Mutige Menschen braucht das Land. Menschen, die im Pflegealltag ihren Mann oder ihre Frau stehen. Und Menschen wie Clémence Renson. Die 21-Jährige hat sich als Testperson für eine Impfstudie von ATC Pharma in Lüttich beworben. "Ich hatte im Fernsehen gesehen, dass Leute gesucht werden, und mich daraufhin gemeldet. Die aktuelle Lage ist jedem, denke ich, ein bisschen zu viel."
In einem Online-Fragebogen machte sie Angaben zu ihrer Person, ob sie Krankheiten hat und womöglich Kontakte zu Personen mit einem schwachen Immunsystem. In diesem Fall wäre sie nicht als Probandin infrage gekommen. Doch bei der Studentin in Zahnmedizin passte alles und sie folgte der Einladung ins CHU Lüttich. "Im Krankenhaus wurden ganz viele Sachen gemacht: eine Urinprobe, eine Blutabnahme, ein Alkoholtest und ein EKG. Sie haben sich zurückgemeldet und da meine Werte in Ordnung waren, habe ich direkt einen Termin für die Impfung bekommen."
Clémence Renson möchte die Forschung voranbringen. Die finanzielle Entschädigung von 1.300 Euro komme ihr gelegen, sei aber nicht der einzige Grund, an der Studie teilzunehmen, sagt sie. Für ein Jahr hat die junge Frau sich verpflichtet. "Am 1. Oktober habe ich meine Impfung bekommen. Danach haben wir rund zehn Kontrollen, bei denen auch Blutabnahmen gemacht werden. Dort werden auch die anderen Werte getestet und das ist mit viel Zeitaufwand verbunden. Wir müssen dann jedes Mal zum Krankenhaus gehen. Die Summe ist deshalb höher, weil man halt so oft zurück zum Krankenhaus muss."
Angst hat die Testkandidatin nicht. Seit der Injektion habe sie keinerlei Nebenwirkungen gespürt oder an sich beobachtet. Die Probanden werden vom Testzentrum begleitet und müssen Buch führen. "Zwei Wochen nach der Injektion war ich wieder zur Blutabnahme. Nächste Woche muss ich auch wieder dahin und dann ist eine längere Pause. Aber es werden Telefongespräche stattfinden. Sie rufen mich regelmäßig an und fragen nach, ob alles in Ordnung ist. Man wird sehr gut behandelt und sie geben sich schon Mühe."
Es besteht die Möglichkeit, dass Clémence Renson kein Wirkstoff, sondern ein neutrales Mittel injiziert wurde. Ein Viertel der Testpersonen erhalten ein solches Placebo. Am liebsten wüsste sie sofort, ob in ihrer Injektion der Test-Wirkstoff war. Das wird sie allerdings erst am Ende der Studie erfahren.
Chantal Scheuren