Samstagmorgen im Ecolo-Büro: Die ostbelgischen Grünen haben keinen Veranstaltungsraum gemietet, um ihre Kandidaten vorzustellen. Statt Bier und Wein gibt es Kaffee und Croissants. Die Atmosphäre ist eher familiär als offiziell.
Die Liste wird angeführt von einem Duo - so zumindest verstehen sie sich. Fabienne Colling, Beraterin, aus Auel und dahinter Andreas Jerusalem, Lehrer, aus Raeren.
Auf Platz drei dann aber eine Newcomerin: Isabelle François lebt in Eupen und unterrichtet dort am Königlichen Athenäum. Sie hat über den Bürgerrat zur aktiven Politik gefunden. "Der Bürgerrat hat auf jeden Fall sehr viel dazu beigetragen. Ich habe die Arbeit im Parlament kennengelernt, ich habe Politiker und die Abläufe kennengelernt. Ohne den Bürgerrat wäre ich tatsächlich nicht hier. Der Bürgerrat hat da sein Ziel erreicht, nämlich den Bürger näher an die Politik zu bringen."
Auf dem vierten Platz ebenfalls ein Neuling in der Politik. René Janssen ist Geschäftsführer der Kulturvereinigung Chudoscnik Sunergia. "Ein Kampfplatz", sagt Janssen. "Die Themen, für die ich brenne, sind eigentlich die großen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie Klima- und Naturschutz, Bildung, sozialer Zusammenhalt und Kohäsion. Aber natürlich kann ich auch die Themen, die aus meiner Berufserfahrung kommen, aus meiner 30-jährigen Tätigkeit als Geschäftsleiter eines Kulturbetriebs, und meine Kenntnis des soziokulturellen Sektors, die kann und will ich natürlich einbringen."
Vielfältiges Bild des Unternehmertums
Spitzenkandidatin und Parteivorsitzende Fabienne Colling ist stolz auf ihre Liste. Man habe keine Mühe gehabt, eine starke und ausgewogene Liste zusammenzustellen, sagt Colling. "Was mich besonders freut an unserer Kandidatenliste ist, dass wir so vielfältige Formen des Unternehmertums widerspiegeln. Ich bin seit meinem 24. Lebensjahr selbstständig. Ich habe fast nie etwas anderes gekannt als die Selbstständigkeit. Wir haben Landwirte dabei, wir haben selbstständige Berater, wir haben Kunstschaffende. Wir bilden ein vielfältiges Bild des Unternehmertums ab. Und darauf bin ich wahnsinnig stolz. Das clasht ein wenig mit dem, was man üblicherweise so von grünen Kandidaten erwartet."
Das Wahlprogramm von Ecolo Ostbelgien soll Mitte April veröffentlicht werden. Doch auch bei der Vorstellung der Kandidaten klangen schon Themen an, die sicher einen breiten Raum einnehmen werden. Es gäbe ein Recht auf bezahlbares und gesundes Wohnen, so Ecolo - aber kein Recht auf Bauen. "Ein ganz großer Punkt ist tatsächlich die Raumordnung. Das schreiben sich alle Parteien auf die Fahne, aber wir setzen da definitiv andere Akzente. Abgesehen davon natürlich die Sozialpolitik. Gute Sozialpolitik ist gute Klimapolitik - und umgekehrt. Wir legen großen Wert auf eine inklusive und robuste Bildungspolitik, die Schüler ganz ausdrücklich fordert! Die aber so fordert, dass jedes Kind die Herausforderung meistern und schaffen kann", so der PDG-Abgeordnete von Ecolo, Andreas Jerusalem.
Nachhaltigkeit war ein häufig benutztes Wort aller Kandidaten - natürlich in Bezug auf die Umwelt, aber auch auf politisches Handeln und den Einsatz öffentlicher Gelder.
Ecolo-Liste für die PDG-Wahl 2024
1. Fabienne Colling, Gründungsberaterin für Unternehmer, Auel (Burg-Reuland)
2. Andreas Jerusalem, Primarschullehrer und Abgeordneter im PDG, Raeren
3. Isabelle François, Primarschullehrerin, Eupen
4. René Janssen, Geschäftsführer Chudoscnik Sunergia VoG, Eupen
5. Clara Falkenberg, Gemüsegärtnerin, Eupen
6. Walther Collubry, Kaufmännischer Angestellter, Präsident RFC Raeren-Eynatten, Raeren
7. Lina Neuens, Auslandsjahr vor Studium, Büllingen
8. Philipp Schröder, Gelernter KFZ-Mechatroniker, zurzeit Kellner, St. Vith
9. Denisa Ibrahimovic, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Eynatten
10. Stephan Noël, Zivilingenieur, Schöffe der Gemeinde Bütgenbach, Bütgenbach
11. Claudine Demonthy, Sozialassistentin, selbstständige Beraterin, Lommersweiler (St. Vith)
12. Michael Hennes, Bio-Landwirt, Amel
13. Véronique Wetzelaer, Sozialpädagogin (im Ruhestand), Eupen
14. Rainer Hintemann, Installateur für Heizung und Sanitär (im Ruhestand), Kelmis
15. Maria Dahmen, Dozentin für Psychologie und Förderpädagogik, selbstständig als SingStimmig-Trainerin, Eupen
16. Michael Dahlen, Bio-Landwirt und Rindviehhalter, Lontzen
17. Isabel Pitz, Bildungsreferentin für Klimagerechtigkeit und Menschenrechte, St.Vith
18. Lars Brüll, Dienstleiter Koordination der Gemeindeverwaltung Raeren, Eupen
19. Line Lerho, Schauspielerin und selbstständige Künstlerin, Hauset (Raeren)
20. Berthold Müller, Technischer Geschäftsführer im Baugewerbe (im Ruhestand), Born (Amel)
21. Sabine Dreuw, Förderpädagogin, Eupen
22. Pascal Brüll, Lehrer und Musiker, Raeren
23. Patricia Brasseur, Französisch- und Deutschlehrerin in der Oberstufe (im Ruhestand), St.Vith
24. Hans Niessen, Ausgebildeter Techniker (im Ruhestand), ehemaliger Gemeinschaftsminister, Kettenis (Eupen)
25. Inga Voss-Werding, Geschäftsführerin einer sozialen Einrichtung, Lascheid (Burg-Reuland)
Gudrun Hunold