Treffen mit Mitgliedern des Ausschusses für Regionalpolitik des Europäischen Parlaments in Eupen, sieben Monate nach der Flut: Die Eupener Bürgermeisterin Claudia Niessen führt die Besucher durch die Unterstadt und erklärt ihnen den Lauf der Flutkatastrophe mit allen Folgen, die sie nach sich gezogen hat.
Zustande gekommen ist der Besuch auf Initiative des ostbelgischen EU-Abgeordneten Pascal Arimont. Für ihn stehen die Mittel aus dem Europäischen Solidaritätsfonds in keinem Verhältnis zu dem, was die Flut angerichtet hat. Deshalb wollte er seinen Kollegen vor Ort vor Augen führen, mit welchen Problemen die Betroffenen zu kämpfen haben.
Welche ersten Maßnahmen wurden nach der Flut getroffen - wie kann man in Zukunft verhindern, dass so etwas noch einmal passiert - mit diesen Fragen setzen sich die Ausschussmitglieder auseinander. Dabei ist der Kontakt zu den Menschen vor Ort aussagekräftiger als jeder x-beliebige Bericht.
"Gestern waren wir im Ahrtal. Wenn man das mit eigenen Augen sieht, ist das ein Elektroschock, dann wird man sehr bescheiden, was seine eigene Einstellung zu Problemen angeht. Die Leute haben alles verloren, hier in Eupen teilweise auch. Es ist ein extremes menschliches Leid, die Leute stehen vor einem und sagen, sie haben nichts mehr", so Arimont.
"Wenn man die Müllberge sieht, wo ein ganzes Leben hingeschmissen wird, beginnt man doch zu fühlen, dass europäische Solidarität auch hier von Nöten ist. Wir werden es schaffen, dass Geld hierher kommt. Ich glaube, langfristig müssen wir es auch schaffen, dass die Folgen von Hochwasser gemindert werden können."
Auch der Raerener Bürgermeister Jérôme Franssen ist der Ansicht, dass nicht nur Mittel für den Wiederaufbau nötig sind, sondern auch für den Hochwasserschutz und die Abmilderung solcher Katastrophen. "Zuletzt weil in der Gemeinde Raeren die Inde, die Weser und die Göhl fließen. Es ist ein grenzüberschreitendes Phänomen - wenn da nicht Europa gefragt wäre, wer dann sonst?"
Die Eupener Bürgermeisterin erhofft sich von dem Besuch eine langfristige strukturelle Unterstützung im Bereich der Redynamisierung der Stadtviertel und des wirtschaftlichen Wiederaufbaus der betroffenen Gebiete. Da könne die EU ein Partner sein. Doch es gelte auch, gesamteuropäisch in Sachen Katastrophenmanagement und Vorbeugung Lehren daraus zu ziehen.
"Im Moment sind eher der Faktor Zeit und die Koordination ein Problem als der Faktor Geld. Für uns ist es aber auch wichtig, Zusagen langfristig zu bekommen. Wir sehen es ja, viele sagen, sie wollen nicht mehr hier wohnen, viele Geschäftsflächen stehen leer. Das Viertel braucht Menschen, Aktivitäten, Einzelhandel. Das baut man nicht innerhalb von zwei Jahren auf, es ist eine Arbeit über einen längeren Zeitpunkt."
Im Anschluss an den Besuch der Unterstadt trafen die Bürgermeister und die Delegation im Parlament mit Parlamentspräsident Karl-Heinz Lambertz und Ministerin Isabelle Weykmans zusammen. Im Nachmittag begab sich die Delegation nach Verviers.
cd/sr