In den letzten Monaten war die Kultur oft eine der ersten Stellschrauben, an der gedreht wurde. Vielleicht ist die Branche schon deswegen immer etwas hellhöriger, wenn es um Corona-Maßnahmen geht. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft schlägt aber noch keiner Alarm. Stattdessen fließt die gesamte Energie in den aktuellen Kulturbetrieb.
"Wir können im Moment zumindest so funktionieren, dass wir die Künstler auftreten lassen, die schon so lange warten. Und das ist für uns das Hauptargument, Veranstaltungen mit den aktuellen Sicherheitsmaßnahmen zu organisieren, solange wir nur eben können", erklärt Konstanze Keller von Chudoscnik Sunergia. "Wir wollen unsere Mission erfüllen, so vielen Menschen wie möglich Kultur zu bieten."
Doch gerade hier sehen einige den Haken. Aktuell sind Kulturveranstaltungen ab 50 Personen mit Covid-Safe-Ticket möglich. Organisatorisch bietet das zwar neue Freiheiten. Ludwig Kuckartz, künstlerischer Leiter beim Kulturellen Komitee der Stadt Eupen, sieht diesen Aspekt kritisch. "Also ich persönlich fühle mich da sehr unwohl. Weil ich meine, dass wir als Kulturbetreiber dazu da sind, Kultur zu machen. Und nicht die Gesellschaft zu teilen in Geimpfte und Ungeimpfte. Das ist meine persönliche Meinung."
Als Organisator sei er in diesem Punkt natürlich konformer, betont Ludwig Kuckartz. Und er erhält Zuspruch. Leute ausschließen, oder ausschließen zu müssen, entspreche nicht der eigenen Philosophie. Das meint auch Jan Piette, künstlerischer Leiter von ArsVitha. Der Kulturbetreiber hat sich dazu entschlossen, bei Antigen-Schnelltests Kosten in Höhe von 20 Euro zurückzuerstatten - "vor allen Dingen, um zu vermeiden, dass Personen aus finanziellen Gründen die Veranstaltung nicht besuchen. Hier denke ich ist es ganz wichtig, allen Personen Zugang zu erlauben, damit dieser Austausch auch geschehen kann."
Der Tatendrang in der Kulturbranche ist da, schon seit Monaten. Jeder möchte wieder Veranstaltungen organisieren. Alle möchten vermitteln, Menschen und Meinungen zusammenbringen. Gerade das ist aber schwieriger geworden, weiß auch Jan Piette. "Wir hatten Besucher, die gesagt haben 'Ich möchte keine Veranstaltung besuchen, solange es kein CST gibt'. Es gibt andere Besucher, die sagen 'Solange es das gibt, möchte ich das Konzept boykottieren'. Da merkt man schon, es gibt sehr viele Meinungen unter einen Hut zu bekommen."
Vielleicht kann die Kulturbranche hier ein wenig die Fronten auflösen. An Tatendrang fehlt es auf jeden Fall nicht. "Jetzt ist für uns eigentlich der Moment gekommen, wo wir denken 'Es wird keinen Rückzug mehr geben', so hoffen wir. Wir versuchen uns auf unsere eigentliche Arbeit zu konzentrieren. Ich denke, da warten viele Projekte darauf, umgesetzt zu werden. Wir blicken da sehr optimistisch in die Zukunft" so Piette.
Auch im Kulturbereich gibt es unterschiedliche Sichtweisen darüber, wie es aktuell funktioniert. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Die Kultur soll weiter hochleben.
Andreas Lejeune
Ich gehe mit meinem Sohn zum St. Martinszug.... Ach nee, ist ja abgesagt....