Als die Ardennenoffensive am 16. Dezember 1944 begann, war Johann Wiesemes 17 Jahre alt. Die Ereignisse haben sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Der heute 97-Jährige erzählt, wie er in Emmels im Januar 1945 die letzten Tage der Kämpfe und die Befreiung durch US-Truppen erlebte. "Als die Amerikaner zurückkamen am 22. Januar, ist bei uns auch viel zerstört worden. Die Stallungen sind abgebrannt und ein Teil des Wohnhauses", erinnert er sich.
"Wir sollten evakuiert werden, aber das hat dann nicht mehr geklappt. Das ging alles drunter und drüber, kann man sagen. Und dann sind wir hier geblieben in unserem Haus. Wir sind dann lange im Haus geblieben. Die letzten Tage wurde der Beschuss zu stark, da sind wir dann in einen Unterschlupf reingekrochen."
Johanna Stoffels aus Rocherath kam im Oktober 1944 im Rahmen einer Evakuierung nach Malmedy. Sie schildert unter anderem die Bombardierungen an Weihnachten 1944: "Wir waren in einem Haus und in einem Nebenhaus ist eine Bombe gefallen. Wir waren zu 27 Personen in dem Haus, im Keller natürlich. Es war Gott sei dank ein gewölbter Keller, der uns das Leben gerettet hat. Ein Herr, der in unserer Gruppe war, hat uns einer nach dem anderem aus dem relativ kleinen Fenster gezogen. Und wir standen auf der Straße, wo die Kämpfe waren. Wir sind dann aus der Innenstadt geflüchtet."
Moderiert wurde die Veranstaltung von BRF-Direktor Alain Kniebs. Er hatte aus Archivaufnahmen und früheren Zeitzeugenberichten zudem einen Film erstellt, der in St. Vith vor der Podiumsdiskussion gezeigt wurde. "Neben unserer Berichterstattung auf den diversen BRF-Kanälen, also Radio, Fernsehen, Internet, Social Media, ist es auch wichtig, dass wir uns etwas tiefgründiger mit unserer eigenen Geschichte auseinandersetzen", so Kniebs.
"Die Ardennenoffensive war sehr prägend gerade für den Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft, für den Eifel-Ardennen-Raum. Und immer wieder in unseren Archiven finden wir auch Beiträge. Schon in den 50er und 60er Jahren haben unsere Vorfahren beim Rundfunk sich mit der Thematik befasst, weil sie eben so prägend war."
Dem Motto der Diskussion - nämlich "Krieg damals - Krieg heute" - entsprechend wurde auch die Brücke ins Jetzt geschlagen. Die Vergangenheit sei der Wegweiser der Zukunft, betonte St. Viths neuer Bürgermeister Werner Henkes in seiner Ansprache. "Man muss effektiv die Vergangenheit als Anlass nehmen, daraus ein Friedensprojekt zu machen. Damals haben wir in Europa schlimmste Kriegsgeschehnisse gehabt. Die letzte Schlacht, die Ardennenschlacht, war das Schlimmste, was hier in der Gegend passiert ist. Und danach haben wir eine Friedenssituation bekommen - und eine Aufbauphase, die dazu geführt hat, dass wir wieder in Europa in Frieden leben konnten."
Der Mitschnitt der Podiumsdiskussion wird am Jahrestag des Beginns der Ardennenoffensive, also am 16. Dezember, um 19 Uhr auf BRF1 und BRF2 als Hörfunksendung ausgestrahlt.
Moritz Korff