Anne Kelleter nennt zwei Gründe für ihre Kandidatur: "Erstmal weil die Werte von Ecolo mir auch persönlich wichtig sind und weil ich glaube, dass der richtige Zeitpunkt ist, um diese Werte nach vorne zu bringen." Als Thema liegt ihr unter anderem der nachhaltige und intelligente Umgang mit Ressourcen am Herzen. "Dazu gehört auch, dass wir mehr in Richtung Kreislaufwirtschaft denken müssen und weniger in Richtung unbegrenztes Wirtschaftswachstum."
Außerdem finde sie es "fast schon bewunderswert, dass Ecolo jemanden, der nicht aus der Politik kommt, auf so einen strategischen Listenplatz setzt. Als Frau und Deutschsprachige und als junger Mensch kann man das nicht ausschlagen."
Anne Kelleter ist 29 Jahre alt, in Raeren geboren und wohnt in Eupen. Sie hat Film- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Lüttich studiert und arbeitete bisher als Journalistin beim BRF. Für die Zeit ihrer Kandidatur lässt sie sich beurlauben, "damit das auch sauber getrennt ist", sagt Kelleter. Den "Seitenwechsel" in die Politik habe sie sich gründlich überlegt. "Ich habe zugestimmt, weil ich nicht mehr nur beobachten, sondern aktiv mitgestalten will und eine neue Perspektive in die Politik einbringen kann."
Ihr Ersatzkandidat wird Matthieu Daele (38 Jahre) aus Theux, der seit zehn Jahren wallonischer Regionalabgeordneter ist. Wenn Anne Kelleter als Deutschsprachige ins wallonische Parlament gewählt wird, gehört sie dem PDG in Eupen mit beratender Stimme an und Daele nimmt die freie Stelle im Parlament der Französischen Gemeinschaft ein.
Auf Platz zwei der effektiven Liste steht bei Ecolo Hajib El Hajjaji (37) aus Verviers, den dritten Platz nimmt Doris Quadflieg (57) aus Pepinster ein. Der frühere Bürgermeister von Lierneux, Fabrice Léonard (54), kandidiert auf Platz vier. Martine Cnop-Endron (55) aus Thimister-Clermont belegt Platz fünf, vor Dorian Kempeneers (35) aus Olne auf Platz sechs.
Zusätzlich unterstützt der 20-jährige Jungkandidat Michel Neumann, der für Ecolo im Lütticher Provinzialrat sitzt, auf dem fünften Ersatzplatz die Regionalliste. Für Aufmerksamkeit sorgt ein weiterer Name: Dorothea Schwall-Peters ist sechste Ersatzkandidatin. Die frühere St. Vither Schöffin, die lange Zeit für die PDB beziehungsweise die PJU-PDB dem Gemeinschaftsparlament angehörte, hatte vor fünf Jahren noch auf der ProDG-Liste zur Europawahl kandidiert.
Ihr Engagement bei Ecolo sieht die 59-Jährige aber als Fortsetzung ihres politischen Werdegangs: "Über meinem ersten Interview im GrenzEcho stand als Titel: 'Ich habe eine grüne Seele.' Und diese grüne Seele habe ich mir über all die Jahre hinweg behalten." Jetzt wo sie Enkelkinder habe, sei sie umso mehr überzeugt, "dass es sich nochmal lohnt, Vollgas zu geben". Ihrem Gefühl nach stehe die Welt "kurz vor dem Kippen". Und weil Themen wie Umwelt-und Klimaschutz bei Ecolo gut aufgehoben seien, sieht sich auch Dorothea Schwall-Peters dort gut aufgehoben.
Am Dienstag war auch bekannt geworden, dass die im Januar von Ecolo präsentierte Spitzenkandidatin für die Regionalwahl, Christine Mauel, nun auf Platz zwei der MR/PFF-Regionalliste kandidieren wird. Sie hatten bei ihrem Rückzug von der Ecolo-Spitzenkandidatur vor drei Wochen "persönliche Gründe" angegeben. Dazu sagt Michael Klütgens, einer der Co-Präsidenten von Ecolo Ostbelgien: "Zu den persönlichen Gründen können wir nicht mehr sagen, als was sie uns gesagt hat." Dementsprechend werde sich Ecolo nicht zur Kandidatur von Christine Mauel bei der MR äußern. "Wir konzentrieren uns auf das, was wir im Wahlkampf machen werden", so Klütgens abschließend.
Stephan Pesch