilometer der Shakedown-Strecke in Baltar beim dritten Durchgang in einer Zeit von 3:02,1 Minuten zurück. Das war eine Zehntelsekunde schneller als Kris Meeke im Toyota. Ford-Fahrer Teemu Suninen war 0,4 Sekunden langsamer. Ott Tänak und Sébastien Loeb lagen zeitgleich 0,6 Sekunden hinter Neuville. Sébastien Ogier fuhr eine Zeit von 3:04,5 Minuten.
Die Rallye Portugal startet Freitag um 9:48 Uhr Lokalzeit (10:48 Uhr in Belgien). Am ersten Tag werden die drei Wertungsprüfungen Lousã, Góis und Arganil je zwei Mal gefahren. Abends steht noch die kurze Zuschauer-WP Lousada auf dem Programm. Insgesamt legen die Fahrer bei der ersten Etappe 94,50 Kilometer zurück.
Katrin Margraff