Betriebsbesichtigung bei Lifelive in der Industriezone St. Vith, der Firma von Thierry Neuville und seinem Bruder Yannick: Hier werden Crosscars gebaut. Diese neue Generation von Fahrzeugen wird bisher von drei Firmen angeboten: in Frankreich, den Niederlanden - und eben in St. Vith.
"Jeder weiß, dass ich damals im Autocross begonnen habe und da auch das nötige Fahrgefühl bekommen habe. Ich habe gelernt, auf Schotter und Asphalt zu fahren", sagt Thierry Neuville. "Irgendwann haben wir selbst zwei Crosscars gekauft. Wir hatten super viel Spaß und haben uns gedacht: Die Maschinen sind toll, aber da ist noch Potenzial. Das können wir besser machen."
"Dann haben wir uns entschieden, in diese Kategorie zu investieren und unseren eigenen Prototypen über anderthalb Jahre Zeit zu entwickeln. Bevor wir dann mit dieser Maschine jetzt endlich in Produktion gegangen sind."
Marke Eigenbau
"Wir sind jetzt zu fünf Mann: drei in der Werkstatt, zwei im Büro", erklärt Geschäftsführer Yannick Neuville. "Die Chassis werden bei einer Firma im Nachbardorf geschweißt. Dann gehen sie zum Pulverbeschichten. Die Farbe kann man aussuchen. Und dann fangen wir an, sie zusammenzubauen. Es ist eigentlich komplett alles Eigenbau." Bisher sind zehn Crosscars der Marke #TN5 aufgebaut und verkauft. Zwei weitere sind in Produktion. Die reine Montagezeit beträgt eine Woche.
Unterstützt wird diese neue Fahrzeugklasse vom belgischen Automobilclub RACB. In Belgien gibt es eine Crosscar-Meisterschaft. Und auch der Weltautomobilverband FIA steht dahinter. Deshalb hat sich Thierry Neuville auch entschieden, in diese neue Disziplin zu investieren. "Für das Gebäude sind wir bei ungefähr zwei Millionen Euro. Und für die Entwicklung des Crosscars kommen noch einmal 600.000 bis 700.000 Euro hinzu."
Zukunftspläne
Thierry Neuville führt die Journalisten höchstpersönlich durch die Halle und beantwortet alle Fragen. Unten ist die Werkstatt, oben sind die Büros, mit den Trophäen aus Thierry Neuvilles Karriere. Die Büros sind in alten Schiffscontainern untergebracht. Hier sollen auch noch ein Fitnessraum und eine Art Spielhalle hin. Außerdem ist ein Motorsport-Shop für Artikel wie zum Beispiel Rennanzüge geplant. Die Neuvilles haben noch viel vor.
"Der nächste Schritt ist, das Fahrzeug weiterzuentwickeln. Wir müssen das beste Crosscar bauen. Momentan sind wir nah dran, aber es gibt noch zwei andere Unternehmen, die auch ziemlich gut sind. Später wollen wir uns auch auf Rallye konzentrieren und eventuell auch Restauration von Oldtimern. Wir haben eine Lackierkabine vorgesehen. Aber zuerst konzentrieren wir uns auf die Crosscars."
130 PS bei 300 Kilo
Und wie fährt sich ein #TN5? "Wir haben etwa 130 PS für die Senioren und 80 PS für die Junioren, bei nur 300 Kilo. Da ist Fahrspaß pur angesagt. Es sind Motorrad-Motoren mit sequenziellem Getriebe, die auch richtig Lärm machen. Aber jeder muss das selbst erfahren."
Die Gelegenheit dazu bekommt die Pressemeute direkt im Anschluss an den Rundgang. Vater Alain Neuville steuert einen LKW mit zwei TN5-Crosscars von St. Vith aus in Richtung Francorchamps. Auf der Kartpiste an der Rennstrecke zeigt erst Thierry Neuville, wie es geht. Und dann dürfen wir Journalisten das Crosscar testen. Ich kann nur sagen: Mir hat es richtig Spaß gemacht.
Praktisches
Ein #TN5-Crosscar von Lifelive kostet je nach Ausstattung zwischen 22.000 und 28.000 Euro. Für eine Saison in Belgien kommen rund 5.000 Euro Einsatzkosten hinzu. "Das ist relativ wenig im Vergleich zu allen anderen Motorsport-Disziplinen", unterstreicht Thierry Neuville. Die Lieferzeit beträgt etwa sechs Wochen. Lifelive vermietet auch zwei Crosscars für 1.500 Euro pro Rennwochenende.
Katrin Margraff
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