Seit 13.000 Jahren ist es ruhig auf den Vulkanfeldern der Eifel. Doch es ist ein trügerische Stille. Der "Laacher See" hat sich damals in der Caldera des Vulkans gebildet. Und dort gibt es immer noch Aktivität, wie der deutsche Geophysiker und Seismologe, Prof. Dr. Torsten Dahm, erklärt.
"Die Aktivität drückt sich aus durch drei Phänomene. Zum einen hebt sich die ganze Region großräumig mit dem Zentrum in der Eifel. Aber diese Erhebung betrifft auch Ostbelgien und Luxemburg. Weiterhin gibt es auch sozusagen Entgasung oder Gasaustritte, insbesondere Kohlendioxid. Und dieses Kohlendioxid stammt aus großer Tiefe. Dort entsteht es durch magmatische Prozesse."
"Und das dritte, was wir beobachtet haben, sind niederfrequente Erdbeben in großer Tiefe. Die haben zwar ganz kleine Magnituden, sind für uns aber sehr spannend, weil sie ungewöhnlich sind und Hinweise darauf geben, dass hier magmatische Prozesse in großer Tiefe ablaufen."
Die ersten Erdbeben wurden 2013 beobachtet. Seither konnten die Forscher immer wieder an gleicher Stelle Erdbeben verzeichnen. Vor allem unter dem "Laacher See" und über einen größeren, tiefen Bereich von 45 Kilometern bis zehn Kilometern. Möglicherweise eine Art Kanal, durch den Kohlendioxid aus dem oberen Erdmantel an die Erdoberfläche dringt.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde 2023 ein großes Feldexperiment durchgeführt, das derzeit ausgewertet wird. "Das haben wir vom Geoforschungszentrum in Potsdam koordiniert, unter Beteiligung von vielen anderen Universitäten. Auch aus Belgien und Luxemburg gab es Partner. Und da haben wir 350 oder sogar noch mehr Stationen für ein Jahr in der Region aufgestellt, sehr engmaschig. Und dieser Datensatz ist schon was Besonderes, einmalig für die Eifel. Den werten wir jetzt aus, um besser zu verstehen, was unter der Eifel los ist."
Nun würden die Partner gerne weitere, diesmal permanente Stationen aufbauen, um die Bodenbewegung weiterhin vermessen zu können. Ziel ist, das Monitoring zu verbessern, um eben in Zukunft auch ganz kleine Ereignisse zu messen, aber auch eventuell Erhebungen, die lokal entstehen - und die es frühzeitig zu entdecken gilt.
"Die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs ist immer ganz schwierig anzugeben. Aber insbesondere hier in der Eifel handelt es sich um eine Form des Vulkanismus, die sich, was die Gefährdung angeht, auch schwer einschätzen lässt. Insofern ist unser Ansatz der, dass wir erst mal verstehen wollen, wie dieses System überhaupt aussieht, also in welcher Tiefe sich wirklich Gesteinsschmelzen ansammeln. Wir vermuten, das ist im oberen Mantel."
"Das ist eigentlich nicht neu, das hat man früher auch schon gewusst. Aber wir haben bisher nicht wirklich abbilden können, wie diese Schmelzen genau aussehen. Wir wissen nicht, wo die ehemalige Magmakammer gesessen hat, die zu dem großen Ausbruch vor 13.000 Jahren geführt hat", so Torsten Dahm.
All das wollen die Forscher topographisch abbilden, um dann bessere Modelle zu entwickeln. Und dann könnten sie eventuell besser einschätzen, wie die Gefährdung aussieht.
Gudrun Hunold