Zentrale Zielsetzung sei es gewesen, die Schließung von Cafés, Restaurants oder Geschäften - also einen Lockdown - zu verhindern, sagt Paasch. Mit dem flächendeckenden nationalen Einsatz des Covid-Safe-Tickets (CST) bzw. 3G-Systems solle den steigenden Zahlen nun begegnet werden. Ein CST erhält nur, wer geimpft, getestet oder genesen ist.
Corona-Management weiter beim Föderalstaat
Eigentlich sollte die Föderale Phase in der Pandemie-Bekämpfung zum 31. Oktober beendet werden. Nun ist sie um zunächst drei Monate verlängert worden. Premierminister De Croo hat angekündigt, dass das Pandemie-Gesetz wieder aktiviert werden soll.
"Das bedeutet, dass der Föderalstaat wieder alle Instrumente des Corona-Schutz-Managements in die eigene Hand nimmt, das Zepter also wieder übernimmt", erklärt Paasch. "Mit der Folge, dass für die Region bzw. in unserem Fall die Deutschsprachige Gemeinschaft kaum noch Befugnisse übrig bleiben. Jedenfalls in den nächsten drei Monaten."
Auswirkungen für die Menschen in der DG
Konkret ändere sich für die Menschen, die in der Deutschsprachigen Gemeinschaft leben, dass das CST nun auch im Horeca-Sektor zum Einsatz kommt, so wie es ja auch in der Wallonie und in Brüssel schon angekündigt worden war und wie es für Flandern ab dem 1. November gilt.
Hinzu kommt eine Verschärfung der Maskenpflicht. Allerdings: "Für uns wird das wenig Auswirkungen haben, weil wir sie gar nicht gelockert hatten. Für Geschäfte und den Horeca-Sektor gab es sie ja schon, aber die Gottesdienste beispielsweise werden nun auch wieder Maskenpflicht auferlegt bekommen."
Schärfere Maßnahmen abgewendet
Paasch verweist auch darauf, dass überall dort, wo das CST eingesetzt wird - auf Veranstaltungen oder eben demnächst auch im Horeca-Sektor -, die Maskenpflicht für die Kunden entfalle. Es hätten deutlich schärfere Maßnahmen geben können, betont der Ministerpräsident.
"Wir waren ja in Phase 4 des Corona-Managements. Wir haben ja leider Gottes immer noch die schlechtesten Zahlen in Belgien. Wir hätten sehr wahrscheinlich von Brüssel ein verschärftes Horeca-Protokoll auferlegt bekommen mit der Rückkehr der Achter-Tische, mit der Rückkehr des 1,5-Meter-Abstands zwischen den Tischgesellschaften bis hin zum Tanzverbot", so Paasch.
"Das alles hätte uns gedroht aufgrund der ja gerade in den letzten Tagen noch mal verschlechterten Situation. Das alles wird jetzt nicht passieren. Diese Einschränkungen werden uns nicht auferlegt, weil ja alternativ beschlossen wurde, für das gesamte Land - also national - das CST zum Einsatz zu bringen, wie es ja auch unsere Nachbarstaaten Luxemburg, Deutschland, die Niederlande und Frankreich ebenfalls tun."
Nur noch geringe Bedeutung der Infektionszahlen
Die explodierenden Infektionszahlen spielten für die Beurteilung kaum noch eine Rolle, sagt Paasch, sondern es werde vorwiegend auf die Belegungsquote in den Krankenhäusern geschaut. Der hohe Anstieg dort beginne sich mittlerweile auch auf die Belegung der Intensivstationen auszuwirken.
"Dankenswerterweise ist aber ein Großteil unserer Bevölkerung geimpft. Das hat zur Folge, dass der Druck auf die Krankenhäuser im Vergleich zum letzten Jahr, wo wir ähnliche Infektionszahlen hatten, deutlich abgemildert bleibt. Und deswegen müssen wir heute im Gegensatz zu der Situation von vor genau einem Jahr eben keinen Lockdown verhängen, keine Geschäfte und auch keine Restaurants schließen. Das verdanken wir eigentlich ausschließlich der Impfkampagne."
Impfschutz nur zu 90 Prozent
Allerdings, so betont es der DG-Ministerpräsident, schützten Impfungen nur zu 90 Prozent und nicht zu 100 Prozent vor einer Krankenhauseinweisung. Zwar sei ein Großteil der Bevölkerung geimpft, aber eben nicht 90 Prozent. "Deswegen ist die Gefahr der Corona-Krise noch nicht gebannt. Ich rechne aber weiterhin nicht mit einem Lockdown, weil alternative Instrumente zur Verfügung stehen und weil auch weiterhin noch geimpft wird."
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vk/fk
Aber wohl Karneval feiern