"Fotostudio" steht auf einem Zettel an der Tür - und tatsächlich ist in dem provisorisch eingerichteten Raum in einem der Wohnblocks des Fedasil-Zentrums in Elsenborn alles wie in jedem anderen Fotostudio: Künstliches Licht, Schirme und Reflektoren, mobile Stellwände, ein schwarzer Hintergrund. Hier steht am Fenster noch ein Tisch mit einem Mikrofon und einem Aufnahmegerät.
Der freischaffende Fotograf und Künstler Willy Filz hat sich auf Zeit hier eingerichtet im Aufnahmezentrum für Asylbewerber. Und das kam so: "Fedasil ist über Kontakte zu mir gekommen. Und dann ging es eigentlich relativ schnell. Dadurch, dass ich schon Porträts von Flüchtlingen in Marokko und Syrien gemacht habe, haben sie sofort gemerkt, dass ich eigentlich so der Passende für ihr Thema bin", erklärt Willy Filz.
Flüchtlingen ein Gesicht geben
Flüchtlingen ein Gesicht geben, das ist es, was Fedasil mit diesem Ausstellungsprojekt verfolgt. Und da war man sich mit Willy Filz schnell einig. Wobei, der Fotograf spricht angesichts der Erfahrungen auch bei früheren Porträtstudien eher von "Migranten". "Das sind Menschen, die unterwegs sind aus den unterschiedlichsten Gründen - ob man die jetzt gut findet oder nicht. Sie sind unterwegs, sie sind hier, vielleicht gehen sie wieder zurück oder sie bleiben hier oder ziehen weiter - das ist alles offen."
Einige der Porträtierten sind auch schon weitergezogen - sei es, weil sie einen günstigen Aufenthaltsbescheid bekommen haben, sei es, weil sie anderswo untergekommen sind: Das Aufnahmezentrum in Elsenborn soll bis Jahresende geschlossen werden. Zurzeit leben dort noch 240 Asylbewerber.
18 wurden für das Projekt ausgesucht. Ein Kriterium war die Möglichkeit zum sprachlichen Austausch, mit oder ohne Übersetzer. "Wir wollten natürlich auch einen möglichst realistischen Schnitt durch die hier wohnenden Leute präsentieren, verschiedene Nationalitäten zeigen, verschiedene Lebenswege und so haben wir dann eigentlich die Auswahl getroffen", erklärt Philipp Reinertz.
Lebensweg kennenlernen
Und noch etwas war entscheidend, weiß Reinertz: "Die Menschen, die wir für unser Projekt gewinnen wollten, mussten natürlich auch bereit sein, über ihr Leben zu erzählen, über ihren Lebensweg Auskunft zu geben und sich dann auch ablichten zu lassen."
Diesen Lebensweg kennenlernen, die Ängste und Träume der zu Porträtierenden - das ist für Willy Filz der erste grundlegende Schritt, dem Menschen zu begegnen... wie dem 19-jährigen Ashequllah, der aus Afghanistan stammt, über Syrien, die Türkei und die Balkan-Route nach Belgien gekommen ist. Oder Hamzah oder Amal oder Ragheed und den anderen, die sich porträtieren ließen.
Willy Filz legt seine Porträts vor einem neutralen Hintergrund an. So konzentriere sich der Betrachter auf den Menschen, sagt er, und werde nicht abgelenkt von der Umgebung. "Also es geht wirklich um den Kontakt mit dem Menschen, um die Wahrnehmung. Wir haben es ja ganz schwer, Menschen richtig wahrzunehmen. Wir sind es nicht gewohnt zu überlegen: Was sehe ich einfach? Und das ist wieder eine Schule für mich und ich denke auch in der Ausstellung für die Besucher", so Filz.
Die Porträts aus dem Fedasil-Zentrum in Elsenborn sind an den zwei kommenden Wochenenden im Hof Bütgenbach zu sehen. An den Sonntagen vom 18. und 25. September bietet Willy Filz um 16:30 Uhr Künstlerführungen an. Zusätzliche Führungen sind auch während der Woche nach Absprache möglich.
Text und Bilder: Stephan Pesch
Im Brf-Magazin wurde in dem Zusammenhang von einer Frau berichtet, die keine Märchen aus ihrer Kindheit erzählen wollte. Ein "guter" Mensch "interpretierte" das so, dass dies ein Beweis für deren traurige Vergangenheit sei.
Ich interpretiere das aber so, dass Märchen Teil der kulturellen Identität sind, und wer ein Märchen aus seiner Kindheit erzählt, der gibt seine kulturelle Identität und damit wohl auch seine Herkunft preis.
Wo da das Problem liege? Na, wer mit Hilfe von Dokumentenfälschern oder gar mit Hilfe der IS-Administration eine neue, "syrische" Identität erworben hat, ...
Müssen wir jetzt aus lauter Gefühlsduselei weiter auf solche Figuren reinfallen ?
Es gibt Leute, die sich anmaßen, Menschen, die sie nicht kennen, die sie nie getroffen, mit denen sie nie geredet haben, ... zu beurteilen oder gar zu verurteilen ... oder sie als "Figuren" herabzuwürdigen.
Sich für die Geschichte und das Schicksal geflüchteter MENSCHEN zu interessieren und ihnen möglicherweise auch noch zu glauben nennen solche Leute "Gefühlsduselei".
Ich glaube nicht, dass es Gefühlsduselei, eher wohl Empathie ist, die Willy Filz seit Jahren antreibt, Bilder von Menschen zumal von Migranten zu fertigen und deren Geschichten zu beschreiben. Auch Sebastiao Salgado ein herausragender Fotograf und Humanist hätte die Geschichte der Migrations- und Flüchtlingsbewegungen nicht dokumentieren können, hätte er nicht auch aus echter Empathie gehandelt. Aber Empathie empfinden wohl nur "gute" Menschen.
So hinterlassen die einen bleibende künstlerische, dokumentarische oder zeitgeschichtliche und vor allem im Humanismus verankerte Werke. Die anderen nur misanthropen Gedankenabfall.
Woher will Dieter Leonard wissen, welche Elsenborner Asylanten ich tagaus tagein treffe ! Egal !
Sein Vorwurf : wer Asylbewerbern nicht aus lauter Empathie Glauben schenke, sondern fordere, dass die Millionen-fachen Migrantenschwärme, die auf Europa zurollen, nur dann Aufnahme finden, wenn sie die Asylgründe stichhaltig belegen können, der sei ein Misanthrop.
Leonard ignoriert geflissen das systematische Pässe-Wegwerfen und die Identitätsbetrügereien auf Asylantenseite, die unsere Asylverfahren so schwierig und langwierig werden lassen.
Zu Willy Filz, seinen Bildern und deren künstlerischer Aussagekraft hatte ich mich gar nicht geäußert.
Ich erinnerte nur daran, dass Empathie kein Nachweis für einen wie auch immer gearteten Asylanspruch ist.
Bin ich dadurch in den Augen des sich in Hermeneutik übenden Dieter Leonard Misanthrop ?
Na dann meinetwegen !