Es hat schon ein bisschen etwas von einer Pflichtübung, auch wenn die Vertreter der deutschsprachigen CSC keinen Zweifel daran lassen, wie sehr ihnen an diesem Memorandum gelegen ist. "Wir möchten ernst genommen werden, weil wir die Vertreter der Zivilgesellschaft sind, die viel Kontakt haben mit ihren Mitgliedern, viele Menschen treffen und viele Sorgen und Nöte hören", sagt Rebecca Peters.
Dabei sieht es auf dem ostbelgischen Arbeitsmarkt zahlenmäßig gar nicht mal so schlecht aus. "Wir wissen, dass die Arbeitslosenzahlen stetig sinken. Aber das bedeutet, dass die verbleibenden Arbeitsuchenden mehr Vermittlungshemmnisse aufweisen. Da muss das Arbeitsamt innovativ und proaktiv vorgehen, um diese Arbeitsuchenden in den Arbeitsmarkt integrieren zu können."
Die CSC stellt fest, dass die Teilnehmer an einer Vorschaltmaßnahme häufig nicht fit genug seien für den Arbeitsmarkt. Sie setzt sich darum schon seit langem für Nachfolgeprojekte ein, nach dem Vorbild der "entreprise de formation par le travail" im französischsprachigen Landesteil. Auch gelte es, das Projekt der "unterstützten Arbeit" umzusetzen.
Größter Arbeitgeber in der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist der Öffentliche Dienst. Dazu gehören neben dem Unterrichtswesen natürlich das Ministerium und die paragemeinschaftlichen Einrichtungen. Und mittlerweile hat die Regierung auch die Aufsicht über die Gemeinden, ÖSHZ und Interkommunalen.
"Da haben wir leider auch auf DG-Ebene die Erfahrung machen müssen, dass, was über Verhandlungen in Namur erreicht wurde, längst nicht in allen Gemeinden umgesetzt wurde – weit gefehlt", sagt Guido Reuter, Gewerkschaftssekretetär für den Öffentlichen Dienst.
Eine der Hauptprioritäten in der Deutschsprachigen Gemeinschaft müsse das Unterrichtswesen sein. Hier verdienen nach Dafürhalten der CSC der technische und der berufliche Unterricht eine größere Akzeptanz und Wertschätzung in der Gesellschaft.
Der Lehrerberuf an sich müsse aufgewertet werden, indem zum einen die Gehälter signifikant angehoben würden und die Anzahl Schüler pro Klasse begrenzt werde. Um dem Lehrermangel und, wie es Guido Reuter nennt: dem Lehrerschwund entgegenzuwirken, müsse man bei den Berufseinsteigern ansetzen.
"Eines der großen Probleme ist, dass die Lehrkräfte bis zu sechs, sieben oder acht Jahre warten müssen, ehe sie eine Festeinstellung haben, einen Vertrag auf unbestimmte Dauer, wie man es im Privatsektor nennen würde. Das ist ein Unding. Aber ich bin guter Dinge, dass wir in den laufenden Sektorenverhandlungen einen guten Schritt weiterkommen werden."
Auch um das Ende der Lehrerlaufbahn sorgt sich die CSC. "Die Lehrer werden in Zukunft wesentlich länger arbeiten müssen. Das ist für uns prioritär, dass die bestehenden Vorruhestandsregelungen auch beibehalten werden", so Guido Reuter.
Damit nicht genug der Forderungen im Memorandum der CSC: Die sogenannten Verfügbarkeitskontrollen beim Arbeitsamt sollen Rücksicht nehmen auf die Berufsjahre und auf das Alter der Arbeitsuchenden, grenzüberschreitende Praktika und Umschulungsmaßanhmen sollen erleichtert werden, beim Validieren von Kompetenzen sollen auch die Fähigkeiten anerkannt werden, die nicht zu einem Diplom führen, sondern durch die Arbeit erworben wurden - und wer Fachkräftemangel beklage, müsse auch bereit sein, Lehrlinge besser zu vergüten.
Die CSC weiß, dass sie nicht alleine ist mit ihrem Forderungskatalog. Aber sie wird sehr genau hinschauen, was davon erfüllt wird.
Stephan Pesch