Es hing in der Luft: Willy Demeyer schien in den letzten Tagen wie auf einem Schleudersitz. Vor allem der Kammerabgeordnete und Bürgermeister von Herstal, Frédéric Daerden, hatte mehrmals erklärt, dass ein Ruck durch die Lütticher PS-Föderation gehen müsse. Und der Präsident dieser Lokalsektion, das war eben Demeyer.
Der überraschte am Freitagabend bei einer Vollversammlung alle Anwesenden, als er gleich die Karten auf den Tisch legte: Demeyer kündigte seinen Rücktritt als Lokalpräsident an. Mitte des Jahres werde er zudem auch sein Amt als Kammerabgeordneter abgeben, damit er sich dann ganz auf seinen Posten als Lütticher Bürgermeister konzentrieren könne. Die Publifin-Nethys-Affäre hat also ein weiteres Opfer gefordert.
Eine der Schlüsselfiguren der Affäre musste derweil am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss auftreten: Stéphane Moreau. Der Hauptgeschäftsführer von Nethys hob immer wieder die wirtschaftliche Bedeutung des Publifin-Nethys-Geflechts hervor. Er gab sich außerdem redseliger als befürchtet, räumte etwa ein, dass er im Jahr 2015 rund 900.000 Euro brutto bezogen habe.
In einer Kernfrage blieb aber auch Moreau vage: Auch er konnte oder wollte nicht darlegen, wer die astronomischen Sitzungsgelder abgesegnet hatte, die in den sogenannten Sektorenausschüssen ausgezahlt wurden.
Roger Pint - Foto: Nicolas Lambert/BELGA