"Stell dir vor, du gehst als Deutscher schlafen und wachst als Belgier wieder auf. Was bedeutet das für deine Kultur, deine Sprache, deine Identität?" So beginnt die Ausstellung über die Geschichte von Ostbelgien, die im Internet jederzeit abrufbar ist, und die Donnerstag in Brüssel zusammen von der DG und dem Großherzogtum Luxemburg vorgestellt wurde.
Diese Symbiose hat wahrscheinlich sehr viel mit dem Vater der Ausstellung zu tun. Professor Andreas Fickers stammt aus St. Vith, ist aber seit über zehn Jahren Professor für Zeit- und Digitalgeschichte an der Universität von Luxemburg. Auch die beiden Historiker Christoph Brüll und Philippe Beck, die Fickers an diesem Abend in Brüssel begleiteten und die entscheidend an der Entwicklung der Ausstellung mitgewirkt haben, kommen aus der DG.
Das Interesse in Brüssel an dieser Arbeit über Ostbelgien war den Umständen entsprechend groß: Der Saal in der Luxemburger Botschaft war zwar nicht riesig, aber komplett gefüllt. Gut eine Stunde stellten Fickers, Brüll und Beck ihre Ausstellung vor. Im Anschluss gab sich Fickers sehr zufrieden mit dem Abend. "Das bedeutet uns sehr viel, weil wir auch ein internationales Publikum damit erreichen wollen, nicht nur ein lokales oder regionales. Die Gelegenheit zu bekommen, das wirklich in einer luxemburgisch-ostbelgischen Zusammenarbeit vorzustellen, ist genau das, was wir uns wünschen. Weil wir ja auch trans-national Geschichte betreiben und diese Beziehungen auch in der Ausstellung eine wichtige Rolle spielen."
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Von politischer Seite wurde der Abend von Ministerpräsident Oliver Paasch und dem Luxemburger Botschafter in Belgien, Jean-Louis Thill, begleitet. Beide sagten dem BRF, dass dieser Abend gemeinsam ein gutes Zeichen der sehr guten Beziehungen zwischen dem Großherzogtum und der DG sei. "Ich würde sagen, dass es wenige Grenzen in Europa gibt, wo die Beziehungen so eng sind, wie die Beziehungen, die wir generell mit Belgien aber auch mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft unterhalten. Es gibt nicht nur die gemeinsame Geschichte, vor allem mit der Gegend um St. Vith, die mit dem Herzogtum Luxemburg eine gemeinsame Geschichte hat. Ich glaube, auch mentalitätsmäßig sind wir sehr nah aneinander. Es gibt insbesondere einen bestimmten Pragmatismus und auch was die Sprache angeht. Ich glaube, vom Luxemburgischen hinein ins Deutsche ist das ein Übergang, den man auch gar nicht durch eine Grenze aufhalten kann."
Auch Paasch fand zunächst nur lobende Worte über die Beziehung zum südlichen Nachbarn. "Die politischen Beziehungen sind schon seit vielen Jahren sehr gut. Vom Großherzogtum Luxemburg aus kommen viele Impulse für grenzüberschreitende Zusammenarbeit beispielsweise im Gesundheitswesen, im bildungspolitischen Bereich, im Tourismus, in der Kultur. Überall entstehen grenzüberschreitende Projekte."
Doch nicht alles läuft aus der Sicht der DG rund, wenn es um die Beziehung Luxemburg geht. "Es wird immer in gewisser Weise eine ambivalente Beziehung bleiben. Wir arbeiten gerne und sehr freundschaftlich zusammen. Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ist nicht zu leugnen, dass sehr viele Menschen aus Ostbelgien in Luxemburg arbeiten, ich glaube, wir liegen bei über 4.000 Pendlern, die aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft heraus nach Luxemburg arbeiten gehen. Das ist für den Arbeitsmarkt in Ostbelgien eine große Herausforderung." Denn diese 4.000 Pendler würden in Ostbelgien selbst fehlen, wo händeringend bei vielen Berufsgruppen nach qualifizierten Mitarbeitern gesucht werde.
Doch wie gesagt: Das waren nur Paaschs Äußerungen am Mikro des BRF. Am Donnerstagabend standen die unproblematischen Seiten der Zusammenarbeit im Vordergrund. Luxemburger, die Gastgeber für Ostbelgier waren, damit ein ostbelgischer Professor der Universität Luxemburg einen Teil der Geschichte von Ostbelgien einem internationalen Publikum präsentieren konnte.
Kay Wagner
Herr Paasch sollte froh sein, dass 4000 Ostbelgier im Großherzogtum arbeiten. Die 4000 fallen dem belgischen Staat nicht zur Last. Für die 4000 gäbe es doch nicht genügend Arbeitsplätze in der DG.
Herr Paasch sollte doch sich die Mühe machen, sich um 6 Uhr an die Grenze begeben und mal ein paar Grenzgänger fragen, warum sie in Luxemburg arbeiten. Das sind Informationen aus erster Hand. Besser als irgendwelche Konferenzen und Tagungen.