Ministerpräsident Oliver Paasch fasst noch einmal die wichtigsten Beschlüsse zusammen: "Es wurden insbesondere Einschränkungen bei Feiern beschlossen, weil man weiß, dass gerade von Feiern eine hohe Infektionsgefahr ausgeht. Das kann man aufgrund der verschiedenen Tracing-Resultate auch genau herausfiltern. Das bedeutet, dass private Veranstaltungen verboten sind, mit Ausnahme von Hochzeitsfeiern. Das hat zur Folge, dass im Horeca jetzt die Regel gilt, dass man nunmehr zu sechs Personen am Tisch sitzen darf und dass eine Sperrstunde gilt von 23 Uhr bis 5 Uhr."
Daneben wird sich Gesundheitsminister Antonios Antoniadis an diesem Wochenende mit seinen Kollegen treffen. Das Ziel: Die Hausärzte sollen vom Testen entlastet werden. Eine neue Teststrategie soll entwickelt werden. Daneben soll die Booster- und Impfkampagne noch schneller ablaufen.
Auch Bildungsministerin Lydia Klinkenberg wird mit ihren Kollegen die Lage im Unterrichtswesen besprechen. Oliver Paasch glaubt, dass hier keine schwerwiegenden Veränderungen stattfinden werden. "Wir haben dazu heute einen ersten Austausch gehabt und wenn ich den als Grundlage für die morgigen Diskussionen nehme, habe ich den Eindruck, dass es keine besonderen zusätzlichen Verschärfungen in unserem Schulwesen geben wird. Insbesondere haben wir als DG die Maskenpflicht im Primar-Schulwesen ja nicht eingeführt, genau so wenig wie die Französischsprachige Gemeinschaft und dabei wird es normalerweise bleiben."
Keine Sicherheit
Vieles wird sich also noch über das Wochenende herausstellen. Herausstellen wird sich auch, ob die nun beschlossenen Maßnahmen ausreichen, um das Infektionsgeschehen zu brechen. "Wir haben keine Sicherheit, dass die Maßnahmen, die heute beschlossen wurden, die vierte Welle wirklich brechen, gehen aber davon aus, dass die Sicherheitsmaßnahmen, die heute beschlossen wurden, einen Beitrag dazu leisten, die Krankenhäuser zu entlasten."
Und wenn das nicht reicht? Sicher ist: Dieser Konzertierungsausschuss wird nicht der letzte gewesen sein. Das Instrumentarium ist noch nicht ausgeschöpft.
"Eine Impfpflicht ist nicht definitiv auszuschließen - weder in Belgien noch anderswo", so Paasch. "Allerdings halte ich die Impfpflicht für die ultima ratio. Das ist das letzte Mittel, zu dem wir greifen müssen, wenn es nicht gelingt, die Impfquote über andere Wege weiter zu steigern. In diesem Zusammenhang halte ich es auch nicht für ausgeschlossen, wenn Belgien irgendwann für weitere Bereiche die 2G-Regel einführt, so wie das in Österreich und Deutschland auch geschehen ist."
Mehr Werbung
Bis dahin soll in der Deutschsprachigen Gemeinschaft aber weiter sensibilisiert und aufgeklärt werden, um möglichst viele Menschen von der Impfung zu überzeugen, so der Ministerpräsident.
"Dass wir heute noch nicht soweit sind, wie wir uns das erhofft hatten, liegt daran, dass die Impfquote vielerorts im Land, auch in Ostbelgien, noch nicht hoch genug ist und dass zweitens - deswegen der Appell noch schneller zu boostern - die Wirkung der Impfung, und das ist keine Überraschung, nach einer bestimmten Anzahl von Monaten nachlässt. Wir haben also ein großes Interesse daran, noch mehr Werbung für Impfung zu machen, noch mehr zu sensibilisieren und auch die entsprechenden Anreize für die Geimpften zu schaffen."
Andreas Lejeune