Da er die WM-Führung an Sébastien Ogier abgegeben hat und dadurch nicht mehr als Erster auf die Strecke muss, ist Neuville theoretisch auf den australischen Schotterpisten im Vorteil. Aber der berühmte Straßenkehr-Effekt könnte aufgehoben werden, denn es ist wechselhaftes Wetter vorhergesagt.
"Es ist Regen gemeldet, man weiß aber nicht genau, wann der kommt. Sollte es trocken bleiben am Freitagmorgen, könnte uns das sicherlich in ein oder zwei Wertungsprüfungen helfen. Sollte der Regen fallen, wird es schwieriger, denn dann wird dieser Vorteil eventuell wegfallen", erklärt Neuville. "Aber das macht das Ganze dann auch rutschiger, dann können Fahrer schneller Fehler machen und generell waren wir bei solchen Bedingungen immer relativ gut."
Interessantes Wochenende
"Es wäre schon schöner, wenn es trocken bleibt, dann kann man mehr Risiko fahren und wir könnten eventuell Seb gegenüber diesen Vorteil haben. Aber auch wenn der Regen kommt, denke ich, dass die Rallye sehr interessant werden wird, wir unsere Stärke zeigen können und hoffentlich schneller sein werden als Ogier und Tänak."
Thierry Neuville liegt drei Punkte hinter Ogier. Ott Tänak hat mit weiteren 20 Punkten Rückstand noch Außenseiterchancen auf den Titel. Falls Ogier und Neuville beide in Schwierigkeiten geraten, kann Tänak sich zum Weltmeister krönen. Ansonsten wird der Kampf zwischen Ogier und Neuville ausgetragen.
"Wir müssen auf jeden Fall auf Ogier schauen", bestätigt Neuville. "Er ist unser Hauptkonkurrent. Wir wissen, dass wir vor ihm ins Ziel kommen und vier Punkte mehr einfahren müssen. Es wird nicht einfach, aber wir werden alles daransetzen, dass es funktioniert. Ich freue mich, wenn es losgeht."
Unterstützung in der Heimat
Wie auch die Fans kann Neuville den Start in das große Finale kaum erwarten. Seit knapp einer Woche ist er in Australien, von Jetlag keine Spur. "Bis jetzt hab ich immer gut geschlafen und bin ausgeruht", sagt Neuville.
Das wird für die Fans zuhause anders sein. Seine Familie und ein paar Freunde reisen nach Australien, aber die meisten Fans verfolgen das Saisonfinale aus der Ferne. Durch den Zeitunterschied von zehn Stunden mitten in der Nacht. "Wir wissen, dass viele von zuhause aus zuschauen und wahrscheinlich dieses Wochenende wenig Schlaf haben werden. Die Unterstützung ist da, das wissen wir. Ansonsten müssen wir so oder so unseren Job machen. Volle Konzentration."
Die Konzentration gilt dabei nur einem Ziel: der WM-Krone. Denn Vizeweltmeister waren Neuville und Beifahrer Nicolas Gilsoul jetzt schon drei Mal. "Wir haben nichts zu verlieren. Wir können nur gewinnen. Am Ende Zweiter oder Dritter zu sein, macht für uns keinen Unterschied. Es geht jetzt wirklich darum, die Trophäe mit nach Hause zu bringen und als Weltmeister gekrönt zu werden."
Katrin Margraff