Was den Arbeitsaufwand angeht, will Fabienne Colling die Tatsache, dass Ecolo durch den Verlust eines Mandats auch den Fraktionsstatus verloren hat, nicht als Entschuldigung gelten lassen - ebenso wenig wie den Begriff "Feierabendpolitiker". Sie habe zwar wie die anderen Abgeordneten im PDG noch einen Beruf, das Mandat im PDG sei aber ein "echter Job" und hier wie dort habe sie ihre eigenen Methoden. "Ich bin grundsätzlich ein Teamworker. Ich arbeite gerne mit anderen Menschen zusammen und ich arbeite nie alleine. Ich habe sehr gute Kontakte innerhalb meiner Partei. Wir sind auch unter Parlamentariern in den unterschiedlichsten Parlamenten sehr gut vernetzt. Wenn ich eine Frage habe, weiß ich, wen ich anrufe."
Das gelte etwa für ganz grundlegende Fragen, wie sie auch die Abgeordneten im PDG angehen. "Wir müssen trotzdem darauf achten, dass die begrenzten Ressourcen, die wir zur Verfügung haben, auch gerecht verteilt werden. Ein ganz schönes Beispiel dafür ist die Raumordnung. Wir werden uns in dieser Legislatur damit befassen müssen: Wer hat Anrecht auf wie viel Platz und wofür?"
Fabienne Colling spricht von "Leitplanken", an denen sich ihre politische Arbeit orientiere. "Jedes Mal, wenn wir eine Investition tätigen, wenn wir eine Ausgabe machen - hilft die dabei, die Schere zwischen Arm und Reich zu reduzieren? Wie? Wo? Was? Da gibt es ganz viele unterschiedliche Modelle. Das ist die erste Frage. Die zweite Frage ist: Wenn ich jeden Euro nur einmal ausgeben kann, wie viele Fliegen kann ich mit einer Klappe schlagen?"
Diese Auseinandersetzung vermisst Fabienne Colling etwa bei den Finanzdebatten im PDG. "Das Mühsame daran ist, dass im Parlament in den Debatten rund um diesen Haushalt ein "Hahnenkampf Paasch-Balter" 80 Prozent der Diskussionen monopolisiert, wo es dann um die Schuldenlast geht. Wobei das überhaupt nicht das grundlegende Problem ist, warum wir in diese Situation gekommen sind."
Abseits vom PDG sieht sich auch Ecolo Ostbelgien etwa in den Social Media mit dem Generalvorwurf der grünen "Verbotspartei" konfrontiert. Fabienne Colling hält dem entgegen: "Was habe ich Ihnen denn verboten auf DG-Ebene in den letzten 20 Jahren? Wir waren da offensichtlich nicht mit am Tisch in der Mehrheit. Das wäre mal das eine. Aber ganz generell gehört zum gesellschaftlichen Zusammenleben dazu, dass es Rahmenbedingungen gibt. Das heißt, wir werden uns darüber einig, nach welchen Regeln wir gemeinsam leben. Diese Regeln sollten in meinen Augen so fair wie möglich sein."
Ausführliches Radio-Interview mit Fabienne Colling im Player:
Stephan Pesch
Das Problem ist nicht was F. Colling verboten hat, sondern was sie, bzw. ihre Partei, verbieten würde wenn sie könnten wie sie wollen. Daran ist ECOLO zu messen und nicht an der Unschuldsmine weil man nicht kann wie man will....
Sehr geehrter Herr Pesch,
„Hätte, könnte, würde …“ – am Ende zählt, was man tatsächlich tut. Und das gilt für alle Parteien. Es gibt keine politische Kraft – ganz gleich welcher Richtung –, die ohne Regeln, Vorgaben oder Einschränkungen auskommt. Der Unterschied liegt in den Werten, nach denen man entscheidet, welche Regeln man für richtig hält.
Ich stehe zum Programm der grünen Partei und zu der Überzeugung, dass begrenzte Ressourcen – sei es Platz, Geld oder Umwelt – fair und verantwortungsvoll geteilt werden müssen. Das bedeutet zwangsläufig, dass nicht immer alles überall und jederzeit möglich ist. Aber genau darüber kann (und sollte) man ja streiten – offen, sachlich und auf Augenhöhe.
Ein gutes Beispiel dafür wird die Diskussion zur Raumordnung in der DG sein. Dort wird sich sehr konkret zeigen, nach welchen Kriterien politische Entscheidungen getroffen werden – und wie sich verschiedene Interessen abwägen und vereinen lassen.
MbG,