"Die Tests sind gut verlaufen, das Auto fühlt sich gut an. Und wir hatten auch die Möglichkeit, im Schnee zu fahren. Dadurch, dass ich die meisten Evolutionen für 2018 bereits bei den beiden letzten Rallyes gefahren bin, hat sich relativ wenig für mich geändert. Daher kenne ich das Auto in der Form auch relativ gut", sagt Neuville im BRF-Interview.
"Natürlich versucht man immer, Kleinigkeiten zu verbessern. Auf Asphalt hatten wir Schwierigkeiten mit Untersteuern, da haben wir dran gearbeitet. Es fühlt sich besser an, jetzt muss sich das natürlich auch bei der Rallye bestätigen." Das lästige Untersteuern soll also behoben sein. Aber nicht nur das war letztes Jahr ein Problem.
Der Hyundai i20 war zwar das schnellste Auto im Feld, aber nicht das zuverlässigste. In Sachen Haltbarkeit kann Hyundai noch zulegen. "Es ist wahr, dass wir da kleinere Probleme hatten - in Mexiko, Sardinien oder Spanien. Aber im Großen und Ganzen war unser Auto doch relativ gut, um die Meisterschaft zu bestreiten. Wir waren an einem Zeitpunkt sogar Führender der Meisterschaft. Das heißt, das Paket stimmt. Jetzt müssen wir das Ganze so umsetzen, um am Ende der Saison dann auch noch Führender zu sein."
Teamkollege Mikkelsen
Saisonziel 2018 ist ganz klar die WM-Krone. Aber die will natürlich auch Sébastien Ogier verteidigen - und große Konkurrenz hat Neuville mittlerweile auch im eigenen Team. Der Norweger Andreas Mikkelsen ist seit ein paar Monaten auch bei Hyundai und könnte Thierry Neuville den Nummer-eins-Status streitig machen.
"Aber es kann auch eine Hilfe sein, Andreas im Team zu haben. Er hat viel Know-How, viel Erfahrung mit anderen World Rally Cars dieser Generation. Er ist jung und motiviert, genau wie ich. Dadurch denke ich, dass wir uns gegenseitig pushen werden. Ganz klar: Wenn er vor mir ist, werde ich alles daran setzen, um ihn einzufangen."
Monte-Carlo: Lotterie und Reifenpoker
Los geht die Saison mit der Rallye Monte-Carlo. Direkt ein Kracher zum Anfang, denn die Monte gilt mit ihren teils verschneiten, teils vereisten Straßen als besonders knifflig. "Das Wetter ändert sich andauernd, die Streckenbedingungen sind so abwechslungsreich, dass lauter Überraschungen warten. Die Reifenwahl ist nie die richtige. Man muss sich dann halt so durchkämpfen."
Dann braucht es genau die richtige Dosis an Risiko, um nicht hinterherzufahren, aber auch nicht direkt von der Strecke zu fliegen. Für Thierry Neuville ist die Rallye Monte-Carlo schon öfter mal vorzeitig zu Ende gewesen. "Mit der Monte habe ich viele Rechnungen offen. Aber man muss auch sehen, dass wir in den letzten Jahren einiges an Erfahrung sammeln konnten."
"Vor allem in den letzten drei Jahren. Wir sind Fünfter geworden, dann Dritter und letztes Jahr waren wir die ganze Zeit in Führung bis kurz vor Schluss. Das wird uns sicherlich helfen, dieses Jahr noch stärker zu sein."
WM-Punkte gehen vor
Letztes Jahr fiel Neuville Samstagabend aus und ließ wichtige Punkte im Kampf um den Titel liegen. Das soll dieses Mal natürlich nicht passieren. "Man muss nicht gewinnen. Ein Sieg wäre schön, aber es wird für uns wichtig sein, Punkte mitzunehmen. Ein Podiumsplatz kann drin sein, wenn wir keine Fehler machen. Deshalb würden wir uns damit schon zufrieden geben."
Denn die Konkurrenz ist dieses Jahr noch stärker. Mittlerweile haben sich auch Ott Tänak, Elfyn Evans und Esapekka Lappi zu Siegfahrern entwickelt. Dann sind da natürlich noch Jari-Matti Latvala, Kris Meeke - und ganz oben auf der Liste eben Weltmeister Sébastien Ogier.
Alles deutet auf ein spannendes Jahr 2018 hin. Und auch Thierry Neuville geht davon aus, dass die Saison sehr ausgeglichen sein wird und dass der Weltmeister erst kurz vor Schluss feststeht.
Legend Boucles
Nach der Rallye Monte-Carlo geht es übrigens direkt weiter. Mit den Legend Boucles, die Thierry Neuville in seinem allerersten Rallye-Auto, einem Opel Corsa, bestreitet. Auch in Ypern geht Neuville an den Start.
Volles Programm. "Es ist schon war, dass es das ganze Jahr über relativ stressig ist. Aber ich lebe für den Sport, das hat Vorrang vor allem. Ich bin immer wieder froh, wenn ich hinterm Steuer sitze. Vor allem bei den Legend Boucles de Bastogne, wo ich in einem meiner alten Fahrzeuge sitzen werde, was wir neu aufgebaut haben. Da werden wir auf jeden Fall viel Spaß haben."
Katrin Margraff