Seit letzten Freitag bemühen sich die Regierungen des Landes, die neuen Kontaktregeln für die Bereiche Sport, Jugend und Kultur den aktuellen Entwicklungen anzupassen, die Ausbreitung einzudämmen und dabei für Kinder und Jugendliche so viel Aktionsspielraum wie möglich beizubehalten.
Für die verschiedenen Sektoren wurden angepasste Protokolle erarbeitet.
"Das Ziel der Arbeiten in dieser Woche war es, in Abstimmung mit den Experten das Gleichgewicht zwischen der Sicherheit für alle Bürger und dem emotionalen Wohlergehen unsere jungen Menschen und unserer Kinder zu schaffen", heißt es in einer Mitteilung der DG-Regierung.
Alle Regierungen haben die Protokolle für die Bereiche Jugend, Sport und Kultur angepasst. Sie sollen trotz maximaler Kontaktbeschränkungen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche zulassen.
Die Erfahrungen des Lockdowns im April hätten gezeigt, dass bei Kindern und jungen Menschen das Risiko einer Covid-19-Infektion mit schwerem Verlauf mit der psychischen und emotionalen Gesundheit in Relation gebracht werden müsse.
Neue Protokolle sollen ab Samstag gelten
Die Einsetzung dieser neuen Protokolle muss der föderale Konzertierungsausschuss am Donnerstagabend noch validieren, bevor sie ab Samstag in Kraft treten können.
Im Unterrichtswesen wechseln ab Montag alle Grund-und Sekundarschulen auf dem Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Code "Rot".
Um die Schulen weiterhin offen halten zu können und zum Schutz der Personalmitglieder und der Schüler, gelten in den Schulen ab diesem Zeitpunkt die höchsten Vorsichtsmaßnahmen und Sicherheitsauflagen.
Situation in Ostbelgien "alarmierend"
Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft verbindet mit ihrem Beschluss "einen erneuten dringenden Appell zur Einhaltung der zur Pandemiebekämpfung geltenden Maßnahmen, insbesondere auch die nachdrückliche Aufforderung zum Tragen von Atemschutzmasken, dort wo dies vorgeschrieben ist."
In Ostbelgien sei die Situation, trotz des ländlichen, dünn besiedelten Gebiets besonders alarmierend. "Unsere Region weist weiterhin eine der höchsten Ansteckungsraten des Landes auf." So steckt ein Infizierter in der Regel 1,4 weitere Personen an.
Die 14-Tages-Inzidenz auf 100.000 Einwohner beträgt 1.266 und liegt damit deutlich über dem - schon dramatischen - belgischen Wert von 927,9 Fällen.
Es bleibe aber nicht bei steigenden Infektionszahlen. Auch die Anzahl der Krankenhausaufnahmen steigt. 47 Menschen werden in den Krankenhäusern von Eupen und St. Vith aktuell behandelt. Die Zahl der bisher bestätigten Covid-19-Todesfälle in der sogenannten „zweiten Welle“ liegt mittlerweile bei fünf.
„Die Lage ist ernst und sie erfordert die Mitarbeit und Unterstützung der Bevölkerung", so die Minister. "Ohne die Verantwortung des Einzelnen für sich selbst und für andere Menschen werden wir diese Pandemie so schnell nicht in den Griff bekommen. Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist sich der Situation bewusst und ergreift weitere Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen."
Die jeweiligen Protokolle für die unterschiedlichen Bereiche werden auf ostbelgienlive.be veröffentlicht werden.
mitt/sp
Ist ja schön, aber könnte man vielleicht mal etwas zum Inhalt der Protokolle erfahren oder warum muss das jedesmal eine völlig unvorhersehbare Nummer werden? Ein wenig Zeit für Planung und Arrangement muss man den Verantwortlichen im Kultur-, Jugend- und Sportbereich auch lassen.
Unter anderem genau deshalb kommt es zu Unverständnis in der Bevölkerung. Warum kann man den Entscheidungsprozess und die Planungen nicht transparent gestalten? Warum wird aus den Maßnahmen stets bis zur letzter Minute ein Geheimnis gemacht oder zumindest hier nicht darüber berichtet?
Ich erlaube mir die Frage, ob angesichts einer Sieben-Tage-Inzidenz von weit über 800, zweier Krankenhäuser, die an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen sind, und Hausärzten, die vor Arbeit nicht mehr ein noch aus wissen, es sinnvoll wäre, einen Monat lang alle Schulen, Sportvereine und Kultureinrichtungen in der DG zu schließen, in der Hoffnung, dass sich dadurch die Lage entspannt. Die Geschäfte können weiterhin geöffnet bleiben.
Selbstverständlich würden dann einige Eltern auf die Barrikaden gehen, allerdings mache ich mir ernsthafte Sorgen um die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung in den kommenden Wochen; nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es das IZOM-Abkommen nicht mehr gibt, das früher problemlos Facharztbesuche im benachbarten Ausland ermöglicht hatte.
Meiner Meinung nach sollte die Gewährleistung der medizinischen Versorgung zu jeder Zeit die allerhöchste Priorität für das Handeln einer Regierung haben.