Wer bin ich? Was macht mich aus? Was unterscheidet mich von anderen? Was haben wir gemeinsam? Wann ist das Wir eine Stärke, wann wird es zur Gefahr? Fragen rund um das Thema Identität greift das europäische Theaterprojekt aus.
21 Jugendliche aus vier Ländern setzten sich damit auseinander - "weil Identität in diesen Tagen auch für die Jugendlichen ein sehr wichtiges Thema ist", sagt Regisseur Gregory Caers.
"Wenn man sieht, was in der Welt geschieht, die Verschiebungen in der Politik mit populistischem Gedankengut und wie wichtig es ist, sich eine eigene Identität zu bewahren und sich nicht in eine globale Identität mitziehen zu lassen - deswegen fanden wir es interessant, zu sehen: Was ist es genau, was dich anders macht als andere?"
Seit Juli treffen sich die 14- bis 19-Jährigen zu Probeblocks in den vier Partnerländern, zunächst in Liechtenstein und Luxemburg. St.Vith ist jetzt die dritte Station. Unter der Leitung des flämischen Regisseurs Gregory Caers versuchen sie, das abstrakte Thema in ausdrucksstarken Bildern auf der Bühne umzusetzen.
"Eines unserer Themen war: Was macht eigentlich Identität, was macht ein Volk aus? Wenn man zum Beispiel eine Fahne schwenkt, dann gibt es viele Impulse. Für mich ist es anders als für dich. Manche halten es für gefährlich, andere finden es schön", erklärt Regisseur Caers.
Für einige Jugendliche ist die Bühnenerfahrung ganz neu. Andere haben bereits Theatererfahrung. Es scheint, dass sich Neulinge und erfahrene Spieler bereits gut aufeinander eingespielt haben: "weil alle offen sind um man auch sehr viel über das Thema sprechen kann", sagt Nicolas Eicher, einer der Teilnehmer.
"Wenn man arbeitet, dann arbeitet man auch. Es gibt zwar auch einige Aussetzer, wenn man zu müde ist. Aber in der Woche in Liechtenstein haben wir sehr viel neues Material erarbeitet, das wir diese Woche konkretisieren."
Die Jugendlichen haben viel auf der Bühne geprobt und erprobt, aber auch viele philosophische Gespräche zum Thema Identität geführt. Austausch und Diskussion sind wichtige Elemente des Theaterprojektes. Dabei wurden auch aktuelle Themen in den Blick genommen wie die Bewegung der Klimaproteste.
"In den Jugendlichen steckt eine unglaubliche Kraft. Kraft und Mut, um auf die Straße zu gehen oder in diesem Fall auf die Bühne und eine wichtige Geschichte zu erzählen. Ich finde es als Erwachsener sehr hoffnungsvoll zu sehen, wie kraftvoll und bewusst die Jugend ist", so der Regisseur.
Die Anfänge des Stücks stehen schon. Aber es gibt noch viel zu erarbeiten. Wie es am Ende aussehen wird, ist noch offen. Die Schlussproben finden in Stuttgart statt. Dort ist am 23. April auch Premiere. In St. Vith wird das Stück Ende Oktober im Rahmen des Internationalen Theaterfestes gezeigt.
Michaela Brück