Hier noch eine Konferenz, da schon die Abschiedsfeier, zwischendurch noch ein Problemgespräch - während die Kollegen in den deutschsprachigen Gemeinden schon die freien Tage genießen, meistert Valérie Neycken gutgelaunt den üblichen Jahresendstress an einer Grundschule. Der Direktorin der Grundschule in Membach fehlen nur zwei Kinder, die bereits mit der Familie in Urlaub sind.
Sie hatte auch nicht mit vielen Abwesenheiten gerechnet - es gebe schließlich eine Schulpflicht. Die meisten deutschsprachigen Familien wollten sich die neue Regelung ein Jahr ansehen. Vier, fünf Familien aber habe sie verloren. Geschwister mit unterschiedlichen Ferienzeiten, das sei halt nicht einfach, sagt Valérie Neycken.
Das Institut Saint-Joseph in Welkenraedt meldet wieder steigende Anmeldezahlen aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Zum Glück, denn diese waren im August letzten Jahres geradezu eingebrochen. Jetzt kämen die Deutschsprachigen wieder.
Für die Schüler scheine der veränderte Rhythmus okay zu sein, heißt es aus Welkenraedt. Aber für die Schulleitung bedeute er zahlreiche organisatorische Schwierigkeiten. Beispiele seien die Betreuung der Praktika zukünftiger Lehrer im Hochschulbereich, deren Rhythmus unverändert geblieben ist, oder die Organisation von Reisen. Man könne schlecht eine Skireise im Mai planen.
In Weismes seien Lehrer und Schüler zufrieden mit dem neuen System, sagt Direktorin Véronique Beaupain. Man könne sich während des Schuljahres besser erholen. Allerdings seien die Schüler am Ende des verlängerten Schuljahres deutlich weniger konzentriert. Das mache sich auch bei den Prüfungen bemerkbar.
Auch in Membach sieht Valérie Neycken Herausforderungen, vor allem bei der Organisation von Prüfungen. Man sei sehr eingeschränkt, da in der Woche nach einer Ferienperiode keine Tests gemacht werden dürfen. Das habe dazu geführt, dass die Planung der Lernsequenzen unter Zeitdruck überarbeitet werden musste, da diese Vorgabe erst wenige Monate vor Ende des Schuljahres eintraf, moniert man in Welkenraedt.
Es holpert also noch. Die Schulgemeinschaften müssen sich umstellen. Unterschiedliche Ferienzeiten in einem Haushalt, das bleibt schwierig. Ansonsten muss man eben an allen Schräubchen drehen, die sich bieten. So hat Valérie Neycken für das kommende Schuljahr die Genehmigung bekommen, dass in Membach der Rosenmontag schulfrei bleibt. Der sei wichtig, so nah an Eupen und Kelmis - und nicht der Veilchendienstag, der im Kalender eigentlich als schulfrei vorgesehen ist.
Die Zeugnisse sind fertig - da können jetzt auch die frankophonen Nachbarn in die wohlverdienten Ferien gehen.
Gudrun Hunold