Seit 1994 führt die Industrie- und Handelskammer der Region jährlich eine Konjunkturumfrage durch. Über die Jahre hinweg zeichnet sich so ein Bild zur Lage der Unternehmen in der DG. Auch in den Corona-Jahren wurden die Unternehmen in der Region wieder angeschrieben. Mit der Pandemie lief es 2020 sehr schlecht. Recht pessimistisch blickten die Unternehmen denn auch auf 2021, aber das Jahr lief besser als erwartet.
"Wir sind eigentlich sehr überrascht, in dem Sinne, dass die Wirtschaft 2021 wieder gebrummt hat. Alle Hauptsektoren haben eine sehr gute Geschäftslage mitteilen können über diese Umfrage", sagt IHK-Geschäftsführer Volker Klinges. "Der Durchbruch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie war der Impfstoff, der gekommen ist, und der dazu geführt hat, dass eine andere Öffnung der Wirtschaft stattgefunden hat. Die Wirtschaft hat also international wieder besser funktioniert."
Dementsprechend optimistisch zeigte sich auch der Blick in die Zukunft: 2022 sollte es so richtig los gehen. Einziger Dämpfer zum Zeitpunkt der Umfrage waren die steigenden Energiepreise: "Wir haben überdurchschnittlich viel Produktion, verarbeitendes Gewerbe, hier in Ostbelgien im Vergleich zum Landesinneren", so Klinges.
"Wenn man von Produktion spricht, dann bedeutet das in der Regel auch, dass das sehr energieintensive Unternehmen sind. Wir haben eine Blitzumfrage über den Arbeitgeberverband durchgeführt und da sind auch einige beunruhigende Ergebnisse bei herausgekommen und da müssen wir in den nächsten Wochen schauen, wie sich das entwickelt", sagt der IHK-Geschäftsführer und fügt hinzu: "Auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges."
Da die Konjunkturumfrage gleich zu Beginn eines Jahres stattfindet, spielte dort der Ukraine-Krieg noch keine Rolle. Er hat jedoch schon bei vielen Unternehmern der Region die Stimmung wieder verschlechtert und sorgt für Ungewissheit - auch bei der Firma Ligna Systems.
"Alle sind sehr unruhig", beschreibt Stephan Schwall, der Bereichsleiter Produktion von Ligna Systems, die Stimmung. "Es gibt sehr ungewisse Aussagen, wie die Lieferzeiten sind, wie Rohware auch von verschiedenen Werken in Russland und der Ukraine herüberkommen, ob die noch frei sind für unsere Produzenten. Aber auch da sind sie auch alle sehr positiv eingestellt."
Der Lichtblick: Die Lieferanten haben auch Werke im Rest von Europa und die Holzpreise haben sich im Gegensatz zum vergangenen Jahr stabilisiert. Gegen hohe Strompreise versucht das Unternehmen mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage entgegenzuwirken. Und trotzdem: "Keiner weiß, was kommt, und wir sind gespannt, was die nächsten Wochen auf uns zukommt."
Ein ähnliches Bild spiegelt sich auch ein paar Hundert Meter weiter bei der Huppertz AG wider. Auf mehrere Hallen verteilt finden hier noch mehr Maschinen ihren Platz. Die Energiepreise spielen da schon eine erhebliche Rolle.
"Wir sind Abnehmer von drei Energieressourcen: Strom, Gas und Mazout. Der Strompreis geht noch, da wir den bis Ende 2022 gedeckelt haben", erklärt Geschäftsführer Karl-Heinz Huppertz. "Wir wissen, dass da nächstes Jahr etwas auf uns zukommt. Bei Gas und Mazout spüren wir schon jetzt riesige Kostensteigerungen."
Man bereitet sich auf weitere Preissteigerungen vor. Ein Abwarten, ob die Zeiten nicht doch besser werden, gibt es nicht. Nach der Corona-Krise muss man wohl für alles gewappnet sein. Auch die Stahlpreise haben sich im letzten Jahr verdoppelt und die Rohstoffe sind schwerer verfügbar. Trotzdem bleibt auch hier der Blick in die Zukunft recht optimistisch und realistisch.
"Wir haben einen sehr großen Kundenstamm, der breit aufgestellt ist. Wir haben die Strategie, mit Partnern und nicht mit Lieferanten zu arbeiten", so Huppertz. "Wir sind nicht über die Felder gefahren und haben den günstigsten gesucht, sondern den zuverlässigsten und das zahlt sich auf jeden Fall jetzt aus."
Von einer Krise geht es also in die nächste. Die Unternehmen der Region blicken in ein neues Jahr mit vielen Ungewissheiten. Die Corona-Krise hat aber auch gezeigt, dass die Industrie und der Handel Krisen überdauern können und irgendwann geht es für die gesamten Sektoren zurück in eine Normalität, wie vor Corona und vor dem Ukraine-Krieg.
Robin Emonts