Um es gleich vorwegzunehmen: Die Bilder von Hubert Schäfer sind nichts, um mal schnell "drüber zu gucken" in unserer schnelllebigen und häufig an Nebensächlichem interessierten Zeit, wie er sie auch in seinen Werken thematisiert.
Ein Beispiel dafür ist seine Darstellung von einer Kunst-Vernissage: "Diese Figur ist eine Allegorie der Macht, das sind natürlich nicht Oliver Paasch und Karl-Heinz Lambertz, sondern Macht im Allgemeinen. Es ist eine Medienkritik, denn die Medienvertreter auf meinem Bild zeigen nicht die Bilder der Vernissage, sondern welche Schuhe, sich der König gekauft hat."
"Panem et circenses"
Wir Medien bekommen bei Hubert Schäfer unser Fett weg – wie viele andere Akteure des öffentlichen Lebens. Sepp Blatter ist da zu sehen mit einem Fußball in der Hand, der in die katarische Farben übergeht, die wiederum Blut-tropfend zwischen seinen Fingern zerrinnen. Dazu ein fetter Cheeseburger, vermummte Fans, Bengalos und über allem steht "Panem et circenses": Brot und Spiele.
Immer mal wieder taucht Hubert Schäfer auch selbst in seinen Werken auf – sei es als kaum beachteter Künstler bei der eben erwähnten Vernissage, sei als Museumswächter im Louvre. In einem anderen Bild treffen Spitzwegsche Spaziergänger auf Magrittsche Güllefässer, die surrealistisch durch die Luft schweben.
In einer Art Altarbild aus dem 15. Jahrhundert widmet sich Hubert Schäfer Motiven des zu seiner Zeit unbequemen François Villon. Hubert Schäfer inspiriert sich gerne bei großen Künstlern, auch wenn er ganz klein angefangen hat.
Autodidakt
Ein Wunderknabe sei er nicht, sagt Hubert Schäfer, sonst habe er nicht erst mit 78 Jahren seine erste eigene Ausstellung. Seine Kunst zu bewerten, überlässt er lieber anderen.
"Eigentlich habe ich ja das Malen gelernt als Autodidakt. Ich habe mich geschult an den alten Meistern, was auch nicht zu leugnen ist. Und ich erhebe keinen Anspruch auf Originalität. Das, was ich mache, wurde schon hundertfach und teilweise viel besser gemacht. Aber jeder macht das, was er gerne macht nach seinen Möglichkeiten."
Bildergeschichten mit Tommy
Die nötige Inspiration gibt ihm hin und wieder auch sein Hund Tommy: "Ich habe das Glück, bei meinem Tommy wohnen zu dürfen und gehe regelmäßig mit ihm spazieren und erlebe dabei einiges. Und diese Bilder habe ich meinem Tommy zu verdanken."
Die Bildergeschichten mit Tommy sind nicht, wie sich vermuten ließe, mit Tusche gezeichnet, sondern mit einem Pilz-Saft aus dem Tintling. Neben Öl verwendet er seit zwei Jahren auch Kasein, einen Proteinanteil der Milch, zum Binden der Farben.
Beim Malen könne er zwar nicht mit Gewissheit sagen, wie die Farbe hinterher aussehe, dafür gibt sie den Bildern einen hellen, strahlenden Effekt. Hubert Schäfer ist eben immer für eine Überraschung gut!
Stephan Pesch