Die Frau hat Geschichte geschrieben: Marion Dhur wurde im Januar 2017 als erste Bürgermeisterin in der DG vereidigt. Damit trat sie in die Fußstapfen des langjährigen Bürgermeisters Joseph Maraite. Und es hat gepasst. Und zwar so gut, dass bei den Wahlen 2018 lediglich das Team rund um die Bürgermeisterin eine Liste zusammenstellte. Sechs Jahre später hinterlässt Marion Dhur selbst "große Fußstapfen".
Von Wahlkampf ist in Burg-Reuland nicht viel zu spüren. Und doch: Die Reuländer haben nun wieder die Wahl zwischen zwei kompletten Listen. Und selbst ein Einzelkandidat tritt an.
Großes Thema in der Gemeinde: die Finanzen. Burg-Reuland ist schön. Doch die Kassen der Gemeinde sind leer. Das Problem plagt jedes Gemeindekollegium. Teuer ist vor allem der Unterhalt der 20 Kirchen und Kapellen. Hinzu kommen 14 Friedhöfe. Das ist ein Rekord in der DG. Es stellt sich die Frage: Kann sich das die Gemeinde in Zukunft weiter leisten?
Teuer auch: die zahlreichen Straßen der Gemeinde. Landwirte klagen über den schlechten Unterhalt der Wege. Die teils enormen Schäden, die das Hochwasser 2021 vor allem im Ourtal verursacht hat, sind noch nicht behoben.
Auch die sieben Schulen kosten jede Menge Geld. Die Gemeinde hat viel dafür getan, dass ihre Schulen weniger Energie verbrauchen, so etwa in Burg-Reuland oder Aldringen. Und in der Schule Kreuzberg wird es aufgrund steigender Schülerzahlen langsam eng.
Zu alledem gesellt sich ein finanzielles Minus: Der ordentliche Jahreshaushalt umfasst rund sieben Millionen Euro. Die Gemeinde muss seit mehr als zehn Jahren auf 500.000 Euro Dotation von Seiten der DG verzichten. Das stößt vielen bitter auf.
Geld fehlt auch, wenn es um den Dauerbrenner N62 geht: Seit Jahrzehnten liegt die Forderung nach einer Umgehungsstraße bei der Wallonischen Region auf dem Tisch. Seit Jahrzehnten fehlen dafür die Finanzen - und wohl auch der politische Wille in Namur. Anwohner klagen über immer mehr rasende Pendler - nicht nur auf den Regionalstraßen, sondern auch in Ortskernen. Ministerbesuche, Diplomatie und Bürgerengagement haben bislang nichts gebracht.
Mehr als die Hälfte der in der Gemeinde lebenden Arbeitnehmer profitiert von hohen Gehältern in Luxemburg - und von niedrigen Grundstückspreisen in Burg-Reuland. Zumindest bislang. Denn in den letzten zehn Jahren sind die Preise für Baugrund um 47,5 Prozent gestiegen. Hinzu kommt die wachsende Zahl an Ferien- und Zweitwohnungen. Die Herausforderung ist, bezahlbaren Wohnraum für Familien und Senioren zu halten und zu schaffen.
Auch der öffentliche Nahverkehr beschäftigt die Reuländer. Busverbindungen sind selten. Ohne Auto läuft nicht viel. Immerhin gibt es Bemühungen, die Kräfte zu bündeln. Ein Mitfahrparkplatz soll in Grüfflingen entstehen, direkt gegenüber von dem neuen Seniorendorfhaus.
Und die Jugend? An Ideen für eine lebendige Dorfentwicklung mangelt es nicht. Das was fehlt, ist mal wieder das Geld. Die Wirtschaft soll durch einen Ausbau der gemischten Handwerkszone Schirm angekurbelt werden. Und auch der Tourismus ist für die Gemeinde ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Vermarktung als Ferienregion läuft immer besser. Die Übernachtungszahlen steigen. Sind damit auch neue Chancen für die Gemeinde verbunden? Bislang steht noch kein einziges Windrad auf dem Gebiet der Gemeinde. Ist das ein Plus für den Tourismus? Oder eher ein Hindernis für die weitere Entwicklung?
Sicher ist: Burg-Reuland hat wieder die Wahl. Wohin es gehen wird, zeigt sich am 13. Oktober.
Die BRF-Wahldebatten im Überblick
Die Debatten sind hier im Netz und auf Auvio zu sehen. Sie werden um 19 Uhr auf BRF1 und BRF2 gesendet, ab 18 Uhr im BRF Fernsehen in zweistündlicher Wiederholung.
- Dienstag, 1. Oktober: Bütgenbach
- Mittwoch, 2. Oktober: Raeren
- Donnerstag, 3. Oktober: Amel
- Freitag, 4. Oktober: Lontzen
- Montag, 7. Oktober: St. Vith
- Dienstag, 8. Oktober: Eupen
- Mittwoch, 9. Oktober: Burg-Reuland
- Donnerstag, 10. Oktober: Kelmis
- Freitag, 11. Oktober: Büllingen
Simonne Doepgen