Es riecht frisch renoviert, der Holzboden ist neu in dem Haus in der Haasstraße in Eupen-Unterstadt, in dem Alfred Küchberg und seine Schwester Suzanne ihre Kindheit verbracht haben. Wo einst der Weihnachtsbaum von Familie Küchenberg stand, stand auch 2021 das Wasser.
Nun sind dort Ausstellungsräume entstanden. Wieder ein neues Projekt. Dabei ist das Buch gerade erst aus dem Druck. Alfred Küchenberg hat seine Memoiren veröffentlicht - ohne Ghostwriter. Seinem ältesten Sohn zufolge ist Alfred Küchenberg ein "ordnungsliebender Anarchist". "Ja, ich liebe Ordnung. Unordnung mag ich nicht so sehr. Und ich liebe nicht Unterwürfigkeit."
Alfred Küchenberg entscheidet sich nach dem Abitur gegen den Einstieg in die Textilfabrik der Familie. Er macht lieber sein eigenes Ding. Er studiert Volkswirtschaft, noch in "Alt-"Löwen, mitten im Sprachenstreit.
Nach dem Studium wird er Wirtschaftsprüfer in Brüssel. Schnell fasziniert ihn dort der Immobiliensektor. Er kehrt zurück nach Eupen und beginnt, Mehrfamilienhäuser zu vermarkten und dann auch zu bauen. Sein erstes und letztes politisches Amt ist Verwaltungsratspräsident des BRF.
Das legt er nieder, als er Verleger des GrenzEchos wird. "Wenn man als Verleger verantwortlich ist, dann sollte man gucken, dass man die notwendige Unabhängigkeit hat, auch politische Unabhängigkeit. Wie wollen Sie eine Zeitung gut führen, wenn Sie nur im Sinn haben, dass Sie diesen oder jenen verteidigen oder unterstützen müssen? Man muss eine notwendige Distanz zu den Personen und natürlich auch zu den Parteien haben, um im Umfeld der Zeitung die Glaubwürdigkeit zu geben. Das ist ein ganz wichtiger Punkt."
Alfred Küchenberg weiß um die gesellschaftspolitische Bedeutung seiner Zeitung und seines Buch-Verlages. Der Verlag sollte Ostbelgien öffnen, die Zeitung sollte es mehr einen. Denn es gab bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg die zwei Fronten in Ostbelgien - die pro-deutsche und die pro-belgische Front. "Und da eine Bindung aufzubauen, war natürlich sehr, sehr schwierig. Und es war auch nicht direkt die Rolle, die die Zeitungen hatten, weil es ja Zeitungen aus beiden Lagern gab."
"Aber als die Zeitung dann mal das Grenzecho, die einzige Zeitung in Ostbelgien war, dann hat sich auch die Aufgabe dementsprechend geändert, dass man in der Bevölkerung mehr nach Konsens suchen musste als nach Streitigkeiten. Und das war durchaus das Ziel. Das ist nicht immer richtig verstanden worden, aber das ist ein ganz wichtiger Punkt."
Heute, sagt er, wissen die jungen Leute mit diesen beiden Lagern nichts mehr anzufangen. Und das sei gut so. Auch im Ruhestand bleibt Alfred Küchenberg ein politischer, ein gesellschaftspolitischer Mensch. Einer mit Plänen, Worten und Taten - so wie die erste Ausstellung in seinem Elternhaus in der Haas.
Das Buch "Pläne, Worte, Taten" ist im Grenz-Echo-Verlag erschienen und im lokalen Buchhandel oder online erhältlich.