Kurz, aber heftig war die Flut im Ourtal am 14. Juli 2021. In Schönberg schwappte der Fluss gegen Mitternacht als regelrechte Welle über die Mauer, die das Dorf eigentlich bei Hochwasser schützen soll, und bahnte sich seinen Weg flussabwärts. Dabei entstanden Sachschäden in Millionenhöhe.
Für die Gemeindeverantwortlichen war schnell klar, dass hier etwas getan werden muss. "Es ist so, dass all diese Phänomene vermehrt auftreten. Nicht nur im Ourtal", erklärt Werner Henkes, Bürgermeister von St. Vith.
"Innerhalb unserer Gemeinde haben wir fast in jeder Ortschaft solche Probleme bei Starkregen. Das kommt unter anderem durch die Versiegelung von Böden und da müssen wir unbedingt Abhilfe schaffen - zum Beispiel durch Wassergräben, in denen das Wasser sich sammeln und langsam versickern kann. Das ist eine der schnellen Maßnahmen, die man umsetzen könnte."
Schnelle Maßnahmen, sogenannte "Quick wins", sind ein Fokus der Studie. Zusätzlich soll auch eine Gesamtvision entstehen, die auch die Zuflüsse der Our berücksichtigt. Die Hauptfrage ist dabei: Wo und wie kann man dem Wasser mehr Platz lassen, damit die Gefahren im Notfall geringer sind? Um das bestmöglich zu erforschen, machen Büllingen, Burg-Reuland und St. Vith die Hochwasserstudie gemeinsam.
Das Ourtal erstreckt sich durch alle drei Gemeinden und nur, wenn sie beim Hochwasserschutz zusammen arbeiten, machen die Maßnahmen später auch Sinn. Das gilt auch grenzüberschreitend und deshalb streben die drei Gemeinden auch eine Kooperation mit den Gebieten in Luxemburg und Deutschland an, durch die die Our fließt. Wasser macht eben weder an Gemeinde- noch an Landesgrenzen halt.
Unklar ist allerdings, wer am Ende für die Maßnahmen, die die Studie vorschlagen soll, bezahlt. "Eigentlich ist die Wallonische Region zuständig, aber wir haben als Gemeinden einen Zuschuss bekommen, um die Studie durchzuführen, denn wir haben die Ortskenntnis und können uns auch auf die Bürger berufen, die uns bestimmt auch den ein oder anderen Hinweis geben können, welche Probleme wo sind. Damit haben wir schonmal den Anfang der Problemlösung. Die Problemlösung selbst, also die Finanzierung der Maßnahmen, muss größtenteils von der Wallonischen Region kommen."
Dazu gibt es seitens der Region noch keine feste Zusage, aber bisher ist Bürgermeister Werner Henkes zufrieden mit der Zusammenarbeit und bleibt optimistisch, dass die Maßnahmen nicht nur auf Papier gezeichnet, sondern auch in die Tat umgesetzt werden können.
Um Daten für die Hochwasserstudie zu sammeln, setzen die Gemeinden auch auf die Hilfe der Bevölkerung des Ourtals. Wer Fotos oder Videos der Hochwasserereignisse von 2018 und/oder 2021 besitzt, kann diese bis zum 18. Juli per Mail an oeffentlichearbeiten@st.vith.be senden.
Besonders hilfreich sind Aufnahmen, die mit Ort, Datum und Uhrzeit versehen sind, denn nur so kann die Entwicklung der Flut genau nachvollzogen werden.
Anne Kelleter