Die Umzugskartons sind gepackt - auch wenn Karl-Heinz Lambertz in einer ersten Phase nur innerhalb des Hauses umzieht. Er bleibt noch vorläufig "einfaches" Mitglied des Parlaments. Als er 1981 zum ersten Mal hineingewählt wurde, war er 29 Jahre alt und das Parlament hieß noch Rat der deutschen Kulturgemeinschaft.
"Es ist auch dann von der persönlichen Perspektive heraus sehr interessant, wenn man mal als Mitglied angefangen hat, dann Fraktionsvorsitzender wurde, dann Regierungsverantwortung bis an der Spitze der Regierung wahrnehmen konnte und dann wieder zurück in das Parlament kommt und dort dann das Geschehen zu organisieren hat. Das ist schon eine komplette Erfahrung und für die bin ich dem Leben und den Zufälligkeiten der Geschichte sehr dankbar, dass ich sie so lange machen konnte", so Lambertz.
Autonomie als "historische Chance"
Die Autonomie war und ist sein Steckenpferd - nicht als Selbstzweck, sagt Lambertz, sondern als "historische Chance". Ihm selbst bot sich eine solche, als er im Sommer 2008 neben François-Xavier de Donnea und Raymond Langendries, zwei Schwergewichten der belgischen Politik, zum "königlichen Vermittler" ernannt wurde, um Auswege aus der damals verfahrenen Situation zu suchen. "Ich habe damals noch mehr von den Innereien der belgischen Problematik erfahren können, hatte aber auch schon meine damals vorhandenen Erfahrungen gut einsetzen können. Und es war hochspannend."
Dabei ging es ihm nach eigenen Worten gar nicht so sehr um die Ämter an sich. Für den Pragmatiker Karl-Heinz Lambertz ließen sich etwa das Amt des Gemeinschaftssenators und der Vorsitz im Europäischen Ausschuss der Regionen ganz praktisch kombinieren. "Da waren meine zwei Büros in Brüssel ein paar 100 Meter voneinander entfernt und ich konnte leicht hin und her, mehrmals am Tag, wenn es sein musste. Das war eine optimale Kombination. Aber klar ist, wenn man aus welchen Gründen auch immer das Senatorenamt mit dem des Präsidentenamtes vermischen will oder auch fusionieren will, dann schadet man beiden Ämtern und damit der Deutschsprachigen Gemeinschaft auf eine sehr bedenkliche Art und Weise."
Ein Abschied auf Raten
Weil der Politiker Karl-Heinz Lambertz nichts dem Zufall überlässt, hat er auch seinen Abschied auf Raten organisiert. "Aufhören und dann sagen 'Nach mir die Sintflut' ist eine Haltung, die ich zutiefst verachte. Und wenn ich so lange, wie ich das jetzt war, politisch tätig war, sollte ich auch dafür sorgen, dass nach mir Leute das fortsetzen können. Denn Politik ist etwas, das sich in die Zeit hinein entwickelt. Es gibt nichts Schöneres für einen Politiker, als zu erleben, dass das, was er angefangen hat, fortgesetzt wird."
Denn auch wenn er sich noch viel vorgenommen hat: Die Zeit als Parlamentarier soll für Karl-Heinz Lambertz zu Ende gehen, noch ehe der nächste Wahltermin ansteht.
Stephan Pesch
Da geht ein Mensch und eine Ära, im Rahmen seiner Tätigkeit, aus einem Tätigkeitsbereich raus.
Jemand, der noch Verantwortung zu übernehmen gewusst hat, sein Eigen nennen kann.
Ob das nun jemanden gepasst hat, in den Entscheidungen oder nicht…
Großen Respekt dafür!
Mit Lambertz fing die selbstgerechte Scheinheiligkeit der DG-Regierenden erst an.
Beginn der 1990er war er der kleverste von allen in Eupen; ich fand den auch irgendwie gut anfangs.
Doch man schaue sich die Ausweitung von Bürokratie und selbstzusammengezimmerten Kompetenzen bis hin zu Scheindemokratie mit Bürgerversammlung/Bürgerdiakog.
Warum? Um der Selbst Willen. Man muss ja eine Daseinsberechtigung haben.
Die jetzige Regierungform der DG bezeichne ich auch als 'Lambertzsches System.'