Thierry Neuville hat den WM-Titel verpasst. Und dabei hat er wirklich alles gegeben am letzten Tag der Rallye Australien. Nach dem Reifenschaden auf der ersten Etappe waren seine Chancen auf die Krone schon deutlich gesunken. Trotzdem gab Neuville nicht auf und fuhr am Sonntag voll auf Angriff. Und dabei kam er von der Straße ab, beschädigte eine Radaufhängung und musste den Hyundai abstellen – endgültig für diese Saison.
Aber Neuville hatte nichts mehr zu verlieren und weil es geregnet hatte, standen seine Chancen wieder ein bisschen besser. "Wir hatten keine Wahl. Und es war uns auch nicht wichtig, ob wir Zweiter oder Dritter in der Weltmeisterschaft werden. Wir haben gesagt: Okay, jetzt ist eine kleine Chance noch da, Seb einzuholen, aber wir müssen viel Risiko nehmen."
"Die Wetterbedingungen gaben uns noch eine kleine Chance, die fünfzig Sekunden auf Seb einzufahren. Aber am Ende hat es nicht gereicht, ein kleiner Fahrfehler und die Rallye war für uns zu Ende. Aber die größte Enttäuschung war für uns eigentlich am Freitag, als wir den Plattfuß eingefangen haben. Da wussten wir bereits, dass die Chancen auf den Titel sehr gering waren."
Der Reifenschaden am ersten Tag war eine doppelte Strafe für Neuville: Er fiel hinter Titelkonkurrent Sébastien Ogier zurück und musste darüber hinaus auch am Samstag früh auf die Strecke und den Straßenkehrer spielen. Dadurch wurde es ungeheuer schwierig, Zeit gutzumachen. Neuville lag Samstagabend nur auf Platz acht.
"Seit Freitag lief es nicht so richtig rund. Nach dem Plattfuß mussten wir echt attackieren, waren dann erstes Fahrzeug auf der Strecke am Samstag. Mehr war nicht drin. Aber heute kam dann der lang ersehnte Regen und da haben wir gesagt: Alles oder nichts, wir versuchen, Elfyn und Seb einzufangen. Es war fast 'Mission unmöglich', aber wir haben es versucht. Es hat leider nicht gereicht."
Saisonbilanz
Neuville hatte im Mai in Portugal mit seinem zweiten Saisonsieg die WM-Führung übernommen und bis zum vorletzten Saisonlauf in Spanien verteidigt, dann aber um drei Punkte an Ogier abgegeben. "Die Saison war gut. Der zweite Abschnitt war halt etwas schwieriger, dadurch dass wir immer Erster auf der Strecke waren und die Toyotas auch sehr stark geworden sind. Deshalb war es sehr schwierig für uns, immer viele Punkte einzufahren."
"Aber wir waren immer konstant unterwegs. Leider dann in der Türkei die Nullrunde [durch einen defekten Dämpfer], wo wir eigentlich den Sieg hätten einfahren können. Das waren wichtige Punkte, die verloren gingen. Aber wir haben nicht aufgegeben und weitergekämpft. Bis auf diesen Ausrutscher heute waren wir sonst immer im Ziel."
Saisonausblick
Als nächstes steht für Thierry Neuville ein Besuch bei Hyundai in Korea an, und dann beginnen auch schon die Vorbereitungen auf die Saison 2019. Am Ende des Jahres gibt es aber auch ein paar Tage Urlaub.
"Es ist schön, während der Weihnachtszeit mal ein paar Tage Auszeit zu haben und ein bisschen auszuruhen. Ab Anfang Januar werden wir dann wieder früh im Fahrzeug sitzen. Die ersten Tests sind auch schon dieses Jahr geplant. Aber jetzt erstmal ein bisschen vergessen und einfach nur Spaß haben."
Die Saison 2019 startet Ende Januar mit der Rallye Monte-Carlo. Dann startet Neuville den nächsten Angriff auf die WM-Krone. "Auf jeden Fall. Wir sind seit einigen Jahren immer schnell unterwegs und vorne mit dabei. Der lang ersehnte erste Platz ist leider noch ausgeblieben. Aber wir kämpfen weiter."
Katrin Margraff