Der Verwaltungsrat von Kaleido hat jetzt deutliche Worte gesprochen. Für ihn besteht dringender Handlungsbedarf. Er fordert die Vertretung von Kaleido im Verwaltungsrat der neuen Einrichtung des RZKB, um die Kontinuität und das Vertrauen der selbstständigen Tagesmütter sicherzustellen. Bei der inhaltlichen Neuausrichtung des Sektors will Kaleido sein Know-How einbringen und plädiert für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung mit vielen Qualitätsstandards.
Mit anderen Worten: Kaleido will dabei sein, wenn wichtige Beschlüsse zur inhaltlichen Ausrichtung getroffen werden. "Der Prozess an sich ist in einer Art und Weise verlaufen, die uns nicht zufrieden gestellt hat. Wir hatten uns gewünscht, dass man nicht nur das RZKB an den Tisch bekommt, sondern auch Kaleido und die Tagesmütter", sagt Kaleido-Direktor Manfred Kohnen.
Das sieht Patrick Meyer anders. Er ist Verwaltungsratspräsident des RZKB. "Das ist die Haltung von Herrn Kohnen. Das ist eine Kritik, die er richtet, die nehme ich zur Kenntnis. Ich kann nur sagen aus Sicht unseres Zentrums haben wir bei der Entwicklung im Dialog gestanden mit Kaleido und ich denke, dass der auch sehr konstruktiv geführt worden ist."
Was geschieht jetzt mit den selbstständigen Tagesmüttern? Diese Frage stellt sich auch Kaleido-Mitarbeiterin Danielle Schöffers, die die Tagesmütter begleitet. "Weil wir uns die Frage stellen, welchen Platz sie in dieser neuen Einrichtung haben werden und diese Frage konnte uns bisher nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Auch in diesem Konzeptpapier, das vorgelegt und verabschiedet wurde, hat uns die Stelle bezüglich der Tagesmütter nicht zufriedengestellt."
"Wir werden selbstverständlich die Interessen der selbstständigen Tagesmütter zu hundert Prozent erfüllen, da braucht sich keiner Sorgen zu machen", meint Patrick Meyer.
Konzept der Kinderbetreuung
Auch das Konzept der Kinderbetreuung stellt Kaleido in Frage, wie Manfred Kohnen erklärt. "Inhaltliche Neuausrichtung des gesamten Sektors von einer Abkehr vom Verwahrmodell zu einem Modell der Erziehung im frühkindlichen Bereich."
Auch hier hat Patrick Meyer einen anderen Standpunkt. "Sie werden nicht nur verwahrt, das Leitbild und unsere Konzepte, das Kind steht bei uns im Mittelpunkt und die Kinder sind unser höchstes Gut, wir investieren was wir können. Wir müssen die Qualität ausbauen." Dabei betont er, dass die Qualität der Betreuung ständig weiter entwickelt wird. "Aber ich möchte davor warnen, jetzt schon zu analysieren. Es ist eine Absichtserklärung, die Rahmenbedingungen sind gestellt, das muss jetzt mit Leben erfüllt und gefüllt werden und ich würde es vergleichen mit einer Straße. Wir haben die Straße, den Weg definiert, jetzt geht es darum, diese Straße zu gestalten, mit den Sozialpartnern das Statut zu verhandeln und auszuarbeiten und da werden die qualitativen Bedingungen weiterentwickelt."
Er bitte um Geduld, so Patrick Meyer. Doch Manfred Kohnen ist der Ansicht, dass jetzt noch Zeit ist, miteinander zu diskutieren in der Hoffnung, dass sich einiges ändert. Wenn erst die Gesetzgebung verabschiedet sei, sei es zu spät. Und um das Beispiel der von Patrick Meyer angeführten Straße zu nennen, meint Kohnen :"Ich kann eine Straße bauen, aber man sollte wissen, wohin sie führt. Und wenn ich die baue und vielleicht auch den Platz wohin sie führt, dann sollte ich mir vielleicht auch die Ingenieure mit ins Boot nehmen, die ein gewisses Know-How haben, um diese Straße noch etwas besser zu bauen. Genau darum geht es. Geduld, Kinderkrankheiten, alles geschenkt, ich bin der letzte, der für solche Dinge kein Verständnis hat, aber wenn ich ein Haus baue, dann muss das Fundament und der Plan stimmen und hier stimmt er in unseren Augen nicht."
Chantal Delhez
Die soziale Arbeit, geschichtlich betrachtet, hat immer Vorreiter also Menschen, die soziale Arbeit prägen und individuelle Wege gehen. Das macht soziale Arbeit facettenreich und attraktiv. So ist eine Entwicklung oder Weiterentwicklung überhaupt möglich.
Im Zuge der Arbeit wird dann deutlich und ersichtlich, ob der Weg annehmbar und umsetzbar ist.
Das ist was soziale Arbeit als Angebot für Menschen über Jahrzehnte hinweg, attraktiv und spannend macht.
Jede Institution sollte auch weiterhin diesen Weg gehen dürfen ohne, dass es eine ständige Vertretung in allen Bereichen der sozialen Arbeit gibt.
Was gar nicht geht, ist dass die sich auf den Weg machenden Institutionen von anderen kritisiert werden und hier der Eindruck für Laien entsteht, dass gewisse Standards nicht eingehalten würden.
Die Vielfalt auf dem sozialen Markt und im Netzwerk ist eben genau das, was soziale Arbeit ausmacht.
Wo kommen wir dahin, wenn eine Institution der Meinung ist, überall mitmischen zu müssen.
Dass bei der sich rasant verändernden Gesellschaft auch die Betreuung der Kleinkinder in fachliche und gut ausgebildete Hände gehört, sollte eigentlich selbstverständlich sein. In Ostbelgien könnte das aus meiner Sicht zumindest schrittweise eingeführt werden. Da die zuständige Ministerin aber gerade erst die Lehrerausbildung auf die Hälfte zusammenstreicht, ist für einen solchen qualitativen Fortschritt wohl keine Unterstützung zu erwarten… Eine andere Frage ist, ob es für Tagesmütter/-Väter wirklich 2 Dachorganisationen braucht; diese Notwendigkeit erschließt sich mir nicht. Man merkt also schon, dass dieser „Straße“ noch einiges fehlt, um das gesteckte Ziel ohne Schlaglöcher anzuvisieren.
@Frank Mandel:
Kaleido hat NIE behauptet oder den Anspruch erhoben, überall mitmischen zu wollen. Wenn Sie unser Interview lesen, stellen Sie fest, dass wir sehr gute Gründe für unseren Anspruch haben: 1. Die selbstständigen Tagesmütter, die wir bisher betreuen, wechseln in die neue Einrichtung und machen sich Sorgen - unsere Präsenz im Verwaltungsrat schafft Vertrauen, da wir diesen Bereich halt sehr gut kennen; außerdem ist eine solche Vorgehensweise bei allen Fusionen und Gründungen üblich: 2. die frühkindliche Entwicklung ist Teil unseres Auftrages - es wäre also sehr merkwürdig, wenn wir nicht der Meinung wären, einen Platz im VR der neuen Einrichtung zu haben. Auch das ist vollkommen üblich, so sitzen im Kaleido-VR Vertreter aus zahlreichen anderen Einrichtungen und Sektoren.
Sehr geehrter Herr Kohnen,
mich würde es interessieren, welche paragemeinschaftlichen Einrichtungen im Verwaltungsrat von Kaleido (stimmberechtigt) vertreten sind. Bei Kaleido geht es um die frühkindliche Entwicklung wie Sie schreiben. Ist die Dienststelle für selbstbestimmtes Leben in Ihrem Verwaltungsrat vertreten? Wenn nicht, wieso nicht. Es gibt Kinder mit Beeinträchtigung. Ihre Interessen werden von Kaleido nicht gut vertreten, wenn die Dienststelle kein Mandat im Verwaltungsrat hat.
Wird das RZKB ein Mandat in Ihrem Verwaltungsrat erhalten?
Ich habe in der Presse gelesen, dass die Berufsvorbereitung ebenfalls umgestaltet wird. Werden künftig Kaleido und Arbeitsamt gegenseitige Vertreter in die Verwaltungsräte entsenden?
Ist es üblich, dass eine öffentliche Behörde, in dem Fall alle paragemeinschaftlich organisiert, andere Behörden verwaltet? Verwalten Verwaltungen demnächst Verwaltungen?
@Klaus Mommer
Diese Fragen lassen sich einfach beantworten, zumal wir diese "Argumentation" schon mehrfach gehört haben.
Die Zusammensetzung des Kaleido-VR ist - neben den sog. Gründungspartnern - nach relevanten Bereichen geregelt. https://www.kaleido-ostbelgien.be/fileadmin/template/PDF/dokumente/ueberuns/2014.01.20%2C_Sonderdekret_zur_Gruendung_eines_Zentru.pdf
Mit dem IAWM gehört eine paragemeinschaftliche Einrichtung also solche direkt dem VR an. über die Vertretung der o.e. Bereiche können Personen von der Regierung bezeichnet werden, die auch aus einer paragemeinschaftlichen Einrichtung, einer VoG u.v.m. kommen.
Es geht um inhaltliche Expertise. Aussagen von "eine Einrichtung kontrolliert eine andere" werden der Sache leider in keiner Weise gerecht. Es geht uns nicht um Macht, sondern um Inhalt. Das Thema ist so wichtig, dass - wie in allen Sonntagsreden angekündigt - die Kräfte gebündelt werden sollten.
Und wieso muss eine Einrichtung, in deren VR eine andere Einrichtung vertreten ist, dann auch umgekehrt dem VR dieser Einrichtung angehören?? Und übrigens: das IAWM ist Mitglied im Kaleido-VR, Kaleido ist aber nicht im IAWM-VR vertreten.
Was die Berufsberatung betrifft, so hinkt auch dieser Vergleich, und zwar aus zwei Gründen:
1. Kaleido wird den Bereich Berufsberatung komplett abtreten – wir sind aber im Bereich der „Kinderbetreuung“ auf Grund unseres Kernauftrags voll involviert;
2. es wechselt kein Kaleido-Personal zum ADG – aber sehr wohl 35 selbstständige Tagesmütter, die wir bisher betreut haben, werden künftig das „neue RZKB“ als Ansprechpartner haben.
Und abschließend: Ich versteh den Geist ihrer Fragen nicht. Eigentlich sollte man es doch begrüßen, wenn eine Einrichtungen mitarbeiten möchte. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. DIE Frage: Warum möchte man unser Angebot nicht annehmen? Drei Krankenkassen wünscht man dabei zu haben, eine Einrichtung wie Kaleido nicht – finde den Fehler!
[Anmerkung der Redaktion: Bei diesem Kommentar haben wir uns für eine Ausnahme entschieden und den Link veröffentlicht.]